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Drei Wunder zum Glück (German Edition)

Drei Wunder zum Glück (German Edition)

Titel: Drei Wunder zum Glück (German Edition)
Autoren: Alexandra Bullen
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Der Morgen, an dem Hazel Snow achtzehn wurde, begann wie jeder andere.
    Das heißt … irgendwie ätzend.
    Für jemanden, der Ende Dezember Geburtstag hatte, war das ja eigentlich zu erwarten: Während der Rest der Welt nach den Feiertagen seinen Kater ausschlief, um dann auch schon Pläne für Silvester zu machen, war Hazel daran gewöhnt, ein weiteres Lebensjahr ruhig und alleine »zu begrüßen«. In ihrem Fall bedeutete es, diesem Tag nicht allzu viel Bedeutung beizumessen und zu hoffen, dass das kommende Jahr weniger traurig abliefe als das vergangene.
    Diesmal war es nicht anders. Nachdem Hazel dreimal auf die Schlummertaste ihres Weckers gedrückt hatte, setzte sie sich schließlich in ihrem durchgelegenen Futon auf und streckte ihre langen, schlanken Arme über den Kopf.
    Das Futonbett war eine Übergangslösung. Das hatte ihr Adoptivvater Roy jedenfalls gesagt, als er es aus der Stadt mitbrachte. Für ihn war fast alles eine Art Übergangslösung, als ob das Leben aus Phasen bestehe, die jeden Tag vorbei sein könnten.
    Aber das Futonbett, ein Flohmarktfund, bei dem die Hälfte der Kunstholzlatten fehlte, war immer noch da. Genau wie Hazel. Sie hatte sich mit Roy darauf geeinigt, ihren Highschool-Abschluss in San Rafael zu machen, dem verschlafenen Ort in Nordkalifornien. Dort hatte er eine Souterrainwohnung für sie beide gemietet, so dass sie für eine eigene Wohnung nach dem Schulabschluss sparen konnte. Noch ein knappes halbes Jahr und ein permanent steifer Nacken von der klumpigen Matratze – Hazel konnte es kaum erwarten.
    Sie zog die grünweiß karierten Vorhänge zurück, um das graue Morgenlicht hereinzulassen. Ein alter Radiator in der Ecke klickte und zischte, als sie in ihre ausgewaschene schwarze Lieblingsjeans schlüpfte, die am Saum immer noch feucht von den Pfützen gestern war. Wann war sie eigentlich das letzte Mal nicht bei Regen aufgewacht?
    Nachdem sie ihre Zähne geputzt und die vordersten Strähnen ihres schulterlangen blonden Haars zurückgesteckt hatte, betrachtete sie ihr Spiegelbild. Ihr rotbrauner Haaransatz wuchs heraus, und sie nahm sich vor, noch eine Schachtel Nice ’n Easy einzustecken, wenn sie bei ihrem Drogerie-Job das nächste Mal Haarpflegeprodukte einsortieren musste. Bis jetzt hatte sie jeden Tag der Weihnachtsferien dort verbracht, was sie nicht störte, denn sie hatte nichts Besseres vorgehabt.
    Und da fiel es ihr wieder ein.
    Sollte es sich nicht irgendwie besonders anfühlen, achtzehn geworden zu sein?
    Hazels Blick wanderte hinauf zur rechten Ecke des Spiegels. Dort steckte das verblichene Polaroidfoto einer Frau in einer gelben Schürze mit einem pausbäckigen Baby auf der Hüfte. Es war das einzige Foto, das Hazel von sich und Wendy hatte. Jener Frau, die sie als Neugeborenes adoptiert hatte und die kurze Zeit später beim Brand in ihrem Restaurant umgekommen war. Hazel war zu der Zeit noch nicht einmal ein Jahr alt gewesen und konnte sich an ihre Adoptivmutter nicht erinnern. Aber ihr war klar, dass ihr achtzehnter Geburtstag auf jeden Fall anders wäre, wenn Wendy noch leben würde.

    Im Wohnzimmer sah Roy sich gerade die Basketball-Ergebnisse an, als sie an ihm vorbei in die Küche ging. Er stellte leiser, das sollte wohl schon eine Art Geschenk sein.
    »Morgen«, brummte er und kratzte sich zwischen seinem struppigen rostfarbenen Bart am Kinn. Seit dem Herbst ließ er sich den Bart wachsen und fragte Hazel immer wieder, was sie davon hielt. Es war fast – aber nicht wirklich – lustig, wie interessiert er in letzter Zeit an ihrer Meinung war. Die ganze Zeit vorher, als sie zusammengewohnt hatten, hätte sie mit einem blinkenden Leuchtschild an der Stirn und einem Tamburin in jeder Hand herumlaufen können, und er hätte ihr von seinem Sofa-Lieblingsplatz aus wahrscheinlich nicht mehr als einen Seitenblick zugeworfen.
    »Morgen«, erwiderte Hazel, holte eine Schüssel aus dem Geschirrkorb und rieb sie mit ihrem von Motten angefressenen Ärmel trocken. Dann schüttete sie Cheerios hinein und aß sie wie immer im Stehen an der Spüle, während sie aus dem Fenster sah.
    »Ich kann dich zur Arbeit fahren, wenn du möchtest«, bot Roy vom Sofa aus an, während er mit dem Löffel den letzten Rest Milch aus seiner Schüssel kratzte.
    »Nein, danke«, antwortete Hazel automatisch, stellte den Wasserhahn an und ließ einen Pappbecher volllaufen. Sie trank ihn in einem Zug leer und hoffte, dass das Thema damit erledigt war. Roy hatte versichert, er sei ein Jahr
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