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012 - Der mordende Schrumpfkopf

012 - Der mordende Schrumpfkopf

Titel: 012 - Der mordende Schrumpfkopf
Autoren: Larry Brent
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nach.
    Der Landrover war auf der unbepflasterten Straße ständig in eine
Staubwolke eingehüllt.
    Selbst wenn sich diese Staubwolke etwas legte, wenn Larry wegen
der schlechten Wegverhältnisse langsamer fahren mußte, dann konnte man das
faustgroße Etwas zwischen Ersatzrad und Benzinkanister außerhalb am Heck des
Landrover kaum wahrnehmen. Es hob sich nicht von der verdreckten Karosserie ab,
war selbst nur ein verstaubtes Knäuel, das eine birnenförmige Form hatte.
    Es war Estrellos Schrumpfkopf! Der rote, pulverartige Sand
bedeckte den kleinen Schädel und auf den blutverkrusteten Lippen klebten
Sandpartikel.
    Der Tod fuhr mit.
     
    ●
     
    Die Sonne brannte unbarmherzig vom Himmel und heizte die tropische
Luft immer stärker auf. Das Atmen wurde zur Qual, und Schwärme von Moskitos
begleiteten die Männer auf Schritt und Tritt.
    Schlangen glitten durch das Unterholz und waren von den armdicken
Lianen oft kaum zu unterscheiden.
    Vernon hielt ein Buschmesser parat, Larry hatte die Smith &
Wesson Laser entsichert, um jedem Eventualfall begegnen zu können. Sie bewegten
sich in einer feindlichen Umwelt, und X-RAY-3 mußte außerdem damit rechnen, daß
Vernon doppeltes Spiel trieb. Hier in dieser Umgebung war der Franzose zu
Hause. Wenn er es darauf anlegte, Larry Brent verschwinden zu lassen, dann
konnte ihm das ohne weiteres gelingen. X-RAY-3 beschloß, auf der Hut zu sein.
    Obwohl Marez und seine Leute wußten, wo er, Larry, sich befand,
würden Stunden vergehen, ehe der Capitano nach dem Rechten sehen konnte, falls
Vernon die Absicht hegte, seinen Begleiter unschädlich zu machen. Und der
Franzose hätte dann immer noch genügend Zeit, spurlos irgendwo unterzutauchen.
    Sie legten zweimal eine kurze Pause ein. Keiner von ihnen
bemerkte, daß der Schrumpfkopf ihnen gefolgt war. Es gab keine Spur, kein
Geräusch, keine sichtbaren Anzeichen, die darauf hinwiesen.
    Am späten Nachmittag erreichten sie das Jivaro-Dorf. In der
Zwischenzeit hatte X-RAY-3 den Beschatter Cortez darauf aufmerksam gemacht, daß
er seinen Auftrag als beendigt ansehen könne. Cortez hatte daraufhin die
Heimreise angetreten. Auf der Hälfte der Fahrtstrecke war ihnen der Jeep des
Beamten als einziges Fahrzeug entgegengekommen.
    Im Dschungeldorf herrschte völlige Ruhe. Aus der Ferne hörte man
Kinderstimmen und helles, fröhliches Lachen. Fast das ganze Dorf war auf den
Beinen und hielt sich am Fluß auf.
    Vernon suchte sofort seine Hütte auf.
    Die Russin saß auf einem hockerähnlichen Gestell, das mit Fell
überzogen war.
    Neben ihr auf dem Boden hockte ein athletischer Eingeborener,
Kamoo, der Sohn des Häuptlings.
    Ein breiter Streifen des verlöschenden Tageslichts fiel in die
dämmrige Hütte.
    Larry trat hinter dem Franzosen ein, und sofort fiel sein Blick
auf das bleiche, abgespannte Gesicht der schönen Frau. Man sah ihr an, daß die
Ereignisse über ihre Kräfte gingen.
    »Paul!« Anja sprang auf, als der drahtige Franzose eintrat. Sie
warf sich ihm an den Hals. Im ersten Augenblick entging ihr, daß sich jemand in
Vernons Begleitung befand. Ihre Augen weiteten sich, als sie Larry Brent
bemerkte.
    »Paul! Aber das ist der Mann, der...
    Er nickte, hauchte einen Kuß auf ihre Stirn und sagte: »Ja, das
ist er. Er weiß alles über uns, Anja.«
    »Du hast es ihm gesagt?« fragte sie ungläubig.
    »Er konnte sich vieles zusammenreimen.«
    Es entwickelte sich ein Gespräch, in dessen Verlauf Larry Brent
ein klares Bild gewann, das sich genau mit seinen Überlegungen deckte. Wieviel
Angst Vernon wirklich vor der Rache Estrellos hatte, zeigte sich darin, daß er
unmittelbar nach seiner Ankunft von den im Dorf anwesenden Eingeborenen jede
einzelne Hütte untersuchen ließ. Auch seine eigene unterzog er einer genauen
Inspektion. Er sah in jeder Ecke nach und kontrollierte auch die Wand, an der
die Schrumpfkopfsammlung hing.
    X-RAY-3 mußte sich im stillen eingestehen, daß ihn die
pergamentartigen Köpfe auf eigenartige Weise faszinierten.
    Jeder Kopf hatte sein eigenes, individuelles Aussehen. Den kleinen
graubraunen Gesichtern haftete ein makabrer, leidender Zug an.
    Vernon inspizierte die Hütte gründlich, aber es gab kein
Anzeichen, daß der Kopf, dessen freier Platz zwischen den säuberlich
nebeneinander aufgespießten Schrumpfköpfen wie ein dunkles, wachsames Auge
wirkte, hier in der Nähe war.
    Der Abend brach herein, das Dorf füllte sich. Die Frauen und
Kinder kehrten vom Fluß zurück, die Jäger kamen aus dem Dschungel, und
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