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0045 - Der Höllensumpf

0045 - Der Höllensumpf

Titel: 0045 - Der Höllensumpf
Autoren: Franc Helgath
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Hotelterrasse aus, die genau am Sunrise-Boulevard lag und zum »Miami Ambassador« gehörte. Das Ambassador war eine der Nobelbleiben dieser Touristenstadt, diesem »Las Vegas des Südens«, wie sich die Stadt in ihren Werbeprospekten nennt.
    Sie hatten alle drei Truthahnschnitzel zu Abend gegessen. Mit Curryreis und Bananen sowie Käse überbacken. Dementsprechend fühlten sie sich mit sich und der Welt zufrieden. Ein lauer Wind, der die Auspuffgase davontrug, tat wohl auf der Haut. Im Goldfischbecken neben der Sitzgruppe spiegelte sich der fast volle Mond, und sein Bild flimmerte und flirrte nur dann, wenn einer der Fische über die Wasseroberfläche schnappte, um einen der spinnenbeinigen Wasserflöhe zu erhaschen, die scheinbar schwebend über den künstlichen Teich huschten.
    »Was unternehmen wir heute?«, fragte Nicole Duval über das Zirpen irgendwelcher Insekten hinweg, die in einem Busch musizierten, dessen Blüten einen schweren Duft verströmten. Ihre Stimme klang froh und gar nicht müde.
    Bill Fleming schaute das kapriziöse Mädchen an. Sie war der Prototyp einer Französin, einer Bilderbuchfranzösin, und deshalb genoss es Nicole auch, auf diese ganz spezifische Art angesehen zu werden. Bewunderung lag in Bill Flemings Blick und auch ein Hauch von Verliebtsein, einer platonischen Verliebtheit, denn Nicole gehörte zu Professor Zamorra, mit dem sie mehr verband, als nur das Angestelltenverhältnis. Es lag eine erotische Spannung zwischen ihnen, ja sogar ein gewisser Grad an Intimität.
    »Worauf hättest du Lust?«, fragte Professor Zamorra schmunzelnd. »Miami bietet für alle etwas. Gehen wir ins Casino, oder willst du dein Geld an die einarmigen Banditen verlieren? Besuchen wir eine finstere Spelunke oder den Nightclub vom Hollyday Inn? Ich glaube, Liza Minelli gibt dort heute Nacht ein Gastspiel.«
    Nicole nippte an ihrem Sherry. »Eigentlich wäre mir etwas Handfestes lieber«, meinte sie mir rauchiger Stimme. Neben dem Schalk blitzte plötzlich ein guter Schuss Verruchtheit in ihren gesprenkelten Augen. »Eine finstere Spelunke wäre heute Abend genau das richtige. Was meint ihr?«
    Bill Fleming wechselte einen schnellen Blick mit Professor Zamorra und stellte das Glas ab, in dem er den Bourbon wie immer mit Eis verwässert hatte.
    »Ich denke, wir sind überstimmt«, sagte er dann, als er die Zustimmung in den Augen des Freundes erkannt hatte. »An und für sich haben wir es schon oft genug mit lichtscheuem Gesindel zu tun gehabt, aber diesmal ist es wenigstens aus Fleisch und Blut. Ich denke, wir stürzen uns in das Abenteuer.«
    Professor Zamorra hatte sich schon erhoben.
    »Ich bin mit allem einverstanden, wenn mir nur nichts dieses Weekend verdirbt. Wir haben es bei Gott verdient, ein paar Tage auszuspannen.«
    »Das meine ich doch auch«, antwortete Bill Fleming, und sie nahmen das Mädchen in ihre Mitte. »Dann werde ich euch mal das Nachtleben von Miami zeigen. Vermutlich geht es hier zivilisierter zu, als in euerem Paris, es werden auch keine Apachentänze geboten.«
    Zamorra grinste spöttisch. »Ich weiß, dass ihr Amerikaner inzwischen die Mafia als Ordnungsmacht anerkannt habt. Werden eigentlich schon Orden an die Spitzenleute der Cosa Nostra verteilt?«
    Bill Fleming überhörte die Anspielung auf das organisierte Verbrechertum geflissentlich. Eine Diskussion darüber wäre auch fruchtlos verlaufen. Außerdem war das kein Abend, um zu diskutieren, sondern um sich zu amüsieren. Der letzte Fall hatte doch mehr an ihren Nerven gezerrt, als sie sich das eingestehen wollten.
    Professor Zamorra war Parapsychologe und eine Kapazität auf diesem Gebiet. Er war es auch schon gewesen, bevor er das Château de Montagne im Loiretal geerbt hatte, den Sitz seiner Väter. Doch er war durch dieses Erbe auch in eine Verantwortung gezogen worden, mit der er nicht gerechnet hatte. Denn er war dadurch auch der Besitzer eines Amuletts geworden, das ihm Macht über böse Geister und Dämonen verlieh. Und der Kampf der Untoten mit den Menschlichen fand überall und alle Tage statt. Zamorra hatte sich mit seinem Amulett auf die Seite der Gefährdeten gestellt. So war er zu einem der Gladiatoren in diesem gnadenlosen Kampf geworden, den die Kräfte der Dämonenwelten mit den Irdischen führten.
    Bill Fleming kannte sich in Miami von zahlreichen Aufenthalten her aus. Miami ist nicht nur ein mondäner Badeort sondern auch Stätte zahlloser Kongresse und Versammlungen. Als Historiker hatte er schon öfter
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