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0235 - Ein Boxer wehrt sich seiner Haut

0235 - Ein Boxer wehrt sich seiner Haut

Titel: 0235 - Ein Boxer wehrt sich seiner Haut
Autoren: Ein Boxer wehrt sich seiner Haut
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Mädchen war besinnungslos, aber sie lebte. Ihr Hals zeigte dieselben Male wie die an Millys Kehle. Ich bückte mich nochmals zu dem Gangster, der sich unruhig hin und her warf und gleich wieder da sein würde, und da sah ich es.
    Der Mittelfinger der rechten Hand fehlte.
    Ich nahm den Hausschlüssel, der June entfallen war und verschloss vorsichtshalber die Tür. Dann nahm ich das Mädchen auf die Arme und trug sie hinauf. Ich musste den Daumen auf die Klingel halten, bis Mrs. Block sich entschloss zu öffnen.
    Die Schimpftirade, mit der sie mich bedenken wollte, blieb ihr im Hals stecken, als sie June sah. Sie stieß einen Schrei auß, und dann fragte sie: »Um Gottes willen! Ist sie tot?«
    »Glücklicherweise nicht, aber es hat nicht viel gefehlt.«
    »Geben Sie her«, sagte sie energisch und nahm mir das Mädchen aus den Armen.
    »Sie wird einen Arzt brauchen«, sagte ich.
    »Wem erzählen sie das? Halten Sie mich für blöd?«
    Ich gab keine Antwort und machte, dass ich wider nach unten kam, wo der Gangster es tatsächlich geschafft hatte, sich auf die Knie aufzurichten. Das rechte Auge war ganz und das linke halb zugeschwollen.
    »Nur langsam, mein Süßer«, mahnte ich, fasste ihn am Kragen und half ihm auf die Beine.
    Einen kurzen Augenblick lehnte er wie halb benommen an der Wand, und dann fuhren plötzlich seine gefesselten Fäuste hoch und mir direkt in den Magen. Nun standen wir uns beide, gegen die Mauer gelehnt, auf drei Schritte Entfernung gegenüber und keuchten.
    Als er zu einem neuen Angriff ausholte, stellte ich ihm ein Bein. Er knallte vornüber, mit dem Schädel gegen die Türklinke und blieb nun endgültig liegen. Mit der Fußspitze drehte ich ihn um und schob ihn ein Stück zurück, damit ich die Haustür öffnen konnte.
    Drüben vor der Kneipe stand die Kellnerin und äugte herüber. Wahrscheinlich dachte sie, ich sei ihr mit der Zeche ausgerückt.
    »Hallo, Darling, rufen Sie die Polizei an und bestellen Sie einen Streifenwagen.«
    Sie grinste und kam herüber. Als sie den gefesselten und schwer mitgenommenen Gangster sah, zog sie die Nase kraus, machte kehrt und schon drei Minuten später waren die Cops da.
    Um Fragen aus dem Weg zu gehen, ließ ich meinen Stern blinken und bat darum, sowohl meinen Gefangenen, als auch mich selbst zum FBI zu bringen. Da Dr. Baker natürlich um diese Nachtstunde nicht im Haus war, ließ ich einen Arzt aus der Nachbarschaft holen, der feststellte, dass der Lump schlimmer aussah, als tatsächlich der Fall war.
    »Er hat eine Gehirnerschütterung und wahrscheinlich einen Nasenbeinbruch, aber das geht vorüber.«
    Inzwischen hatte ich die Fingerabdrücke nehmen und zum Erkennungsdienst bringen lassen. Die Antwort kam sehr schnell. Er hieß Charles Mix und war unter dem Namen »Vierfinger-Charly« bekannt. Seine Vorstrafen reichten von einer gewöhnlichen Schlägerei bis zum Mordversuch.
    Ein Anruf bei Mrs. Block ergab, dass June verhältnismäßig gut weggekommen war. Sie hatte eine leichte Kehlkopfquetschung und würde ein paar Tage nur mit Mühe reden können. Im Übrigen war sie natürlich vollkommen mit ihren Nerven fertig, aber hatte merkwürdigerweise dringend nach mir verlangt. Also machte ich mich erneut auf den Weg nach Marcy Place.
    ***
    Als ich hereinkam, begann sie zu schluchzen, was Mrs. Block veranlasste, mich bitterböse anzusehen und sich ostentativ auf die Bettkante zu setzen.
    »Beruhigen Sie sich, June. Es ist ja nun alles gut«, sagte ich, aber sie bewegte nur verneinend den Kopf.
    »Es ist alles aus«, flüsterte sie heiser. »Und ich bin schuld.«
    Ich bat die Alte, uns allein zu lassen. Aber so weit ging ihr Vertrauen zu mir doch nicht. Sie erklärte kategorisch, das käme nicht in Betracht. Erst als ich mich legitimiert hatte und dienstlich wurde, gab sie nach, aber ich war sicher, dass sie vor der Tür lauschen würde.
    »Wenn Sie können, June, so sagen Sie mir ganz kurz, was los war. Ich habe sie heute Abend im Park Casino beobachtet und mir mein Teil gedacht.«
    »Ich habe alles falsch gemacht«, jammerte sie. »Ich habe, wie ich versprochen hatte, Jack nichts gesagt, aber ich bat Mister Brook um Rat, der Herr, mit dem ich mich im Park Casino traf. Jacky hatte ihn durch seinen Chef kennengelernt und er ging einige Male mit uns aus. Dabei war er immer besonders reizend zu mir und sagte ein paar Mal, wenn ich jemals einen Rat oder einen Freund brauche, so solle ich mich an ihn wenden. Daran dachte ich heute den ganzen Tag, und nachdem
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