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Heyne Galaxy 14

Heyne Galaxy 14

Titel: Heyne Galaxy 14
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Das Duell
    (MEETING OF THE MINDS)
     
    ROBERT SHECKLEY
     
     
    ERSTER TEIL
     
    Der Quedak lag auf einer kleinen Erhebung und beobachtete einen schmalen Lichtpfeil, der sich vom Himmel herabsenkte. Er war heller als die Sonne und hatte eine goldene Färbung. An einem Ende flackerte er unregelmäßig. Über ihm schwebte ein schimmerndes, offensichtlich künstlich hergestelltes Metallobjekt, das dem Quedak irgendwie vertraut vorkam. Er versuchte sich vorzustellen, was es sein konnte.
    Doch es wollte ihm nicht einfallen. Sein Gedächtnis schien durch seine erzwungene Untätigkeit nachgelassen zu haben, und nur hier und da gaben ihm einige unzusammenhängende Erinnerungsbrocken Rätsel auf. Vorsichtig forschte er jetzt in den bruchstückhaften Erinnerungen an zerstörte Städte, sterbende Planetenbevölkerungen, an einen Kanal mit blauem Wasser, zwei Monde, ein Raumschiff …
    Das war's! Das herabsinkende Objekt war ein Raumschiff. Zur Zeit des Quedak hatte es davon sehr viele gegeben.
    Doch die guten alten Zeiten waren vorbei und lagen für ewig vergraben unter dem losen Sand. Nur der Quedak war übriggeblieben. Er lebte und hatte eine Mission, die er erfüllen mußte. Sie war nach wie vor sehr wichtig, das wußte er, auch wenn ihn sein Gedächtnis sonst im Stich ließ.
    Das Raumschiff schwebte zur Landung ein. Es begann zu schwanken, und Steuerraketen stellten das Gleichgewicht sofort wieder her. In einer lautlosen Staubexplosion setzte es schließlich auf.
    Von der Dringlichkeit seiner Mission getrieben, setzte sich der Quedak in Bewegung und arbeitete sich mühsam hangabwärts. Jede Bewegung war eine Qual. Wenn er eine selbstsüchtige Kreatur gewesen wäre, hätte er schon längst seinen Tod herbeigeführt. Aber er war nicht selbstsüchtig. Er hatte eine Pflicht gegenüber dem Universum, und nach all den ereignislosen Jahren war dieses Raumschiff seine erste Verbindung zu anderen Welten – zu Planeten, auf denen er leben und sich der eingeborenen Fauna annehmen konnte.
    Zentimeterweise kroch er voran und fragte sich mehr als einmal, ob er die Kraft haben würde, das fremde Raumschiff zu erreichen, ehe es diesen staubigen, toten Planeten wieder verließ.
    Captain Jensen, der das Raumschiff Kreuz des Südens kommandierte, hatte genug vom Mars. Er und seine Männer waren nun schon zehn Tage hier und hatten im Gegensatz zur Expedition der Polaris, die am Südpol gelandet war, weder wichtige archäologische Entdeckungen gemacht noch interessante Hinweise auf die Existenz alter Städte gefunden. Hier am Nordpol gab es nichts als Sand, einige graue Sträucher und ein paar Wanderdünen. Der größte Fund, den sie bisher gemacht hatten, bestand aus drei Tonscherben.
    Jensen regulierte sein Sauerstoffgerät. Seine beiden Männer tauchten eben hinter einem Hügel auf.
    »Habt ihr was Interessantes gefunden?« fragte er.
    »Nur das hier«, erwiderte Ingenieur Vayne und zeigte ihm das zwei Zentimeter lange Stück einer Messerklinge ohne Griff.
    »Besser als nichts«, sagte Jensen. »Wie steht es mit dir, Wilks?«
    Der Navigator zuckte die Schultern. »Habe nur die Gegend fotografiert.«
    »Na gut«, sagte Jensen. »Werft das Zeug in den Sterilisator, damit wir hier wegkommen.«
    Wilks blickte ihn anklagend an. »Captain, wenn wir einen kleinen Ausflug in den Norden machen, finden wir vielleicht etwas, das uns wirklich …«
    »Kommt nicht in Frage«, sagte Jensen. »Unsere ganze Ausrüstung ist für einen Aufenthalt von zehn Tagen berechnet. Damit hatten wir drei Tage mehr als die Polaris. Wir starten heute abend.«
    Die Männer nickten. Eigentlich hatten sie keinen Grund zur Klage. Als Mitglieder der zweiten Expedition, die auf dem Mars gelandet war, hatten sie sich bereits eine kleine, aber nicht unwichtige Fußnote im Geschichtsbuch der Menschheit gesichert. Sie ließen ihre Ausrüstung in den Sterilisator wandern, versiegelten ihn und kletterten über die Leiter in die Luftschleuse. Vayne schloß die Luke und machte Anstalten, die innere Drucktür zu öffnen.
    »Einen Augenblick!« rief Jensen.
    »Was ist los?«
    »Ich glaube, ich habe etwas an deinem Stiefel gesehen«, sagte der Captain. »Sah fast wie ein Käfer aus.«
    Vorsichtig tastete Vayne seine Stiefel ab. Die beiden anderen Männer gingen langsam um ihn herum und untersuchten seinen Anzug.
    »Schließt die Innentür«, sagte der Captain. »Wilks, hast du etwas gesehen?«
    »Nichts, absolut nichts«, erwiderte der Navigator. »Bist du sicher, Captain? Wir sind
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