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0290 - Der tödliche Golem

0290 - Der tödliche Golem

Titel: 0290 - Der tödliche Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vorn blickte, sah ich die zahlreichen Schatten, die sich wie die Höcker vieler nebeneinanderstehender Kamele vom ebenfalls dunklen Untergrund abhoben.
    Es war sicherlich eine Hügelkette, die da in meinen Sichtkreis geraten war.
    Wir standen ebenfalls auf einem Hügel. Bewachsen war er mit zähem Gras. Ich sah zahlreiche Steine und auch etwas Graues, das sich wie ein gewundenes Band in die Tiefe schlängelte.
    Ein Pfad!
    Ob er zu einer Straße führte und die schließlich zu einer Absiedlung, wo wir Menschen fanden? Vielleicht auch ein Telefon? Das wäre alles fantastisch gewesen.
    Zukunftsträume, die Wirklichkeit sah anders aus. Man konnte das Gelände als unwegsam bezeichnen, aber es war nicht zu schwierig für mich. Für mich allein, wohlgemerkt, aber ich hatte einen Verletzten bei mir, und Bill brauchte all meine Fürsorge.
    Wir mußten bergab. Auf den ersten Yards, die ich Bill über Steine schleppte, um den Pfad zu erreichen, stöhnte er ein paarmal sehr tief auf. Immer dann, wenn er mit dem linken Fuß auftrat. Sein Gesicht verzerrte sich jedesmal. Er biß die Zähne so hart aufeinander, daß sie anfingen zu knirschen, aber er hielt durch.
    Auf dem Weg ging es besser. Dann wurde er steiler, die Kurven enger.
    Über die Kuppen der Hügel pfiff der Wind. Er fuhr in unsere Gesichter, kühlte den Schweiß auf unseren Stirnen, trocknete ihn weg, und ich hatte Mühe, den Halt zu finden, den ich brauchte. Bills Gewicht drückte mich zur Seite.
    Mir wollte die Umgebung einfach nicht aus dem Kopf. Wohin ich auch schaute, es kam mir alles so bekannt vor. Nicht daß ich hier schon hergegangen wäre, aber dieses Mittelgebirge konnte sogar in England oder zumindest in einem Staat ähnlicher Vegetation liegen.
    War ich tatsächlich so ein Glückspilz?
    Lichter sah ich keine, so sehr ich auch suchte. Die Hügelkuppen nahmen mir die Sicht, denn Ansiedlungen und Orte befanden sich zumeist in den Tälern.
    Etwa eine halbe Stunde waren wir unterwegs, und Bill hielt sich verdammt tapfer. Nur hin und wieder stöhnte er auf, denn preßte er auch den Namen seiner Frau durch die Zähne, und wenn ich eine Pause vorschlug, so schüttelte er wütend den Kopf.
    Die Vegetation veränderte sich. Was ich vorhin als Hügelkuppe zu sehen geglaubt hatte, entpuppte sich als Wald, der auf den sanft gerundeten Bergen wuchs. Wind fuhr in die Kronen der Bäume und bewegte sie.
    Blätter taumelten durch die Luft, das Gras wurde wie von streichelnden Händen gekämmt, und mein Blick fiel in ein Tal.
    Ich entdeckte einen großen Stein, der zum Sitzen einlud. Diesmal hatte Bill nichts gegen eine Pause einzuwenden. Als er saß, lehnte er sich an mich, drückte seinen Kopf in den Nacken und flüsterte einige Worte, die ich nicht verstand.
    »Was ist los, Bill?«
    »Verdammt, John, ich brauche Wasser. Ich habe das Gefühl, innerlich zu verbrennen.«
    Ein heißer Schreck durchfuhr mich. Zwar war ich kein Arzt, aber wer so wie Bill reagierte, und das wußte ich genau, der steckte voller Fieber.
    Nur so ließ sich sein großer Durst erklären.
    »Ich suche eine Quelle oder einen Bach«, schlug ich meinem Freund vor. »Bleibst du hier?«
    »Okay, aber beeil dich.«
    »Klar, Alter.« Ich lächelte und fügte voller Optimismus hinzu: »Wir schaffen es schon!«
    Damit machte ich mir selbst Mut. Und den brauchte ich wirklich, um das alles ins Lot zu bekommen, was vor mir lag.
    Wo Wald wächst, da gibt es auch Wasser. Diese alte Regel hatte überall Bestand, und sie würde auch hier in den Bergen erst recht nicht abweichen.
    Schon bald hatte mich der Wald verschluckt. Kaum befand ich mich zwischen den Bäumen, als ich stehenblieb. Wenn irgendwo in den Bergen Wasser floß, war dies auch zu hören.
    Auf dieses Geräusch konzentrierte ich mich.
    Ich lauschte und hörte nur das Rauschen der Blätter über mir. Der Wind fuhr durch die Zweige der Bäume, viele Blätter zitterten, einige fielen ab und bedeckten den Boden wie ein bunter Teppich.
    Das Gelände fiel ab. Wieder lief ich ein paar Schritte, und ich hatte tatsächlich noch einmal Glück.
    In der Nähe vernahm ich ein anderes Geräusch. Ein Plätschern, ein Zischen, das entstand, als Wasser über Steine huschte.
    Es mußte in meiner Nähe sein, mich hielt nichts mehr, und schon bald stellte ich fest, daß der Untergrund nicht nur weicher, sondern auch feuchter wurde.
    Noch etwas geschah.
    Der Wald trat zurück. Es gab größere Lücken zwischen den einzelnen Bäumen, ich bekam freie Sicht, sah das helle Wasser

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