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Der Fürst der Dunkelheit

Der Fürst der Dunkelheit

Titel: Der Fürst der Dunkelheit
Autoren: Shannon Drake
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PROLOG
    Nie hatte es eine schönere Braut gegeben, nie eine Hochzeit, die so perfekt gewesen ist, fast wie gemalt. Das Wetter erwies dem Anlass alle Ehre, und es wehte eine sanfte, kühlende Brise. Der Abend war weder zu heiß noch zu kalt und der Zeitpunkt sorgfältig gewählt; im Westen ging gerade die Sonne unter. Die Braut hatte sich für die Trauung ein Schloss gewünscht, und sie hatten eine historische Kathedrale gefunden, die oben auf einem Hügel in einer alten von Mauern umgebenen Stadt lag.
    Ritterlich bemühte sich der Bräutigam, all das zu sein, was der Märchenprinz der Braut darstellen sollte. Er hatte sein gesamtes erwachsenes Leben mit dem Versuch verbracht, sich an seine Wertmaßstäbe zu halten, die ihm anständiges Verhalten gegenüber seinen Mitmenschen abverlangten. Zwar beugte er sich nicht leicht der Willkür von anderen, aber er hatte für sich festgestellt, wie wichtig es war, Kompromisse einzugehen und Mitgefühl zu zeigen. Er wusste, dass er nicht frei von Fehlern war, und hatte gelernt, das auch zuzugeben. Er konnte mit vollem Recht von sich sagen, dass er jederzeit bereit war, sich für die Armen und Unterdrückten einzusetzen. Und er hatte genügend solcher Kämpfe durchgestanden, um viele der Fehler wahrzunehmen, die andere um ihn herum begingen. Doch während er nun kurz davor stand, seine betörend schöne Braut zu heiraten, konnte er mehr als alles andere sagen, dass er sie zutiefst liebte. Mehr als das Leben selbst.
    Und daher diese Hochzeit.
    Was immer sie begehrte – eine Burg, tief in einem ihm fremden Land, eine elegante Pferdekutsche oder überhaupt alles, was diese Traumhochzeit in ihrem Herzen vollkommen machen würde –, sie konnte es haben. Es war natürlich hilfreich, dass viele Dinge sich in letzter Zeit zu seinen Gunsten entwickelt hatten. Nachdem er jahrelang hart daran gearbeitet hatte, sein Talent zum Blühen zu bringen, war er beinahe über Nacht ein reicher Mann geworden. Und obwohl die Braut aus diesem Teil der Welt stammte, waren sie sich in den Vereinigten Staaten begegnet. Sie hatte ihn spielen hören; er hatte aufgesehen und in ihre Augen geschaut. Von diesem Moment an war das Leben nicht mehr dasselbe gewesen. Da viele ihrer engsten Freunde finanziell immer noch zu kämpfen hatten und sich die Reise eigentlich nicht leisten konnten, waren Braut und Bräutigam – sehr taktvoll, wie sie hofften – für sie eingesprungen, um ihnen eine erholsame Atempause von den Härten des Lebens zu verschaffen; ganz zu schweigen vom Vergnügen der Hochzeit selbst.
    Ein aufwendig gearbeiteter Läufer bedeckte den Mittelgang der Kathedrale. Der Bräutigam in seinem eleganten Smoking stand neben seinen passend gekleideten Trauzeugen. Als die Musik einsetzte und der Priester sich räusperte, blickten sie alle zum Eingang, in Erwartung der Braut und ihres Gefolges.
    Das Blumenmädchen war hinreißend, wie es mit ernster Miene die Blütenblätter warf, sich der Wichtigkeit der ihr anvertrauten Aufgabe bewusst. Es folgten die Brautjungfern, strahlend in ihren silbernen Kleidern mit schwarzen Ziernähten.
    Und dann die Braut …
    So wunderschön …
    Ihr langes, fülliges Haar fiel in sanften Wellen auf ihre Schultern. Es leuchtete rotgolden wie der Sonnenuntergang und betonte die zarte Schönheit ihres Gesichts. Ihr modernes Kleid war im Renaissancestil gehalten, und bei ihrem Anblick spürte er einen Kloß im Hals. Unter dem durchsichtigen Schleier konnte er ihre Augen sehen, in denen ein paar Tränen schimmerten. Er lächelte sie an, und sein Herz begann heftig zu schlagen.
    Sie bewegte sich graziös den Gang hinunter.
    Und dann …
    Ein Blutfleck tauchte auf ihrem Kleid auf, zunächst nur winzig, direkt über ihrem Herzen. Dann wurde er größer, so groß, dass er die ganze Brust, die ganze Korsage bedeckte.
    Sie blieb wie angewurzelt stehen.
    Starrte ihn an.
    Das Entsetzen war ihr ins Gesicht geschrieben. In ihren Augen stand ein Flehen.
    Er rannte los, auf sie zu, aber er konnte sie nicht mehr erreichen. Ein Geräusch erhob sich in seinen Ohren. Wie ein Sturm, eine Belagerung, ein Anschwellen.
    Dann noch viel mehr Blut, wie eine Springflut. Ein ganzer Schwall davon, als ob ein blutroter Fluss explodiert wäre, einen Damm gebrochen hätte, ins Tal stürzen würde.
    Er blinzelte.
    Er erblickte ihr Gesicht, fand ihre Augen, um Hilfe flehend.
    Dann überflutete das Blut alles, den Mittelgang, die alten reich verzierten Mauern der Kathedrale. Es stieg höher und höher.
    Er
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