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0048 - Ausflug ins Jenseits

0048 - Ausflug ins Jenseits

Titel: 0048 - Ausflug ins Jenseits
Autoren: Walter Appel
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zurück zum Hotelzimmer Fitzgeralds und des Professors. Doch der Vogel war ausgeflogen, auch im Bad fanden wir ihn nicht.
    »Nanu, wo kann der Professor denn sein?« fragte Fitzgerald ratlos. »Es war ihm doch nicht mal möglich, sich vom Bett zu erheben.«
    Ich fragte mich, wo Melibocus stecken konnte. Das hatte nichts Gutes zu bedeuten. Bisher war mir in dieser Nacht nichts aufgefallen, aber ich spürte, wie sich das Unheil mehr und mehr zusammenbraute. Ich war entschlossen, noch zwei, drei Stunden zu schlafen.
    Das fiel jetzt weg. Jane Collins schlummerte bereits, mich hatte die Unruhe umher getrieben.
    Professor Melibocus war entführt worden, bestimmt schwebte er in Lebensgefahr. Doch wenn er verschwand oder tot aufgefunden wurde, gefährdete das nicht die Tour? Hatten Asmodara und die Black Lady etwa vor, Professor Melibocus mit einem besonderen Ritual in einen gefährlichen dämonischen Verbündeten zu verwandeln?
    Ich teilte Fitz Fitzgerald meine Befürchtungen mit.
    »Aber wie sollen wir den Professor in dem riesigen Schloss finden?« jammerte er. »Der arme Professor Melibocus, keiner Fliege hat er je etwas zuleide getan.«
    Ich schnippte mit den Fingern.
    »Ich habe es. Sicher ist er in die Gewölbe unter dem Schloss verschleppt worden. Das ist der rechte Ort für die dämonischen Mächte, um ihre Pläne mit Professor Melibocus durchzuführen. Wir müssen uns beeilen.«
    Wir spurteten los. Die Treppen hinunter und durch die Eingangshalle zu der Tür, durch die wir bei der Schlossführung in die Kellerräume gelangt waren. Zum Glück war sie nicht abgeschlossen, sonst hätten wir wertvolle Zeit verloren.
    Ich hatte eine Taschenlampe bei mir, ihr Schein beleuchtete die steinernen Treppenstufen, die wir hinunterhasteten, und die massiven Steinquadermauern. Wir standen unten in einem großen Kellergewölbe, lauschten und schauten uns um.
    Der Lichtkegel der Taschenlampe fiel auf die eisenbeschlagene Tür, die zu den Verliesen und zur Folterkammer führte. Sie war geöffnet.
    »Dort müssen Sie sein. Vorwärts, Fitz, aber leise.«
    Wir huschten in den modrig riechenden Kellergang. Ich schaltete die Taschenlampe aus, nachdem ich mich orientiert hatte. Ein eigenartiger Laut ließ uns stutzen. Wir näherten uns, lauschten, jetzt hörten wir es deutlich.
    Professor Melibocus lachte hinter der Tür, vor der wir standen, laut und schallend.
    »Hihihi, hahahah, hohoho! Wie das kitzelt. Was hast du mit mir vor, du kleiner Schäker?«
    Ich leuchtete, sah die Türklinke, probierte und stieß die Tür auf. Ich zog sofort die Beretta und entsicherte. Ein merkwürdiges Bild bot sich unseren Blicken. Professor Melibocus stand in der Eisernen Jungfrau. Ein grässliches Monster im schwarzen Kleid bedrängte ihn und bemühte sich mit aller Kraft, das Foltergerät zu schließen.
    Es war die Black Lady in der gleichen Gestalt, wie ich sie schon als Schemen in Thomas Argylls Büro gesehen und bekämpft hatte. Raubtierzähne bleckten, und rote Augen glühten in einem mumifizierten Fratzengesicht. Das modrige Haar bewegte sich, so als lebte es.
    Der verdorrte, schwärzliche Mumienkörper mit den Klauenhänden steckte in einem verwitterten schwarzen Fetzen von Kleid. Schaurig sah die Erscheinung aus, aber den Professor Melibocus störte das gar nicht.
    »So lass uns doch endlich zu Bett gehen, meine Schöne!« rief er. »Das Verlangen brennt in meinen Adern. Was klemmst du mich hier zwischen Paravent und Wand ein? Hach, wie dieser Wandschirm kitzelt, was ist das nur? Hohoho-hoho! Du Racker, du!«
    Professor Melibocus war verblendet und sah eine schöne Frau, das begriff ich. Ich aber spürte die Kälte und das Grauen, die von der Black Lady ausströmten. Fackeln erhellten die Folterkammer.
    Ich ließ die Taschenlampe fallen und zog das silberne Kreuz unter dem Hemd hervor, wobei ich die Kette über den Kopf streifte.
    Professor Melibocus wäre verloren gewesen, aber seine Länge von über zwei Metern rettete ihn. Er passte nämlich nicht in die Eiserne Jungfrau hinein. Sein Kopf ragte oben heraus, die hochgezogenen Schultern verhinderten, dass die Black Lady das Mordinstrument schließen konnte.
    Die Eisenspitzen berührten Professor Melibocus, aber sie drangen nicht in sein Fleisch ein. Er empfand das als Kitzeln.
    Die Black Lady erblickte uns, fauchend wirbelte sie herum. Fitz Fitzgerald sprang an mir vorbei, das verschnörkelte Kreuz, das er vom Zimmer oben mitgenommen hatte, in der rechten Hand.
    »Was treiben Sie mit meinem
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