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0235 - Ein Boxer wehrt sich seiner Haut

0235 - Ein Boxer wehrt sich seiner Haut

Titel: 0235 - Ein Boxer wehrt sich seiner Haut
Autoren: Ein Boxer wehrt sich seiner Haut
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mir, der angekündigte Spaß müsse etwas mit dem Fall zu tun haben, der uns so große Sorgen machte.
    Bei Neville durfte man das Wort Spaß nicht zu genau nehmen. Der hielt es auch für einen Spaß, wenn er mit der Maschinenpistole unterm Arm auf Gangsterjagd ging. Ich sagte also, es sei mir ein Vergnügen, und mein Freund fügte sich achselzuckend..
    Gegen Mittag entschloss ich mich schweren Herzens, den Brief des Empfangschefs des Breslin abzusenden. Spätestens am nächsten Morgen würde der Anwalt unter Heranziehung aller nur erdenklicher Paragrafen über uns herfallen, und es würde schwer, wenn nicht gar unmöglich sein, ihn abzuwimmeln. -Jacky Carver saß immer noch zu Hause und hielt durch regelmäßige Anrufe die Fiktion aufrecht, er sei um June besorgt.
    ***
    Am Abend zogen wir alle drei in Räuberzivil los. Das Letztere hatte Neville sich ausdrücklich ausbedungen. Mit gelindem Schrecken bemerkte ich, dass er das, was er seinen »Geigenkasten«, nannte, unter den linken Arm geklemmt hatte. Dieser »Geigenkasten« enthielt eine ausgewachsene Maschinenpistole, mit der er umzugehen verstand, wie das eben nur ein alter G-man aus der Zeit des Alkoholverbots fertigbringt.
    Auch meinen Jaguar hatte ich auf seinen besonderen Wunsch im Stall gelassen. An der 42. Straße stiegen wir die Treppe zur IRT-U-Bahn hinab. Der Nebel hatte sich verzogen und stattdessen regnete es.
    Es war zehn Uhr, aber gerade dieses Regens wegen waren mehr Leute auf dem Bahnsteig als gewöhnlich. Fünf Minuten später donnerte der Express herein und hielt an der Bahnsteigkante. Der Ansturm war so heftig, dass wir aufpassen mussten, um nicht getrennt zu werden. Die Sitzplätze waren vergeben und so hingen wir an den Lederriemen, die von der Decke herabbaumelten. Dann knallten die Türen, und der Zug donnerte weiter.
    Es war schwül, dumpf und stinkig in dem Wagen. Der Geruch von Schweiß, schlechtem Tabak und nassen Kleidern vermischte sich. Der Anfang unseres Ausflugs war jedenfalls alles aridere als ein Spaß. Wir stoppten verschiedene Male, und erst vor der Haltestelle Chambers Street begann Neville, sich zum Ausgang durchzudrängen.
    Wir schlugen die Kragen der Regenmäntel hoch und zogen unsere Schlägermützen in die Stirn. Dann trabten wir nach Osten. Wo anders würde Neville uns auch hinführen, wenn er Spaß haben wollte?
    An der City Hall führte uns Neville in Richtung Brooklyn Bridge, bog aber dann in die Jacob Street und damit in den finstersten Teil des East Ends ein.
    Hier sieht es noch aus wie vor hunderten Jahren, und es wird auch in hundert Jahren noch so aussehen.
    Winklige Straßen und Gässchen mit schmalen, alten, teils baufälligen Häusern mit halb verrosteten Feuerleitern, aus denen Wäschestücke aller Art baumeln, Kneipen und Bars, die teilweise so klein, so schlecht beleuchtet und so verborgen sind, als schämten sie sich ihres Daseins.
    Cliff Street.... Dies war die Hochburg der Taschendiebe und allen möglichen anderen lichtscheuen Gesindels. Hier schien Neville sich bestens auszukennen.
    Alle paar Schritte stupste er uns an, um uns auf eine besondere Type aufmerksam zu machen. Und endlich steuerte er quer über die Straße auf eine besonders finstere Kneipe zu, deren Schild den Namen Death Dungeon verkündete.
    Das Lokal war ein Schlauch von ungefähr zehn Fuß Breite und fünfzig Fuß Länge. Er reichte gerade für die Bartheke mit ihren Hockern und einer langen Reihe kleiner, runder Tische. An den Wänden hatte ein gar nicht ungeschickter Maler sich ausgetobt.
    Neville dirigierte uns zur Bar, wo wir es uns gemütlich machten. Die Mäntel legten wir in Griffweite über das Messingrohr, das die Bar entlanglief, und die Mützen nahm sowieso keiner ab. Neville übernahm die Bestellung, und als ich die weit über den Eichstrich gefüllten Gläser sah, konnte ich einen Schluss auf seine Intimität mit dem stiernackigen, tätowierten Wirt ziehen.
    Wir tranken und rissen schlechte Witze.
    Das mochte schon ungefähr ein und eine halbe Stunde so gegangen sein, als ich bemerkte, wie sich Nevilles Augen zu gefährlichen, kleinen Schlitzen zusammenzogen, und er begann an seinem »Geigenkasten«, den er auf den Knien hielt, herumzufummeln.
    Phil und ich merkten, wie das Barometer stand, und griffen nach den Pistolen.
    Die drei Mann, die sich da wie eine Armada von Schlachtschiffen zur Tür hereinschoben, schienen auch dem Wirt keine besondere Freude zu bereiten.
    Es waren Berge von Muskeln und Knochen. Gesichter wie
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