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0048 - Ausflug ins Jenseits

0048 - Ausflug ins Jenseits

Titel: 0048 - Ausflug ins Jenseits
Autoren: Walter Appel
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dass es diese Weiße Frau tatsächlich gibt, Mr. Sinclair?« fragte er.
    Er hatte eine überdimensionale gepunktete Fliege am Hals, sein Anzug schlotterte ihm um die dürre Gestalt.
    »Das kümmert mich wenig, Professor«, antwortete ich. »Die Weiße Frau bereitet mir keine Sorgen. Meine Gedanken kreisen um das, was morgen geschehen soll.«
    »Aber mich interessiert es. Wenn ich dieses weiße Schemen sehe, werde ich ihm einen Hexenschuss verpassen. Dann will ich es mir genau anschauen.«
    »Passen Sie nur auf, dass es Ihnen nicht wieder so ergeht, wie am Loch Ness.«
    Ich empfahl Melibocus einige Vorsichtsmaßnahmen für die Nacht, und wir verabschiedeten uns. Miss Adele und Miss Agatha hatten längst ihr Zimmer aufgesucht.
    Und am nächsten Tag stand die entscheidende Auseinandersetzung mit den Mächten der Finsternis bevor. Doch ich konnte mich nicht einfach flachlegen, Jane in die Arme schließen und den Dingen außerhalb unseres Zimmers ihren Lauf lassen.
    Der dämonische Thomas Argyll würde wieder eine nächtliche Tour unternehmen. Vielleicht war es wichtig, ihn dabei zu stören, das konnte die Kräfte meiner Gegner für den nächsten Tag entscheidend schwächen.
    Jane Collins zog ihr Abendkleid aus. Mit BH und Höschen und den langen dunklen Strümpfen war sie reizend anzusehen. Ich legte die Zigarette weg, und sie kam in meine Arme.
    Doch dann erhob sich Jane.
    »Du hast einen Auftrag zu erfüllen, John.«
    »Ja«, seufzte ich. »Dienst ist Dienst, und Frau ist Frau. Jane, ich muss diese beiden Etagen kontrollieren. Thomas Argyll darf nicht noch weitere Opfer finden, sonst werden unsere Feinde zu stark. Sieben Mädchen hat er in seinem Bann.«
    »So viele schon?«
    »Ja, ich bin sicher. Bestimmt wird er die restlichen Fünf auch noch zu seinen Kreaturen machen wollen. Auch dich, Jane.«
    »Auf gar keinen Fall. Gib mir den Silberdolch aus deinem Einsatzkoffer, Weihwasser und ein Kreuz habe ich selbst. Wenn Thomas Argyll mir über den Weg läuft, werde ich ihm die Dudelsacktöne beibringen. Wir sind hier in Schottland.«
    Ich küsste Jane, sie war ebenso tapfer wie schön. Ich freute mich, sie an meiner Seite zu haben.
    ***
    Eine halbe Stunde nach Mitternacht schlich ich noch immer durch die Gänge, ohne dass sich etwas gerührt hätte. Drudenfüße malte ich diesmal nicht auf die Türschwellen. Ich verspritzte Weihwasser und murmelte einen Bannspruch.
    Doch instinktiv spürte ich, dass die Kräfte des Bösen viel zu stark waren, um sich dadurch abhalten zu lassen. Wie eine dunkle Wolke hing das Verhängnis über uns. Jane und ich wechselten uns ab, einer war immer auf dem Zimmer. Wir hatten uns einen bestimmten Patrouillenplan zurechtgelegt.
    Ich stieg gerade die Stufen zur zweiten Etage hoch, als ich es hörte. Ein dumpfes Stöhnen und Ächzen, ein Jammern und Weinen. Dann klirrten Ketten, die Töne erklangen aus verschiedenen Richtungen.
    War das die dämonische Black Lady, oder die getürkte Weiße Frau von MacMoran Castle? Ich lief zum Gang hoch, das Stöhnen und Kettenrasseln dauerte an. Es wurde sicher über verborgene Lautsprecher übertragen. Ich verspürte keinerlei Warnsignale, wie mein geschulter Instinkt sie mir sonst bei echten Spukattacken sendete.
    Auch andere hatten die Töne gehört, mehrere Zimmertüren standen offen. Damit die übrigen auch noch aufwachten, wurde das Kettengeklirr lauter und lauter. Die ohnehin nicht allzu helle Beleuchtung wurde dunkler, so wie im Kino, bevor der Film begann.
    Ich stand am Anfang des langen Korridors. An seinem anderen Ende sah ich die Erscheinung. Übermenschlich groß, von einer leuchtenden Aura umgeben und mit glühenden Augen.
    »Aaaaahhhh! Die Weiße Frau! Die Weiße Frau!« schrieen Miss Agatha und Miss Adele synchron.
    Andere Hotelgäste murmelten und lachten. Ernsthaft beeindruckt war keiner, es fehlte einfach etwas. Die Ausstrahlung des dämonischen und Bösen, die den Menschen eiskalte Schauer über den Rücken jagte.
    Die Weiße Frau trug vermutlich ein mit Leuchtfarbe bestrichenes Hemd und einen Aufsatz auf den Schultern, der sie übernatürlich groß wirken ließ. Die glühenden Augen zu erzeugen, war technisch kein Problem. Binnen Sekunden wäre sie sicher wieder durch die getarnte Tür verschwunden, aus der sie getreten war.
    Doch da ereignete sich ein Zwischenfall. Professor Melibocus sprang im Pyjama aus seinem Zimmer wie ein Kastenteufel. Er streckte die knochige Rechte aus und spreizte die Finger ab.
    »Hier steht Hieronymus Adolf
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