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0290 - Der tödliche Golem

0290 - Der tödliche Golem

Titel: 0290 - Der tödliche Golem
Autoren: Jason Dark
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ich daran dachte, was alles hinter mir lag.
    Diese Verbindung zwischen Kelch und Kreuz hatte mir ermöglicht, unsichtbar zu werden. Durch eigenen Wunsch hatte ich mich dorthin teleportieren können, wo ich gern gewesen wäre, und so war es mir gelungen, als Unsichtbarer den Conollys zu Hause einen Besuch abzustatten. In einem Haus, wo Shao, Suko, der kleine Johnny und Nadine, die Wölfin, verzweifelt auf die Rückkehr der beiden wichtigen Menschen warteten.
    Im Vorhof der Hölle war ich jedoch nicht als Unsichtbarer erschienen, sondern in meiner normalen Gestalt, denn dort hatte die Verbindung zwischen Kelch und Kreuz nicht bestanden.
    Es war ein Schweben und Gleiten. Meine Gedanken wurden ausgeschaltet, das Gehirn lag frei für neue Eindrücke, aber sie kamen nicht. Taniths Geist hielt sich zurück, sie wollte uns nicht führen, obwohl ich ihr Gesicht auf dem Boden des Kelchs sah.
    Ich hatte mich auf die Kugel konzentriert, denn ich wollte in ihrer Nähe bleiben. Vielleicht führte über sie der Weg auch zu Sheila.
    Bills Gewicht merkte ich nicht mehr.
    In dieser Dimension waren die Gesetze der Schwerkraft aufgehoben, aber ich wußte, daß es meinem Freund schlecht ging. Er mußte so rasch wie möglich in die Hände eines Arztes, sonst war alles zu spät.
    Wo und wann würden wir »landen«?
    Diese Frage stellte ich mir immer wieder. Ich hatte jegliches Gefühl für Zeit verloren, wußte nicht, ob ich eine Minute oder eine Stunde unterwegs war, die Magie trieb uns voran, und ich ließ mich gern treiben.
    Urplötzlich war alles anders.
    Unter meinen Füßen spürte ich einen Widerstand. Die Schwärze wich, es war zwar noch dunkel, aber nicht mehr so schlimm wie zwischen Raum und Zeit.
    Und es wurde kühl.
    Ich merkte den Wind, der mir entgegenfuhr, nahm ihn dankbar auf, atmete eine frische Luft und schaute in die Höhe.
    Ein herrlicher Himmel. Bedeckt mit zahlreichen Sternen. Dieses Bild deutete auf eine klare Nacht hin, falls ich mich auf der Erde befand. Und das war die Frage.
    Ich orientierte mich an den Gestirnen, schaute sehr genau nach und kam zu dem Entschluß, daß uns die eigene Welt wiederhatte.
    Das gab mir Mut.
    »John?« Die schwache Stimme meines Freundes Bill drang an meine Ohren. Ich drehte mich um und sah ihn hocken.
    Er saß auf dem Boden, der Wind wühlte sein Haar hoch, das Gesicht leuchtete bleich, und er hatte eine Hand gegen die rechte Hüfte gepreßt, denn dort hatte ihn das Silbergeschoß getroffen.
    Auch ich ging in die Knie und brachte mein Gesicht ziemlich dicht an das meines Freundes.
    »Verdammt, John, was ist geschehen?«
    Die Frage erschreckte mich ein wenig. Dem Reporter ging es mies.
    Wahrscheinlich hatte er Fieber. Haut und Augen glänzten. Auf der Haut lag der Schweiß, in seinen Pupillen jedoch las ich einen Glanz, den eigentlich nur eine Krankheit hervorrufen konnte.
    »Wir haben es geschafft«, gab ich die optimistisch klingende Antwort.
    »Nicht mehr in der Hölle?«
    »Nein, Bill.«
    Mein Freund lächelte, wurde aber wieder sehr schnell ernst, denn er fragte sofort nach Sheila.
    Ich schwieg.
    »John!« Er streckte seinen Arm aus und berührte meine Schulter. Die Finger klammerten sich fest. »John, ich will eine Antwort von dir haben. Was ist mit Sheila?«
    Ich schaute an Bills Schulter vorbei, und mein Blick verlor sich in der Dunkelheit. Zum Teufel auch, es war so schwer, ihm die Wahrheit zu sagen. Er hockte verletzt vor mir, zitterte um seine Frau und fieberte im wahrsten Sinne des Wortes.
    »Leider konnte ich nur dich retten«, flüsterte ich nach einer Weile.
    Bills Hand rutschte von meiner Schulter ab und fiel schwer zu Boden.
    »Nicht geschafft!« hauchte er. »Nicht geschafft…« Er schluchzte auf. »Es war alles umsonst…«
    Was sollte ich dazu sagen? Ihn trösten? Nein, das konnte ich nicht, denn mich quälten ähnliche Gedanken. Sheila Conolly befand sich in der Hand des Teufels, daran gab es nichts zu rütteln. Und sie würde sicherlich jetzt von Jane Collins und Wikka, der Oberhexe, beeinflußt werden. Konnte sie sich dagegen anstemmen?
    Es war so verflucht schwer, hier mehr zu sagen, weil alles nur auf der reinen Spekulation beruhte.
    Bill war völlig fertig. Sein Oberkörper war nach vorn gesunken. Er hockte auf der Erde, schüttelte hin und wieder den Kopf, und ich hörte sein Schluchzen.
    Ich hatte mich in der letzten Zeit nur auf ihn konzentriert, die Umgebung kaum beachtet, und als ich jetzt genauer nachschaute, da fiel mir etwas auf.
    Heißer Schreck
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