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0048 - Ausflug ins Jenseits

0048 - Ausflug ins Jenseits

Titel: 0048 - Ausflug ins Jenseits
Autoren: Walter Appel
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Wahrheit gesprochen.
    Sie trug den Keim des Bösen nicht im Blut und stand nicht im Bann des Dämons.
    »Wir werden alle in diesem Zimmer bleiben«, sagte ich zu Professor Melibocus und Fitz Fitzgerald. »Wir verschanzen uns mit magischen Mitteln, denn es ist möglich, dass Asmodara und Thomas Argyll in ihrem Zorn schon hier über uns herfallen wollen.«
    Sie stimmten zu. Aus dem Zimmer des Professors und Fitzgeralds holten wir zusätzliche Decken. Im Doppelbett konnten drei Personen schlafen. Der lange Professor, dessen Füße ohnehin weit über das Ende jedes normalen Bettes hinausragten, lagerte auf Decken am Fußboden.
    Ich hatte Jane Collins erzählt, was sich in den Kellergewölben abgespielt hatte. Wir ruhten bei Licht, viel Zeit blieb uns ohnehin nicht mehr. Tür und Fenster waren mit magischen Zeichen gesichert. Kreuze lagen bereit. Ich dämmerte allmählich ein.
    Fitz Fitzgerald schnarchte.
    Plötzlich setzte sich der lange Professor auf und rüttelte Fitzgerald am Fuß.
    »Wa – was ist denn?« fragte der verschlafen. »Warum wecken Sie mich, Professor?«
    »Ich hatte dich doch losgeschickt, um mir Franzbranntwein wegen meines Hexenschusses zu besorgen.«
    »Ja-haaa«, sagte Fitzgerald gähnend.
    »Ich wollte dir nur sagen, dass ich keinen mehr brauche. Der Hexenschuss ist weg.«
    »Das hatte ich bereits bemerkt. Schlafen Sie, Professor.«
    ***
    Unsere Koffer waren gepackt, das Frühstück auf MacMoran Castle stand bevor. Dann sollte die Fahrt weitergehen, Argyll Castle und dem Loch Argyll zu. Den Rest der Nacht war nichts mehr passiert. Jetzt, kurz nach sieben Uhr morgens, war es draußen noch dämmrig und düster.
    Ein trüber, unfreundlicher Tag hatte begonnen. Sturm stand bevor.
    Etwas übernächtigt verließ ich mit Jane das Hotelzimmer, unser Gepäck, soweit wir es nicht im Bus gelassen hatten, brachten wir gleich mit. Professor Melibocus und Fitz Fitzgerald hatten sich vor zwanzig Minuten auf ihr Zimmer begeben und traten nun gleichfalls in den Korridor.
    Und noch zwei andere kamen: Miss Agatha und Miss Adele. Mit empörten Mienen rauschten sie auf uns zu. Diesmal hatten sie es nicht nur auf Jane und mich, sondern auch auf Professor Melibocus und Fitz Fitzgerald abgesehen.
    »Es ist eine Schande!« keifte Miss Agatha in schrillsten Tönen. »Wissen Sie, was wir heute morgen, gerade vor zwanzig Minuten, gesehen haben?«
    »Woher soll ich das wissen?« fragte ich unwirsch. »Bestimmt nichts Vernünftiges.«
    »Allerdings«, ereiferte sich Miss Adele. »Diese beiden Männer, den Professor und seinen Angestellten, sahen wir aus dem Zimmer schleichen, in dem Sie mit Miss Collins übernachtet haben, ohne Verheiratet zu sein, Mr. Sinclair.«
    »Sie waren zu dritt bei dieser… dieser… mir fehlen die Worte!… auf dem Zimmer!« gellte Miss Agatha. »Ist denn das die Möglichkeit? Ein Abgrund tut sich da auf, ein Pfuhl schlimmster Verworfenheit, Unzucht und Sünde. Sie sind alle miteinander abscheuliche Menschen. Mit ihnen zusammen fahren wir im Bus keinen Yard mehr. Sie wollen ein Akademiker sein, Professor Melibocus? Ein Schweinigel sind Sie, jawohl.«
    »Aber, meine Damen, Sie missverstehen die Situation völlig«, stotterte der Professor und fummelte an seiner Fliege herum.
    »Schweigen Sie, Sie sind für uns alle gestorben. Nur Luft sind Sie noch, schlechte, verderbte Luft! Ich werde an meinen Unterhausabgeordneten schreiben, Mr. Sinclair. Ein solches Individuum wie Sie darf nicht im Staatsdienst bleiben«, sprach Miss Agatha. »Mr. Fitzgerald, schämen Sie sich, wenn Sie das noch können. Und Ihnen, Miss Collins, spreche ich hiermit auch im Namen meiner Schwester die tiefste Verachtung aus. Komm, Adele, mit diesen Subjekten reden wir nicht mehr.«
    Sie rauschten ab. Die Szene war aufgefallen.
    »Was ist hier los?« fragte ein Mitreisender.
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Die beiden Damen haben schlecht geträumt.«
    Wir gingen in den Frühstücksraum hinunter. Thomas Argyll war schon da. Ein Blick mörderischen Hasses flammte mir entgegen, in seinem Gesicht zuckte es. Er wäre mir am liebsten an die Kehle gesprungen.
    Unsere Blicke kreuzten sich wie Degenklingen.
    »Hatten Sie eine angenehme Nacht, Mr. Argyll?« fragte ich frostig. »Sie sehen etwas bleich aus.«
    »Heute ist ein großer Tag, Mr. Sinclair«, sagte er und brachte meinen Namen vor Hass kaum über die Lippen. »Ein sehr großer. Wir sprechen uns noch.«
    Damit wandte er sich ab. Wir frühstückten reichlich. Die beiden älteren Misses
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