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0048 - Ausflug ins Jenseits

0048 - Ausflug ins Jenseits

Titel: 0048 - Ausflug ins Jenseits
Autoren: Walter Appel
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bis ans Ufer zurückgewichen, denn wir hatten den vorgesehenen Ablauf des großen Opferrituals gestört.
    Von den übrigen Reisegästen waren nur noch drei zurückgeblieben, außerdem Tony Lamarre. Die andern hatten ihr Heil in der Flucht gesucht, was ihnen keiner verdenken konnte.
    »Jetzt spreche ich!« rief der Professor. »Asmodara, ich, Hieronymus Adolf Melibocus, Magister der Weißen Magie, banne dich hiermit! Deine Glieder sollen sich verschlingen, dein Geist verwirren, stürzen sollst du in den Abgrund und…«
    Im nächsten Moment sank Melibocus zusammen. Seine Arme und Beine waren ineinander verschlungen, er gab nur noch wirre Worte von sich. Entweder hatte Asmodaras Schwarze Magie seinen Zauber auf ihn zurückgeschleudert, oder es war ihm wieder mal gelungen, sich selbst zu verhexen.
    Mir blieb nur ein Weg, um das Schlimmste zu verhüten. Ich musste in den See, ich musste das Dimensionstor zerstören. Ich öffnete den Einsatzkoffer, der zu meinen Füßen lag, und nahm den Silberdolch mit dem kreuzförmigen Griff heraus. Unsichtbare Hände zerrten an mir, wollten mich hemmen.
    Mit Bannformeln erwehrte ich mich ihrer. Dann streifte ich die Wildlederjacke ab, aus deren Tasche meine Tonbandstimme ertönte, und nahm den Waschbeutel mit den magischen Utensilien an mich. Die Dämonendienerinnen warteten noch und harrten auf Anweisungen der finsteren Herrin oder Thomas Argylls.
    Sie hatten das Dimensionstor im See endgültig öffnen und dabei womöglich ihr Leben opfern sollen. Auch wir andern hätten Opfer für die Dämonengöttin sein sollen.
    Den Dolch im Gürtel, die Linke um den Waschbeutel gekrampft, lief ich zum See. Ich bewegte mich, als ob ich durch Sirup waten würde. Asmodaras Einfluss hemmte mich. Da stellte sich mir Tony Lamarre entgegen, Wahnsinn leuchtete in seinen Augen.
    »Zurück, Sinclair, im Namen Asmodaras!«
    Ich bot meine ganze Energie auf, um den lähmenden Bann zu durchbrechen, und brachte es fertig. Mein Kinnhaken schickte Tony Lamarre mit einem klassischen Knockout zu Boden. Dann stand ich am Seeufer und zog hastig die Schuhe aus. Die dämonischen Mädchen brüllten, griffen mich aber nicht an.
    Jetzt musste ich es wagen. Ich holte tief Luft und sprang ins brodelnde schwarze Wasser.
    ***
    Das Wasser war kalt, doch während die Oberfläche wogte und toste, blieb der See darunter still. Auch von dem Gebrüll und Getobe hörte ich nichts mehr. Ich vernahm nur unheimliche Sphärenklänge. Vor mir, auf dem Grund des Sees, pulsierte eine glühende Masse, wie eine gewaltige, leuchtende Luftblase war sie anzusehen.
    Ihr Widerschein erhellte den See.
    Von ihr führte das Ende der schwarzen Wolke über dem See weg wie der Rüssel eines Tornados. Ich schwamm auf die Blase zu, unter der das Dimensionstor lag. Meine nassen Kleider und der Waschbeutel behinderten mich, es bohrte und stach in meinen Ohren und drückte gegen die Nasenscheidewand, als ich immer tiefer tauchte.
    Die Luft begann mir bereits knapp zu werden. Doch ich gab nicht nach, ich musste es schaffen, und wenn ich dabei ertrank.
    Als ich zu der Blase hinabtauchte und über ihr schwamm, konnte ich hineinsehen.
    Undeutlich zunächst, dann immer besser. Genau will ich nicht beschreiben, was ich erblickte. Es war zu grässlich, ich sah das Grauen aus den unsagbaren Abgründen, das nach der Erde griff.
    Schleimige Tentakelwesen von unglaublicher Scheußlichkeit wimmelten in der phosphoreszierenden Blase. In ihrer Mitte, fett und aufgebläht, der Quallenkörper Asmodaras. Jedenfalls erinnerte die Dämonengöttin noch am ehesten an eine Qualle, obwohl sie auf der Oberseite eine Art Gesicht mit einem riesigen Glotzauge und an den Seiten seltsame Extremitäten hatte.
    Mein Herz hämmerte wie rasend, meine Lungen pumpten vergebens nach Luft. Ich sah in Asmodaras Auge, und es war mir, als bohrten sich Eisnadeln in jeden Quadratzentimeter der Oberfläche meines Körpers. Ein Schwall von Hass und scheußlicher, dämonischer Bosheit schwappte in mein Gehirn und brachte mich fast um den Verstand.
    Ich handelte wie vorprogrammiert. Ich öffnete den Waschbeutel und ließ Kreuz und Dämonenbanner auf die fluoreszierende Blase hinabsinken. Den leeren Beutel ließ ich treiben, ich strebte nach oben. Auftauchen wollte ich, jede Faser meines Körpers schrie nach Sauerstoff.
    Da schoss ein dicker Tentakel aus der zuckenden Blase hervor und packte mich um die Taille. An den Rest erinnere ich mich nur noch undeutlich. Ich schluckte Wasser, Blut quoll mir aus
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