Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der raetselhafte Kunstraub

Der raetselhafte Kunstraub

Titel: Der raetselhafte Kunstraub
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
Ein gestreifter Badeanzug macht sich unbeliebt

    Es gab drei Mineralquellen in Bad Rittershude. Die eine sprudelte aus dem Brunnen im Kurpark gleich hinter dem Rathaus. Die zweite und die dritte versorgten das städtische Hallenschwimmbad, in dem Bademeister Pohmann gerade das Licht anknipste. Aber das tat er nicht wegen der Jungen, die im Wasser standen und zum Sprungbrett hinaufschauten. Vielmehr hatte Bademeister Pohmann in seiner Zeitung gelesen, und dabei war es ihm auf einmal zu dunkel geworden. Kein Wunder, draußen brannte ja auch schon die Leuchtreklame vor dem „Hotel zum Kurfürsten“, und die Straßenbahn, die gerade vorbeifuhr, hatte bereits Licht eingeschaltet.
    Es waren genau sieben Jungen in der Halle. Sechs von ihnen standen beim Drahtseil, das quer über das Wasser gespannt war und den Raum für die Nichtschwimmer abgrenzte. Sie hatten die Hände in den Achselhöhlen und Gänsehaut. Die Mineralquelle drüben an der Stirnseite des Bassins sah nämlich nur so aus, als ob sie kochen würde. In Wirklichkeit war das Wasser, das den sechs Jungen bis zum Bauchnabel ging, ziemlich kalt. Im übrigen blickten sie alle hinauf zum Sprungbrett.
    Dort pumpte sich gerade der siebente seinen Brustkasten mit Luft voll. Er hieß mit Vornamen Paul und mit Nachnamen Nachtigall. Er hatte eine erbsengrüne Badehose an und war älter als die anderen.
    Es war jetzt ganz still in der Halle. Nur die Mineralquelle blubberte vor sich hin. Der Junge auf dem Sprungbrett hatte nämlich seine Arme ausgebreitet und machte die Augen zu. Gleichzeitig hob er sich auf die Zehenspitzen.
    Karlchen Kubatz, der bei den anderen im Wasser stand, rieb sich mit dem rechten Fuß seine linke Wade. Das tat er immer, wenn die Dinge interessant wurden.
    Aber selbst Bademeister Pohmann legte jetzt drüben vor seiner Kabine die Bad Rittershuder Nachrichten auf die Seite und nahm seine Brille von der Nase.
    Kaum eine Sekunde später kam in den Körper auf dem Sprungbrett Bewegung. Paul Nachtigall machte seine Augen wieder auf und lief los. Nach genau vier Schritten sprang er mit aller Kraft in die Luft. Das Brett quietschte, und der Junge in seiner grünen Badehose überschlug sich zweimal, kippte aus der Hüfte zur Seite ab und tauchte mit angelegten Armen ins Wasser, aber so, daß es kaum spritzte.
    „Nicht schlecht, Herr Specht“, brummte Bademeister Pohmann.
    „Einfach eine Wolke“, japste Karlchen Kubatz.
    „Phantastisch!“ jubelte Sputnik. Er war ein wenig dicklich und hieß eigentlich Otto Hugendubel. Aber weil er auf alles, was mit Raketen und Mondlandungen zu tun hatte, verrückt war, sagte man nur Sputnik zu ihm. Seinem Vater gehörten übrigens die Schokoladenfabrik beim Güterbahnhof und das Süßwarengeschäft in der Hauptstraße.
    „Wirklich, einsame Klasse!“ trompetete ein Junge namens Emil Langhans. Er war gerade im Stimmbruch, und wenn er sprach, hörte sich das manchmal an wie bei einer Straßenbahn, die in die Kurve geht. Emil hatte ziemlich lange Haare und trug eine schwarze Hornbrille.
    „Danke für die Blumen“, grinste Paul Nachtigall, und dann verkündete er: „Jetzt seid ihr dran, einer nach dem anderen. Immer hübsch der Reihe nach.“
    Sputnik kam noch ganz gut vom Sprungbrett ab. Aber bevor er zum zweiten Salto angesetzt hatte, klatschte er schon ins Wasser.
    „Du mußt probieren, daß du beim Absprung höher kommst“, korrigierte Paul Nachtigall. „Und den Salto doppelt so schnell.“
    „Ist geritzt“, versprach Sputnik und rieb sich seinen roten Rücken.
    Als Karlchen Kubatz an der Reihe war, pumpte er zuerst Luft wie ein Maikäfer. Er war der Kleinste von allen. Aber er wirbelte jetzt schneller als sie durch die Luft. Spielend schaffte er die zwei Saltos. Leider verlor er beim Eintauchen das Gleichgewicht.
    „Das war schon sehr gut“, lobte Paul Nachtigall.
    Als jetzt Emil Langhans vorsichtshalber seine schwarze Hornbrille an das Ende des Sprungbrettes legte und daraufhin seine langen Haare in den Nacken warf, knallten plötzlich zwei Schüsse durch die Halle.
    Aber selbstverständlich hörte sich das nur so an.
    In Wirklichkeit hatte jemand mit aller Kraft seine Hände zweimal zusammengeschlagen.
    „Finito!“ rief jetzt eine Stimme, die eigentlich zu einem Opernsänger gepaßt hätte. Und gleich darauf knallte es noch einmal.
    Der Mann, der jetzt schon zum drittenmal seine Hände zusammenschlug, war beinahe drei Zentner schwer, hatte pechschwarze Locken, einen genauso pechschwarzen Bart und hieß
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher