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Wolken über der Wüste

Wolken über der Wüste

Titel: Wolken über der Wüste
Autoren: Diana Palmer
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1. KAPITEL
    E ine sehr blonde, sehr elegante Frau ganz in Rot betrachtete eingehend die berühmte Mona Lisa. Neben ihr stand ein großer dunkelhaariger Mann. Die Frau machte offenbar eine spitze Bemerkung, denn der Mann lachte. Es sah aus, als ob die beiden am liebsten mehr Zeit vor dem Gemälde von Leonardo da Vinci verbracht hätten, aber hinter ihnen hatte sich eine lange Schlange von Touristen gebildet, die allmählich ungeduldig wurden. Einer der Besucher richtete eine Kamera auf das zeitlose Meisterwerk, das durch dickes kugelsicheres Glas geschützt war, aber ein Wächter hatte ihn entdeckt, bevor er auf den Auslöser drücken konnte.
    Brianne saß auf einer nahen Bank und betrachtete interessiert die Besucher. Sie trug Shorts und ein knappes Top, hatte das blonde Haar zu einem Zopf zusammengefasst und den Rucksack lässig über die schmale Schulter gehängt. Mit den grünen Augen, die amüsiert funkelten, sah sie aus wie eine Schülerin, was sie auch war. Mit beinahe neunzehn ging sie auf die „Internationale Schule“, ein exklusives Mädcheninternat am linken Seineufer in Paris. Sie fühlte sich unter den anderen Schülerinnen nicht besonders wohl, wahrscheinlich, weil sie ursprünglich nicht aus reichem Haus stammte wie die anderen.
    Ihre Eltern hatten eher zur Mittelklasse gehört, und erst als ihre Mutter in zweiter Ehe den international bekannten Ölmagnaten Kurt Brauer heiratete, wurde Brianne auf das Internat geschickt. Wenn sie die Wahl gehabt hätte, wäre sie lieber in eine normale Schule in der Nähe ihres neuen Zuhauses gegangen, aber Kurt Brauer mochte seine Stieftochter nicht besonders. Außerdem war seine neue Frau schwanger, und da war Brianne nur im Weg. Ein Internat in Paris schien die ideale Lösung zu sein.
    Es schmerzte immer noch, dass ihre Mutter nicht protestiert hatte.
    „Du wirst sehen, es wird dir gefallen, mein Liebes“, hatte Eve nur gesagt und aufmunternd gelächelt. „Du wirst viel Taschengeld bekommen im Gegensatz zu früher, ist das nicht herrlich? Dein Vater hat immer nur das Allernötigste verdient und sich nie um Geld gekümmert.“
    Solche Bemerkungen hatten das Verhältnis zwischen Brianne und ihrer zierlichen blonden Mutter nicht gerade gebessert. Eve war eine liebenswürdige, wenn auch egoistische Frau, die immer genau wusste, was für sie von Vorteil war. Sie hatte sich fest vorgenommen, Brauer zu heiraten, und war dabei systematisch vorgegangen. Schon fünf Monate nach dem Tod von Briannes geliebtem Vater war ihre Mutter nicht nur wieder verheiratet, sondern auch schwanger. Und das bescheidene, doch dabei gemütliche Apartment in Atlanta war gegen eine Villa in Nassau auf den Bahamas eingetauscht worden.
    Kurt Brauer war wohlhabend, obgleich Brianne keine Ahnung hatte, woher sein Reichtum stammte. Er hatte angeblich etwas mit der Entdeckung von neuen Ölquellen zu tun, allerdings gingen merkwürdige, gefährlich aussehende Männer in seinem Büro ein und aus. Er besaß ein Haus in Nassau, außerdem Ferienhäuser in Barcelona und an der Riviera und eine Yacht, die ihn zu seinen verschiedenen Domizilen brachte. Seine Limousinen wurden von Chauffeuren gelenkt, und er speiste gern vornehm und vor allen Dingen sehr teuer. Eve war so richtig in ihrem Element. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie reich. Brianne hingegen fühlte sich nicht wohl. Und Kurt hatte sehr schnell gemerkt, was sie von ihm hielt, und sie weit weg geschickt.
    Sie sah sich interessiert in der Ausstellungshalle um. Der Louvre hatte sie von Anfang an fasziniert, und sie verbrachte viel Zeit in den alten Räumen dieses ehemaligen Palastes. Vor kurzem war hier wieder renoviert worden. Einige der Veränderungen waren nicht unbedingt nach Briannes Geschmack, vor allen Dingen nicht die riesigen modernistischen Pyramiden, aber sie liebte die Ausstellungen. Und sie war so jung, dass man ihr ihre Begeisterung über neue Erfahrungen am Gesicht ablesen konnte. Ihr fehlte vielleicht noch eine ausgereifte Bildung, doch das machte sie durch ihren jugendlichen Schwung wett.
    Ein Mann, der vor einem der italienischen Gemälde stand, erregte ihre Aufmerksamkeit. Er schien das Bild nicht zu betrachten, sondern starrte mit seinen dunklen Augen in dem angespannten Gesicht vor sich hin, mit einem Ausdruck, als quäle ihn etwas.
    Irgendwie schien ihr der Mann vertraut zu sein. Er hatte dichtes dunkles Haar, das anfing sich silbergrau zu färben. Er war groß, hatte breite Schultern und schmale Hüften. Ihr fiel auf,
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