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012 - Der mordende Schrumpfkopf

012 - Der mordende Schrumpfkopf

Titel: 012 - Der mordende Schrumpfkopf
Autoren: Larry Brent
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    Er betrachtete sich die Wand, an der die Schrumpfköpfe hingen wie
Glieder einer Kette. An einer Stelle aber war zwischen der makabren Sammlung
ein freier Platz, als fehle hier ein besonders seltenes Stück.
    Paul Vernon preßte die Lippen zusammen. »Verrückt, ich bin
verrückt«, murmelte er. »Aber vielleicht kommt doch noch mal der Tag, an dem
ich den Triumph erlebe, meinen Triumph.« Ein seltsames Lächeln umspielte die
Lippen des bärtigen, braungebrannten Mannes. »Es muß Estrellos Kopf sein. Alles
andere interessiert mich nicht«, setzte er sein seltsames Selbstgespräch fort.
Niemand hörte ihm zu. Er war allein in der dämmrigen, nach Kräutern und Moder
duftenden Hütte. »Ich hoffe, daß ich dir eines Tages wieder mal über den Weg
laufe.«
    Diese Worte sagte Paul Vernon, der mitten im Dschungel, abseits
von jeglicher Kultur, ein Leben unter den Jivaros führte.
    Die Vernichtung Estrellos hatte er tausendmal in seinem Geist
durchexerziert und vollendet.
    Und er wußte, wenn sich die Gelegenheit mal bot, wurde es nichts
geben, was ihn davon zurückhielt.
    Dieser Tag sollte tatsächlich kommen. Aber Vernon, blind in seinen
Rachegefühlen, ahnte nicht, was er von dieser Stunde an heraufbeschwor.
    Er weckte die Kraft der Dämonen.
     
    ●
     
    Das Mädchen verhielt in der Bewegung und blieb lauschend vor der
Tür stehen
    Alles war ruhig.
    Juanita aber wollte ganz sicher gehen. Leise klopfte sie an die
Tür. Niemand antwortete.
    Die Tür war verschlossen. Der Schlüssel hing unten in der
Rezeption. Aber das brauchte nicht unbedingt zu bedeuten, daß der Magier
Estrello und seine Partnerin Anja sich zu diesem Zeitpunkt nicht im Hotel
aufhielten.
    Man erzählte sich merkwürdige und wunderliche Dinge über das Paar.
Besonders über Estrello. Er sollte mit finsteren Mächten in Verbindung stehen.
Vielleicht konnte er an zwei Orten zur gleichen Zeit sein?
    In dem kleinen Kopf der jungen, hochbeinigen Südamerikanerin
drehten sich die Gedanken wie ein Karussell.
    Zu gern hätte sie gewußt, was ein Magier und weltbekannter
Illusionist, der zum erstenmal in Südamerika eine Tournee unternahm, so alles
bei sich hatte.
    Estrello hatte sich ausdrücklich verbeten, daß seine Zimmer
betreten wurden. Er empfing keine Besucher, sondern fertigte sie telefonisch
ab.
    Estrello wollte nicht, daß man seine Utensilien zu Gesicht bekam,
mit denen er seine großen Auftritte vorbereitete und durchführte.
    Aber genau das interessierte Juanita. Nicht nur aus persönlicher
Neugierde. Jorge steckte dahinter. Ein kleiner Zauberkünstler, der in Bars und
Touristenrestaurants auftrat und hoffte, durch seine rassige Freundin einiges
in Erfahrung zu bringen, was seiner eigenen Karriere nur nützen konnte.
    Noch einen letzten Blick in die Runde, dann steckte Juanita den
Nachschlüssel ins Schloß, drehte ihn herum und huschte auf Zehenspitzen ins
Zimmer. Rasch drückte sie die Tür hinter sich zu.
    Dämmerstimmung herrschte in dem Raum.
    Das Mädchen sah große Kisten und eine mannsgroße Truhe,
zahlreiche, vasenähnliche Behälter, kleine mit dunklen Seidentüchern verhangene
Tische und ein Gestell, das aussah wie ein dunkles Tor, und ebenfalls
unmittelbar hinter der Öffnung einen dunklen Vorhang aufwies.
    Juanita fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut. Es lag irgend etwas
in der Luft, was sie nicht definieren konnte.
    Waren es die Erregung und die Spannung, die sich ihrer
bemächtigten, weil sie wußte, daß sie etwas Verbotenes tat?
    Die Südamerikanerin hielt den Atem an und näherte sich der Kiste,
die mit Büchern vollbepackt war.
    Noch ehe sie jedoch die Hand danach ausstrecken konnte, geschah
etwas...
    Wie aus dem Boden gewachsen, stand plötzlich die dunkle, drohende
Gestalt vor ihr, überragte sie um Haupteslänge, und ein finsterer Blick traf
sie.
    Estrello!
    Ein schwarzer Umhang spannte sich über seine Schultern, und sein
bleiches Gesicht schimmerte unter dem Rand des hohen Zylinders, den er trug.
    Sekundenlang war Juanita vor Entsetzen wie gelähmt. Dann warf sie
sich herum, stürzte zur Tür und riß sie auf.
    Dort erwartete sie der zweite Schrecken.
    Vor der Tür stand der Magier Estrello!
    Juanita schrie gequält auf. Ihr Blick ging zu der Stelle, wo sie
eben in dem dämmrigen Zimmer schon mal der Gestalt begegnet war.
    Dort war Estrello verschwunden. Nun stand er hier vor ihr.
    Hexerei? Zauberei? Auf jeden Fall ging das nicht mit rechten
Dingen zu.
    Der schmale, harte Mund des weltbekannten Illusionisten
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