Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
012 - Der mordende Schrumpfkopf

012 - Der mordende Schrumpfkopf

Titel: 012 - Der mordende Schrumpfkopf
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
wissen. Ich
muß dich sprechen, Anja.«
    Die schöne Russin nickte kaum merklich. »Worum geht es?«
    »Du mußt von hier verschwinden!« »Das wäre der größte Fehler, den
ich machen könnte, Paul. Wir müssen uns noch etwas gedulden, bis wir endlich in
Ruhe unser Leben gemeinsam einrichten können. Wir waren so lange getrennt, da
kommt es auf ein paar Wochen auch nicht mehr an. Es fällt mir schwer, so zu
reden, doch wir müssen uns mit der gegebenen Situation abfinden.«
    »Ich habe Angst um dich. Anja«, flüsterte die Stimme im Schatten.
Vernon wagte nicht, in das hellerleuchtete Zimmer zu gehen.
    »Du brauchst keine Angst zu haben, Paul.«
    »Du hast gehört, was in Babahoyo passiert ist. Estrellos Fluch
erfüllt sich.«
    Die Russin schloß zitternd die Augenlider. Schon der Name des
gehaßten Mannes genügte, einen Schauer über ihren Rücken laufen zu lassen. »Laß
den Namen Estrello!«
    »Er hat mich gewarnt, aber ich habe seine Drohung für leere Worte
gehalten«, kam es über Vernons Lippen. »Jetzt glaube ich ihm, jetzt, nachdem er
uns vor Augen hält, daß er es ernst meint und daß er in der Lage ist, seine
furchtbare Macht auch nach dem Tod auszuüben.«
    »Estrello war immer ein unheimlicher und böser Mensch.« Anjas
Stimme zitterte, als sie das sagte. »Was hat er dir geschworen, Paul? Sag mir
alles! Du darfst mir nichts verschweigen, hörst du?«
    »Ich wollte es für mich behalten, alles. Aber es geht nicht mehr.
Ich fürchte um deine Sicherheit.« Er schilderte die Minuten vor dem Tod des
großen Magiers.
    »Aber wenn der rächende Schrumpfkopf wirklich die Absicht gehabt
hätte, mich zu töten - warum hat er es nicht längst schon getan, Paul?« fragte
Anja leise. Ihr zartes, schönes Gesicht erinnerte an eine Porzellanmaske. »Er
war doch hier, als das mit Bertrand geschah.«
    »Berechnung! Es war seine erste Tat. Scheinbar völlig unsinnig.
Aus der Sicht eines Außenstehenden. Aber mit der Ermordung wollte Estrello
zeigen, wozu er fähig ist. Er sät erst Angst und Schrecken, um dann sein
Endziel anzusteuern: deinen Tod.«
    Anja schluckte.
    »Was können wir tun?« Sie vergaß, was er ihr zugerufen hatte. Sie
erhob sich, eilte in die dunkle Ecke und umarmte ihn.
    »Ihm ein Schnippchen schlagen, ihn überlisten«, preßte er hervor.
»Du bist allein hier. Jeden Tag kann er seine Rache an dir vollenden, und dann
wird man auch dich finden mit durch- bissener Kehle!«
    Sie zitterte am ganzen Körper, als Vernon so zu ihr sprach. Aber
der Franzose wußte, daß er die volle Wahrheit nicht länger verschweigen durfte.
    »Dazu darf es nicht kommen, Anja. Komm mit mir! Im Dschungel bist
du sicher. Ich werde dafür sorgen, daß du jede Minute des Tages bewacht wirst,
daß ständig jemand in deiner Nähe ist. Ich habe viele Freunde bei den Jivaros.
Du wirst auf Bequemlichkeit und Komfort verzichten müssen, aber du bist sicher,
und das allein zählt im Augenblick.«
    Sie löste sich von ihm und blickte ihm lange in die Augen. »Wie du
redest, bedeutet das, daß du nicht da sein wirst?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich werde hier in dieser Gegend bleiben,
sobald ich dich im Dschungel weiß. Ich versuche am Ball zu bleiben. Sobald ich
erfahre, wo Estrellos Schrumpfkopf aufgetaucht ist, werde ich versuchen, ihn zu
erwischen. Ich muß seinen Schrumpfkopf wieder in meinen Besitz bringen, noch
ehe es der Polizei gelingt. Estrello muß unschädlich gemacht werden. Wenn es
den Kopf nicht mehr gibt, der als Werkzeug des bösen Geistes dient, gibt es
auch nichts mehr, was uns bedrohen könnte.«
    Minutenlang standen sie schweigend und engumschlungen beisammen.
Die Zeit schien stehenzubleiben. Paul Vernon fühlte den grazilen, wohlgeformten
Körper an sich gepreßt, und ein süßes Verlangen stieg in ihm auf. Ihre Lippen
fanden sich zu einem langen, brennenden Kuß. Dann löste der Franzose sich
langsam aus der Umklammerung, so schwer es ihm auch fiel.
    »Wir sind uns also einig?«
    »Ja.«
    »Nimm nur das Nötigste mit! Geld, persönliche Dinge. Laß alles
andere zurück! Unser Aufenthalt im Dschungel wird nur so lange dauern, wie die
Suche nach dem Schrumpfkopf währt. Dann werden wir uns absetzen. Es wird keine
Schwierigkeiten bereiten, über die Grenze zu kommen. Von Bogota aus fliegen wir
nach Paris.«
    Anja löschte das Licht, bevor er den Wohnraum verließ. Er bat sie
noch, dafür zu sorgen, daß sämtliche Türen und Fenster geschlossen wurden, um
dem Schrumpfkopf ein Eindringen ins Haus zu verwehren. In
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher