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0048 - Ausflug ins Jenseits

0048 - Ausflug ins Jenseits

Titel: 0048 - Ausflug ins Jenseits
Autoren: Walter Appel
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mit nur einem Schaufenster, das mit bunten Reiseprospekten und Bildern von Urlaubszielen und -stränden dekoriert war. »Argyll Tours« lautete die Neonreklame über dem Laden im Erdgeschoß eines Mietshauses.
    Tony Lamarre hatte seinen Jaguar um die Ecke geparkt. Er betrachtete den Laden zweifelnd.
    »Sollen wir nicht besser zu einem der großen Reiseunternehmer in der City gehen, Shirley?«
    Shirley Barnard, seine Verlobte, schüttelte energisch die langen rotblonden Haare.
    »Nein, Tony, Argyll hat sagenhaft billige Angebote. Das stand in den Anzeigen, und gehört habe ich es auch. Benny und Sandra sind im Sommer drei Wochen für einen Superpreis nach Gran Canaria geflogen. Sie hatten bei ›Argyll Tours‹ gebucht. 25 Prozent Ersparnis gegenüber dem nächstbilligen Angebot.«
    »Nach Gran Canaria fliegt doch jeder«, brummte Tony Lamarre. »Gut, Shirley, wenn du meinst. Vielleicht ist Argylls Verdienstspanne so gering, dass er sich kein besseres Büro leisten kann. Gehen wir rein!«
    Er öffnete für Shirley die Ladentür. Shirley Barnard und Tony Lamarre waren ein schönes Paar, und ein auffälliges dazu. Das lag vor allem an ihrer Kleidung. Die hochgewachsene, gutgebaute Shirley trug einen bodenlangen Fummel aus changierender Seide, eine chinesische Bluse und eine bestickte Weste, die an die eines Toreros erinnerte. Sie trug eine weiße Lackledertasche am Arm. Tony Lamarre prangte in einem weinroten Samtanzug mit gelbem Rüschenhemd. Auf seinem Kopf saß ein schwarzer Hut mit breitem Rand, im linken Ohr trug er einen goldenen Ring.
    Schlangenlederschuhe mit Plateauabsätzen ließen ihn noch größer erscheinen. Er hatte ziemlich langes, lockiges schwarzes Haar und einen eleganten Schnurrbart.
    Er war ein Schönling, seine Brötchen verdiente er als Vertreter in der Pop-Modebranche. Shirley Barnard gehörten zwei gut gehende Boutiquen in Chelsea. Sie hatten sich beruflich kennen gelernt, und jetzt war Shirley ganz verschossen in den schönen Tony.
    Sie sah gut aus, doch der Traum von Tonys schlaflosen Nächten war sie nicht. Aber für zwei florierende Boutiquen mit über einer halben Million Pfund Jahresumsatz hätte er auch eine Hässliche mit Pferdegebiss in Kauf genommen.
    Die altmodische Ladenglocke bimmelte.
    Das Reisebüro war nicht allzu groß, aber besser und moderner eingerichtet, als Tony und Shirley gedacht hatten. Eine einzige Angestellte saß am Pult, der über ein mit Computer gekoppeltes Lesegerät verfügte. Wenn man das gewünschte Reiseziel in die Tastatur eintippte, erschienen binnen Sekunden die Informationen auf dem Bildschirm.
    Die Angestellte, ein gut aussehendes Mädchen mit hochgestecktem schwarzem Haar, bediente gerade eine ältere Lady. Die Lady hielt ihren Mops an sich gepresst und redete wie ein Wasserfall. Sie wollte nach Mallorca. Es war schon alles klar und gebucht, doch die Lady musste unbedingt noch ihre Eindrücke vom letzten Spanienurlaub im Frühjahr loswerden.
    Sie verbreitete sich ausführlich über den Stierkampf, den sie in Spanien gesehen hatte, und über die Empörung, den ihre Berichte darüber bei ihrem Tierschutzverein hervorgerufen hatten.
    »Ich bin ja so froh, dass ich Fips nicht mitgenommen habe«, sagte sie und strich dem mürrisch dreinblickenden Mops über den Kopf. »Er hätte einen Schock fürs Leben erlitten.«
    Die Angestellte, die wie Shirley Barnard Anfang 20 sein musste, komplimentierte sie höflich hinaus und wandte sich den neuen Kunden zu. Sie lächelte und fragte nach den Wünschen.
    Bei kritischer Betrachtung fand Shirley Barnard, dass das Kostüm der Angestellten viel zu altmodisch war und einen unmöglichen Schnitt hatte. Grässlich, wie sich manche Leute anzogen.
    »Wir wollen zu den Seychellen fliegen«, sagte Tony Lamarre und wedelte mit einem Prospekt vom Ständer. »Für vierzehn Tage, möglichst bald und möglichst billig.«
    »Oh, da haben wir sicher etwas.«
    Die Angestellte schlug den dicken Katalog am Tisch auf und blätterte nach. Auf ihrem Pult stand ein Metallschild mit der Namensaufschrift Cora Simpson. Tony Lamarre und Shirley Bernard hatten auf zwei Stühlen vor dem Schreibtisch mit den Prospekten Platz genommen und harrten der Dinge, die da kommen sollten.
    Sie sahen nicht, dass die schwarzhaarige Cora Simpson einen Knopf unter dem Tisch drückte. Zweimal kurz, zweimal lang. Sie zeigte den beiden Interessenten die Bilder im Katalog, erläuterte, was sie mit Bewegungen ihrer schlanken Hand unterstrich, und nannte schließlich
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