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0290 - Der tödliche Golem

0290 - Der tödliche Golem

Titel: 0290 - Der tödliche Golem
Autoren: Jason Dark
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durchfuhr mich. Der Kelch des Feuers war verschwunden!
    ***
    Im ersten Augenblick wußte ich nicht, was ich sagen sollte. Ich war einfach sprachlos. Das Blut schoß mir in den Kopf und drückte auch gegen meine Augen.
    Das durfte es nicht geben. Schnell wie eine Schlange fuhr ich herum, suchte die nähere Umgebung ab, was Bill überhaupt nicht bemerkte, und sah nur Steine und Gras.
    Keinen Kelch!
    Weggeworfen oder aus der Hand gegeben hatte ich ihn nicht. Er konnte sich meiner Ansicht nach nur auf völlig unnatürliche und geheimnisvolle Weise aufgelöst haben.
    »Gib dir keine Mühe, John Sinclair«, vernahm ich eine Frauenstimme. »Ich habe den Kelch zu mir geholt!«
    Tanith redete!
    Wieder fuhr ich herum, weil ich das Gefühl hatte, sie würde neben mir stehen, denn so deutlich war ihre Stimme an meine Ohren geklungen.
    Das stimmte nicht. Tanith war nicht zu sehen, und nur der Wind hatte ihre Stimme aus der Unendlichkeit der Dimensionen herbeigetragen.
    »Warum, Tanith?« Ich stand da und breitete die Arme aus.
    »Weil ich ihn haben möchte, John. Du weißt selbst, daß ich zu schwach bin, um die Kugel zu holen. Ich kann hier aus dieser Dimension nicht heraus, und auch meine Magie hat Grenzen, die aber erweitert werden können, wenn ich die Kugel bekomme. Sie hat mir im Leben gehört und soll mir auch in der anderen Welt gehören. Wenn es dir gelingen sollte, an sie heranzukommen, wirst du sie mir geben müssen, denn ich kann dir mit Kelch und Kugel besser helfen, als würden die beiden Dinge bei dir stehen.«
    Das mußte ich akzeptieren, und ich stellte auch keine weiteren Fragen mehr, die sich direkt darauf bezogen. Nur wollte ich wissen, wo ich die Kugel fand.
    »In deiner Nähe«, hörte ich Tanith reden. »Sie ist nicht weit von dir entfernt, und dennoch wirst du es schwer haben, sie zu erreichen, mein Lieber.«
    »Kannst du mir Hinweise geben?«
    »Denk an den Golem, aber er ist nicht allein, John Sinclair. Und du mußt auf deinen Freund achten. Es wird sehr, sehr schwer…« Das waren ihre letzten Worte, bevor sie verschwand.
    Ich aber stand da und kam mir verloren vor. Ein Blick nach links zeigte mir Bill Conolly.
    Ein deprimierter Mensch, am Ende seiner Kraft. Völlig fertig, ein Mann, der ins Krankenhaus mußte, doch wo gab es die nächste Klinik? Ich wußte ja nicht einmal, in welch einem Land ich mich überhaupt befand.
    Das konnte überall auf der nördlichen Halbkugel sein.
    Ich ging zu meinem Freund und stieß ihn an. »Bill, komm wieder zu dir, bitte!«
    Mit einer unendlich müde wirkenden Bewegung hob er den Kopf. »Laß mich doch hier sitzen, es hat alles keinen Sinn.«
    Wenn einer Bill Conolly verstand, dann war ich es. Es war mir schon ähnlich gegangen. Auch ich hatte mich deprimiert gefühlt, als Jane Collins von meiner Seite gerissen worden war. Sicher war die Verbindung zwischen Bill noch stärker.
    Hinzu kam noch seine Verletzung.
    »Wie stark sind deine Schmerzen?« fragte ich.
    Er hob die Schultern. »Die rechte Seite steht in Flammen«, gab er gepreßt zurück.
    »Kannst du laufen?«
    »John!« Bill schaute zu mir hoch. »Willst du mich nicht einfach hierlassen und allein losziehen. Es ist wirklich das beste, was wir machen können. Ich wäre nur für dich ein Hindernis.«
    »Das wärst du auch, wenn ich dich nicht mitnähme.«
    »Wieso?«
    »Ich müßte immer an dich denken und würde mir die schwersten Vorwürfe machen.«
    »Ach, John, es hat doch keinen Sinn mehr.«
    Weitere Diskussionen nutzten nichts mehr. Ich bückte mich und sah zu, daß mein Freund auf die Beine kam. Bill tat sich sehr schwer. Als er sein Gewicht auf das rechte Bein verlagerte, zuckte er zusammen, wobei ein Stöhnlaut aus seiner Kehle drang. Ich faßte sofort nach, Bill lehnte sich gegen mich und preßte seinen linken Fuß hart gegen den Boden.
    »Geht es so?« fragte ich.
    »Einigermaßen.«
    Es gelang mir, einen Blick auf die Wunde zu werfen. Sie sah ziemlich böse aus und war auch schon verkrustet. Ob die Silberkugel noch in der Hüfte steckte, konnte ich nicht erkennen, jedenfalls mußte ich meinen Freund so rasch wie möglich in ein Krankenhaus schaffen.
    In dieser Einöde ein Spital zu finden, war ein Ding der Unmöglichkeit.
    Wenn ich nur gewußt hätte, wo wir uns befanden! Ich schaute mir die nähere Umgebung an, soweit es die herrschende Dunkelheit zuließ.
    Zunächst einmal war es eine klare Nacht. Unendlich weit wölbte sich der Sternenhimmel über uns. Wir standen auch selbst hoch, und als ich nach
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