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0048 - Ausflug ins Jenseits

0048 - Ausflug ins Jenseits

Titel: 0048 - Ausflug ins Jenseits
Autoren: Walter Appel
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Schlüssel wurde im Schloss gedreht. Ein kräftiger junger Mann öffnete. Seine Pyjamajacke stand offen und zeigte einen wahren Urwald von Brusthaaren. Beim Anblick des hübschen Mädchens im Neglige blinzelte er ein paarmal und schluckte.
    »Hallo, Stella, brauchen Sie irgendetwas? Gibt es Schwierigkeiten? Ist vielleicht wieder die Weiße Frau unterwegs, dieser nachgemachte Geist aus der Dose?«
    Stella streckte ihm die Rechte mit den grünlackierten Fingernägeln entgegen und bewegte die Finger. In ihren Augen tanzten rote Flämmchen.
    »Asmodara!« zischte sie.
    Ihr hypnotischer Blick überwältigte den jungen Mann auf der Stelle. Er hatte keinerlei Abwehrkräfte gegen einen dämonischen Einfluss. Gehorsam trat er zur Seite, als Stella Carmichael es ihm sagte, knipste im Zimmer das Licht an und ließ sie eintreten. Er schloss die Tür, mit hängenden Armen und leerem Blick blieb er davor stehen.
    Das blonde Mädchen im Bett erwachte, das Licht blendete sie.
    »Ist es schon Morgen?« fragte Muriel Schuyler verschlafen.
    Im nächsten Moment war sie hellwach. Vor ihren Augen verwandelte sich ihre nächtliche Besucherin in ein Monster. Stellas hübsches, stupsnäsiges Gesicht wurde zur grünlichen Fratze. Die Haare stellten sich auf und bewegten sich wie Schlangen. Reißzähne wuchsen in Stellas Mund, ihre Hände krümmten sich zu Krallen.
    Der dämonische Blick bohrte sich in die Augen Muriel Schuylers und lähmte sie. Langsam beugte Stella sich nieder. Ein Fauchen, und sie biss zu. Binnen Sekunden war es geschehen. Muriel Schuyler spürte keinen Schmerz mehr, die Wunde an ihrem Hals verheilte zusehends.
    Sie hatte den Keim des Bösen empfangen, jetzt gehörte sie Asmodara.
    »Asmodara«, flüsterte sie und lächelte Stella Carmichael dämonisch an.
    Die fratzenhaften Gesichtzüge glätteten sich, bald war Stellas früheres Aussehen wiederhergestellt.
    »Jetzt sind wir Schwestern der Finsternis, Teile von Asmodara«, sagte sie leise und strich Muriel Schuylers übers Haar. »Schlaf und sammle Kraft für den kommenden Tag, dann werden wir die finstere Herrin sehen.«
    »Ja, Schwester, ich freue mich darauf.«
    An der Tür flüsterte Stella mit dem hypnotisierten jungen Mann. Er nickte gehorsam. Während Stella in ihr Zimmer zurückkehrte, löschte er das Licht und kehrte ins Bett zurück. Er schlief auf der Stelle ein. Am nächsten Morgen würde er sich an nichts erinnern.
    ***
    Stella Carmichael war nicht als einzige unterwegs. Es geschehen noch andere Dinge im Schlosshotel MacMoran Castle. Professor Melibocus konnte keinen Schlaf finden, der Hexenschuss, den er sich selber zugefügt hatte, schmerzte ihn viel zu sehr.
    Um drei Uhr morgens hielt er es nicht mehr aus, er knipste die Nachttischlampe an und weckte den schnarchenden Fitz Fitzgerald.
    Fitzgerald gähnte, dass er sich beinahe den Unterkiefer ausrenkte.
    »Ja – ha, Herr Professor?«
    »Fitz, ich kann diese Schmerzen nicht mehr ertragen. Das zieht und sticht von der Wirbelsäule her durch den ganzen Körper.«
    »Soll ich Sie wieder massieren?«
    »Das allein nützt nichts. Sieh zu, dass du irgendwo eine Flasche Franzbranntwein auftreibst und mich damit einreibst. Das wird mir helfen.«
    Für Fitz Fitzgerald war der Wunsch des Professors Befehl. Professor Melibocus bezahlte ihn angemessen und ließ ihm viele Freiheiten. Fitzgerald sah in Melibocus nicht nur seinen Arbeitgeber und Dienstherrn, sondern auch seinen Schützling.
    Er war davon überzeugt, dass er die Bestimmung hatte, den tapsigen Professor vor den Ungelegenheiten des Alltags zu bewahren, und dass Melibocus ohne ihn verloren wäre.
    Deshalb widersprach er nicht, sondern stand sofort auf und zog Hose und Jacke über den Pyjama. Er wollte sich an den Angestellten wenden, der unten in der Halle den Nachtdienst versah, und wollte dafür sorgen, dass Professor Melibocus seinen Franzbranntwein erhielt. Zimmertelefon gab es auf MacMoran Castle nur in wenigen Gästeräumen.
    Fitz Fitzgerald schlurfte hinaus und wanderte die Treppen hinab und zur Eingangshalle. Professor Melibocus bewegte sich inzwischen stöhnend hin und her und versuchte, eine bequemere Lage zu finden. Er hatte am Abend zuvor einen Drudenfuß auf die Türschwelle gemalt, ein verschnörkeltes und verziertes Kruzifix mit einigen Rubinen darauf lag auf dem Nachttisch neben ihm.
    Plötzlich streifte ein kalter Hauch Melibocus. Er sah auf, er wollte seinen Augen nicht trauen. Vor seinem Bett stand eine bildschöne Frau mit tief
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