Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0290 - Der tödliche Golem

0290 - Der tödliche Golem

Titel: 0290 - Der tödliche Golem
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Die Augen der Männer blickten müde. Sie hatten die Rede gehört, doch die Worte hatten sie nicht mitgerissen. Chavir, ihr Anführer, war groß mit Worten, aber klein mit Taten. Er hatte bisher wenig gekämpft und wartete immer darauf, daß es einmal besser wurde.
    Wer konnte das schon sagen?
    Sie kamen aus der Großstadt, hatten jahrelang in England gelebt und studiert. Nun brauchte die Heimat sie. Im Libanon wurde gekämpft. Aus den Bergen dieses krisengeschüttelten Landes war der Ruf gekommen, der auch sie an die Waffen trieb.
    Man hatte Chavir, einen Rebellen, geschickt. In London hatten sie sich versammelt und waren gemeinsam in die Berge gefahren, um dort von IRA-Leuten ausgebildet zu werden.
    In geheimen Camps wurden sie trainiert. Man schlug und prügelte ihnen den Wohlstand aus den müden Knochen und machte die jungen Männer zu Kämpfern.
    Noch war alles Theorie, aber das sollte sich bald ändern. Aus der Heimat waren alarmierende Nachrichten eingetroffen.
    Chavir blieb in seiner Pose. Er trug einen schwarzen Kampfanzug und ein ebenfalls schwarzes, schiefsitzendes Barret auf dem Kopf. Die Lederstiefel reichten fast bis zu den Knien. Die Ärmel der Kampfjacke hatte er nach oben gekrempelt, in seinem bärtigen Gesicht glühten die Augen in einem fanatischen Feuer.
    Ja, sie hätten wirklich keinen wilderen als Chavir schicken können. Er war durch die Hölle gegangen, kannte die Folter und das Töten. Hatte in Lagern gesessen, war einmal der Verlierer gewesen und dann wieder der Gewinner.
    Die Verantwortlichen setzten Vertrauen in ihn, deshalb schickten sie ihn auch los, um die verstreut lebenden Mitglieder des Drusen-Volkes zu mobilisieren.
    Die fünf Männer hatten die Worte des Anführers gehört. Antworten gaben sie nicht, sondern senkten ihre Köpfe und schauten in die zuckenden Flammen, die sich tanzend in den kleinen mit Steinen eingefaßten Feuerstelle bewegten.
    »Ihr sagt nichts?« fragte Chavir.
    Ein schmalhüftiger junger Mann mit einer getönten Kampfbrille vor den Augen, hob seinen Blick. »Was sollen wir dazu sagen, Chavir?«
    »Hat euch meine Rede nicht gefallen?«
    »Schon.«
    »Aber?«
    »Der Libanon ist weit.«
    Chavir lachte und stemmte seine Hände in die Hüften. »Das weiß ich selbst, Freunde. Unser Land ist weit. Aber unser Land braucht Kampfer. Harte Männer, um die Feinde zu besiegen.«
    »Das hast du schon einmal gesagt«, meldete sich ein anderer. »Aber was schlägst du genau vor?«
    Das war der Punkt, auf den Chavir hinauswollte. Er hatte es bewußt darauf ankommen lassen. »Ich habe euch schon gesagt, daß es mit Waffen manchmal nicht geht. Deshalb müssen wir Kräfte mobilisieren, über die andere vielleicht lachen, die mir aber bekannt sind. Ich weiß, wovon ich rede, und ich werde sie auch einsetzen.«
    »Wovon sprichst du?« fragte der erste Frager wieder.
    Das bärtige Gesicht des Anführers verzog sich zu einem Lächeln. »Das will ich dir genau sagen. Das Gute steht auf unserer Seite. Wir kämpfen für unser Volk. Aber es wird schwer sein, und ich habe mir gedacht, wenn das Gute auf unserer Seite steht, können wir einfach alles einsetzen.«
    »Die Atombombe?« fragte jemand mit etwas zittriger Stimme.
    »Schlimmer«, antwortete Chavir.
    Die Leute schwiegen. Mancher bekam ein ungutes Gefühl. Ein leichtes Hüsteln durchbrach den Ring des Schweigens. Nur das Holz verbrannte knisternd unter den tanzenden, kleinen Flammenzungen und sprühte manchmal als Spur in die Höhe.
    »Rede endlich!« wurde Chavir aufgefordert.
    »Schlimmer als eine Atombombe«, sagte er, »kann eigentlich nur eines sein. Der Teufel, der Scheitan, die Hölle. Und ihre Hilfe werden wir in Anspruch nehmen. Ich sage nur ein Wort. Schwarze Magie!«
    Er hatte sich vorgebeugt, seine Augen glänzten, die Arme waren ausgestreckt, die gespreizten Hände befanden sich über den zuckenden Flammen und wurden als übergroße Schatten gegen die Felswand gemalt.
    Niemand antwortete ihm.
    Die jungen Männer saßen da und schwiegen. Bei zweien von ihnen zuckten die Mundwinkel, ein Zeichen, daß sie sich ein kleines spöttisches Lächeln leisteten. Das war auch alles.
    »Was sagt ihr?« rief Chavir.
    »Nichts!«
    »Und warum nicht?«
    »Weil so etwas nicht geht!« wurde dem Rebellenführer geantwortet.
    Chavir bekam einen Wutanfall. Er stampfte mit dem Fuß auf und fuhr den Zweifler an. »Willst du mich einen Lügner nennen, du Sohn einer elenden Kröte?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Ich habe es so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher