Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0048 - Ausflug ins Jenseits

0048 - Ausflug ins Jenseits

Titel: 0048 - Ausflug ins Jenseits
Autoren: Walter Appel
Vom Netzwerk:
ausgeschnittenem Kleid. Sie lächelte ihn verführerisch an.
    Ihr Kleid war schwarz und sehr gewagt. Ebenholzschwarz war das im Stil des späten 18. Jahrhunderts frisierte Haar. Dem Fluidum dieser Frau konnte sich kein Mann entziehen.
    Die Schwarze Lady stand vor Professor Melibocus. Er wusste es nicht, er war verwirrt und blinzelte überrascht.
    »Aber, aber«, sagte er, nachdem er sich mehrmals geräuspert hatte. »Ist denn das eine Art, mitten in der Nacht im Schlafzimmer eines fremden älteren Herrn zu erscheinen? Wohnen Sie hier auf dem Schloss?«
    Die Schwarze Lady vermied es, das Kreuz auf dem Nachttisch anzuschauen. Sie beugte sich über Professor Melibocus.
    »Mein Geliebter«, sagte sie schmachtend, »wie lange habe ich auf dich gewartet. Komm, folge mir, eine herrliche Zeit steht uns bevor.«
    »Aber…«
    Die Lippen der Schwarzen Lady berührten die des Professors Melibocus. Wie ein heißer Strom floss es durch seinen Körper. Die Ausstrahlung der Dämonin überwältigte ihn völlig. John Sinclair hätte schnell und energisch reagiert und einen harten Kampf geliefert. Doch Professor Melibocus war nicht der Mann dazu.
    »Folge mir«, sagte die Schwarze Lady wieder.
    Völlig in ihrem Bann, setzte Melibocus sich auf. Er stöhnte.
    »Ich kann nicht. Mein Hexenschuss, au.«
    Die Schwarze Lady strich ihm sacht über den Rücken. Sofort verschwanden die Schmerzen. An der Hand der Black Lady hüpfte der lange Professor aus dem Bett wie ein Jüngling. Alle seine Bedenken waren wie weggeblasen, die Situation erschien ihm auch überhaupt nicht außergewöhnlich.
    Er war diesem schönen Geschöpf völlig verfallen, er hatte keinen freien Willen mehr.
    Die Black Lady wusste, dass der Weg frei war. Sie hatte alles vorbereitet. Sie wollte den Professor in einen Dämon verwandeln, um im Kampf gegen John Sinclair einen weiteren Trumpf in der Hand zu haben. Aber dazu musste der Professor erst einmal sterben. Er sollte ein wichtiger Verbündeter Asmodaras werden.
    Eine Handbewegung der Black Lady, und die Tür öffnete sich. Die Black Lady führte den Professor aus dem Zimmer.
    »Au!« rief Melibocus, als er sich den Schädel oben an der Tür anstieß.
    Doch auch das erweckte ihn nicht aus dem Zauberbann. Ein großer Frauenheld war der lange Professor nie gewesen. Jetzt fühlte er ein glühendes Begehren, die Schwarze Lady gaukelte ihm die Erfüllung aller Wünsche vor.
    Sie führte ihn an der Hand durch das Schloss, eine kaum benutzte Wendeltreppe hinunter, zu einem Seiteneingang zu den Schlossgewölben. Die verschlossene Tür sprang auf, als die Black Lady sie berührte. Ein geheimnisvoller Lichtschimmer entstand aus dem Nichts und begleitete Elizabeth of Argyll und den Professor auf ihrem Weg durch die Gewölbe.
    Sie führte ihr Opfer in die Folterkammer. Doch so wie der Professor die Black Lady als eine bildschöne Frau sah, so brachte sie ihn auch dazu, die düstere Folterkammer als etwas ganz anderes wahrzunehmen. Als ein luxuriös eingerichtetes Zimmer mit einem breiten Himmelbett.
    Die Fackeln in den eisernen Haltern an den Wänden flammten auf. Ihr Schein erhellte die Folterkammer, das unnatürliche Leuchten erlosch.
    Die Black Lady fuhr mit der Hand über den Hals des Professors.
    »Oh, das kitzelt«, sagte Melibocus und lachte. »Wollen wir uns gleich ins Bett begeben?«
    Volle rote Lippen lächelten ihn an. Dunkle Augen glänzten verführerisch und verhießen alle Freuden. Professor Melibocus war sich nicht bewusst, dass er im Pyjama umherlief. Es hätte ihn auch nicht gestört.
    Die Black Lady führte ihn zu der Eisernen Jungfrau, er sah sie als einen bestickten Paravent.
    »Stell dich dorthin, mein Geliebter. Nur eine kleine Formalität.«
    Der Professor stand in der aufgeklappten Eisernen Jungfrau, deren spitze Eisenstacheln ihn bedrohten. Lächelnd ergriff die Black Lady den Griff, um das mörderische Foltergerät zu schließen.
    ***
    Auf meinem Rundgang begegnete ich Fitz Fitzgerald. Er erklärte mir, weshalb er unterwegs war.
    »Lassen Sie das«, sagte ich zu ihm. »Der Nachtportier hat bestimmt keinen Franzbranntwein vorrätig, und wir können deswegen nicht den Schlossherrn aufwecken. Professor Melibocus muss seine Schmerzen aushalten, so schlimm kann der Hexenschuss nicht sein. Das wird ihm eine Lehre sein.«
    Fitzgerald ließ sich umstimmen.
    »Wenn Sie meinen, Mr. Sinclair. Aber sprechen Sie besser mit ihm.«
    »Er soll eine Schmerztablette nehmen. Sie haben bestimmt welche dabei.«
    Wir kehrten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher