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030 - Das Schloß der Vampire

030 - Das Schloß der Vampire

Titel: 030 - Das Schloß der Vampire
Autoren: Peter Saxon
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schrie ihnen etwas in einer Sprache zu, die Mike nicht verstand, aber dem Tonfall nach klang es wie ein Fluch.
    Mike hatte plötzlich Angst. Er wußte zwar, nicht wovor, aber ein Gefühl von Furcht überkam ihn, und er spürte den Befehl, sich zu ergeben, sich einem stärkeren Willen zu beugen.
    Nur diese Erkenntnis war in ihm. Alles andere war wie weggewischt. Dann flüsterte etwas in ihm: „Knie dich nieder. Wehre dich nicht. Kämpfe nicht dagegen an. Entspanne dich.“
    Er starrte sie an. Sie war schön. Nie hatte er eine aufregendere Frau gesehen. Und sie verlangte nach ihm, das wußte er. Ihr Lächeln betörte ihn. Er brauchte sich nur zu entspannen.
    Ein Knall. Ein Schuß aus Ashes Pistole. Die Kugel schlug auf dem Boden vor ihren Füßen auf und prallte in die Dunkelheit hinein. Die wirbelnden gefährlichen Gedanken verschwanden wie von Zauberhand fortgewischt. Mike blickte Ashe erstaunt an.
    „Sie ist es!“ brüllte der Amerikaner. „Sie beeinflußte Penny und Ridgeway. Und nun versuchte sie ihre Fähigkeiten an uns. Sie ist die Hexe, Mike!“
    „Dann töten Sie sich doch“, schrie Mike.
    „Verdammt, ich kann es nicht. Sie ist trotzdem eine Frau, und wir müssen ihr helfen, wenn wir es vermögen.“
    „Ihr helfen!“ Mike dachte an Penny. „Wir müssen sie umbringen!“ Aber immer noch konnte er nicht so recht glauben, daß in der farblosen kleinen Hilde Schultz diese diabolischen Kräfte stecken sollten.
    Der Pistolenschuß hatte Hildes Konzentration gestört, gerade als sie glaubte, die Gehirne der Männer endlich unter Kontrolle zu haben. Sie hatte schon einmal bei ihnen versagt, aber vermutlich nur, weil sie zuviel auf einmal tun mußte, weil ihre Kraft zu sehr gefächert war. Aber nun brauchte sie sich nur auf die beiden zu konzentrieren. Da knallte der Schuß.
    Wäre es ihr gelungen, das Gehirn des Mannes zu lähmen, dessen Finger am Drücker lag, hätte nichts passieren können. Aber der Mann mit der Pistole war eine granitharte Persönlichkeit mit einer Willenskraft, die ihren starken, hoch entwickelten Fähigkeiten widerstand. Zum ersten mal war sie sich der Grenze ihrer Macht und der Verwundbarkeit ihres Körpers bewußt.
    Nie zuvor hatte jemand diese Fähigkeit in ihr erkannt. Nie zuvor hatte jemand sich ihren geistigen Befehlen widersetzt, nicht einmal in ihrer Kindheit, als ihr Talent noch kaum entwickelt war. Mit der Pubertät erst war es zur vollen Entfaltung gekommen, aber zur gleichen Zeit wurde ihr auch klar, wie gefährlich es wäre, wenn jemand davon erführe. Sie mußte nach einer Tarnung suchen: Sie mimte eine unscheinbare, unbeachtete, ja von jedem übersehene Persönlichkeit. Sie tat es nicht gern und es fiel ihr erst leichter, als sie erkannte, wie vollkommen sie Laura Dasart beherrschen und beeinflussen konnte. Das gab ihr fast eine zweite Persönlichkeit, einen zweiten Körper.
    Dann lernte sie Graf Zapolia kennen. Sofort erkannte jeder von ihnen die dunklen Mächte im anderen, und sie wußten, daß eine Vereinigung ihre Kräfte verdoppeln würde.
    In Laura Dasart sah Zapolia die Gefährtin, die er seit langem suchte. Hilde Schultz hatte ihm versprochen, sie nach Bast zu bringen. Und es war ihr auch, ohne Verdacht zu erregen, gelungen- bis zum Ende.
    Und nun war das Ende da. Zapolia war tot!
    Er hatte ihr soviel versprochen. Sie würde die Metamorphose erlernen und sich, wann immer sie wollte, in eine Fledermaus oder einen Wolf verwandeln können. Er hatte ihr Macht über die Körper von Männern und Frauen zugesagt. Schon lange träumte sie davon. Und nun würden ihre Träume sich nie erfüllen.
    Jetzt, da ihre Fähigkeiten bekannt waren, würden ihre Feinde einen Weg finden, sie zu vernichten.
    Plötzlich wurde ein unbekanntes Gefühl in ihr wach. Es vermittelte ihr Kraft und die Gewißheit, daß sie etwas tun konnte, wovon sie bisher nur träumte. Das Gefühl wuchs in ihr und raste durch ihre Adern wie Feuer und Eis. Sie wußte nun, wie sie ihre Kraft verdoppeln und verdreifachen und wie sie sie benutzen konnte, ihre Freiheit zu bewahren. Und sie wußte auch, woher diese neue Kraftquelle kam.
    Zapolia lebte. Sie spürte seine Unterstützung, er übertrug seine Kraft auf sie. Sie mußte sofort handeln.
    „Um Gottes willen, was macht sie denn jetzt?“ schrie Mike.
    Die Frage beantwortete sich von selbst, als sie sich ihre Kleider vom Leibe riß, bis sie nackt vor ihnen stand und ihre Gestalt sich zu wandeln begann.
    Ihr Körper zuckte und krümmte sich, wurde undeutlich,
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