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0212 - Satans siebter Finger

0212 - Satans siebter Finger

Titel: 0212 - Satans siebter Finger
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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Wie alle anderen Teile des gigantischen Mosaiks war es achteckig und aus schwarzem Kristall. Nur war das Schwarz dieses Feldes um eine winzige Spur heller, so daß es wie ein grauer Fleck zwischen den anderen schwamm.
    Auf der Oberfläche des Kristalls waren zwei unterschiedlich große Punkte zu erkennen, von denen der kleinere sich dem größeren in quälender Langsamkeit näherte.
    Vor diesem Schirm, inmitten des mobiliarlosen Raumes, stand eine mittelgroße Frauengestalt, deren Konturen im Dämmerlicht gespenstisch verwischten, und starrte auf die beiden Punkte, als könnte sie ihr Zusammentreffen kaum noch erwarten.
    Und so war es auch.
    Sobald die beiden Punkte zu einem einzigen verschmolzen, würde das Böse seinen größten Triumph feiern!
    ***
    »Na, ist mal wieder das berühmte Kind im Manne zum Durchbruch gekommen?« fragte die schwarzhaarige Schönheit, deren Haar an Schneewittchen erinnerte. Schwarz wie Ebenholz… Nur ihre ›Bekleidung‹ sah alles andere als Schneewittchen-like aus, wenn für kritische Männeraugen auch nicht weniger märchenhaft. Man hatte sich entschlossen, die gegenwärtige Außentemperatur und den kleinen Kreis Mitreisender bis ins Letzte auszukosten. Diese Einstellung gipfelte in einem winzigen Tanga-Bikini, dessen Stoffmenge so minimal war, daß man Schwierigkeiten hatte, die Farbe zu bestimmen. Ansonsten trug man nackt.
    »Wieso?« murmelte der athletische Sportstyp schläfrig, der sich zu ihren Füßen auf dem sonnigen Deck der 30-Meter-Yacht ausgebreitet hatte. Er lag auf dem Bauch, berührte mit der Nase fast ihre Zehen und verzichtete im übrigen darauf, die Augen aufzuklappen, während er mit seiner bildhübschen Begleiterin sprach.
    Wann kam man schon mal dazu, so richtig schön faul im herrlichsten Mittelmeerklima zu dösen, ohne gestört zu werden?
    Richtig, nie! Auch jetzt nicht, dafür sorgte schon Mademoiselle Duval, die sich nicht von ihrer Meinung abbringen ließ.
    »Ich meine ja nur«, hauchte sie, »weil du gerade so eifrig Cowboy und Indianer spielst.«
    »Hä?« Nun blinzelte er ihr doch entgegen. Wenn es nämlich etwas gab, was Zamorra mitunter nicht verstand, war es weibliche Logik - oder das, was Frauen dafür hielten.
    »Naja, wohl mehr Indianer«, korrigierte sich Zamorras Lebensgefährtin und Zusatzgedächtnis.
    Und Zamorra fragte sich verzweifelt, wo um Himmels willen sie plötzlich den kleinen Taschenspiegel hergenommen hatte, den sie nun so gekonnt hinter ihm plazierte, daß es ihm aus seiner Position ohne Schwierigkeiten gelang, seine obere Rückenpartie zu betrachten.
    Noch verzweifelter wurde er, als er erkannte, was Nicole mit ihren boshaften Anspielungen gewollt hatte: seine dortige Haut tendierte fatal in Richtung Sonnenbrand…
    »Verdammt!« knirschte der Meister des Übersinnlichen und sprang auf.
    Und dann schrie er Nicole an.
    Vor Schmerz, weil das abrupte Muskelspiel, das mit seinem Aufstehen verbunden war, seine ultraviolettgeschädigte Haut dehnte - und das tat weh.
    »Das kommt davon, weil du dich nur um die beiden Bord-Don-Juans kümmerst, statt mir den Rücken einzucremen«, beschwerte sich Zamorra und bewegte sich mit der Grazie eines begossenen Pudels auf das Bikinimädchen zu. Sein Gesicht war Drohung.
    »Das hättest du wohl lieber, wie? Daß außer dir kein anderes männliches Wesen die Yacht bevölkert. Du und sieben schnucklige, heißblütige Weiblein, die um dich werden…«
    »Beziehst du dich etwa mit ein?« kam es unschuldsvoll zurück. »Oder wolltest du sechs schnucklige…«
    »Gemeiner Schuft!« zischte Nicole, klappte ihr Taschenspieglein wieder zusammen und bemühte sich, ihm die kalte Schulter zu zeigen, während sie den klassischen Abgang probte. Nur wollte das nicht so recht hinhauen, weil ihre Schultern mittlerweile ebenfalls dazu übergegangen waren, auf die überreichliche Sonnenstrahlung zu reagieren. Mit anderen Worten: sie konnte sich mit Zamorra zusammen sehen lassen! Was diesen wiederum ungeheuer besänftigte. Von wegen, geteiltes Leid ist halbes Leid…
    Also eilte er ihr nach und dirigierte sie mit großer Ortskenntnis zur Schiffsbar, die im Vorraum der Kajüte eingerichtet war.
    Bezeichnend, dachte Zamorra, als sie sich an die kleine gemütliche Theke setzten, daß die Bar allein von den beiden miturlaubenden männlichen Geschlechts bevölkert war. Die waren so vernünftig zu wissen, daß man sich davon keinen Sonnenbrand holte, während ihre Gespielinnen oben etwas Vorzeigbares mit nach Hause bringen
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