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0045 - Der Höllensumpf

0045 - Der Höllensumpf

Titel: 0045 - Der Höllensumpf
Autoren: Franc Helgath
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Außenbordmotors riss. Der Diesel kam sofort, und Askins drehte den Griff am Steuerhebel auf Vollgas.
    Aber der Kahn nahm kaum Fahrt auf. Wie sollte er auch? Mit einem 5-PS-Motor hintendran. Askins hätte sich in diesem Augenblick ein Rennboot gewünscht. Geholfen hätte es ihm nichts.
    Viel zu langsam tuckerte das Boot durch die Everglades. Herunterhängende Äste streiften Askins Gesicht, und es war, als hätten kalte Geisterhände ihn berührt. Die Hände des Mannes krampften sich um den Steuerhebel. Sein Körper ruckte vor und zurück, als könne er so das Boot beschleunigen.
    Und im Kielwasser folgte ihm das Grauen.
    Der Zernarbte hatte von Gruber abgelassen und folgte ihm mit kräftigen, lautlosen Schwimmzügen. Unablässig.
    Er holte nicht auf, aber er fiel auch nicht zurück. Dabei verlor Askins nie den Eindruck, als wäre es dem Wesen ein Leichtes gewesen, ihn einzuholen.
    Doch offensichtlich wollte der Zernarbte das gar nicht. Er blieb nur hinter ihm wie eine Boje, die man am Tau im Schlepp zieht. Langsam beruhigte sich Askins’ rasender Puls. Seine Gedanken wurden wieder etwas klarer.
    Ihm wollte »er« nicht ans Leder. Aber warum verfolgte er ihn dann, Askins kam sich wie ein Lotse vor. Die Minuten, die er zum festen Ufer brauchte, dehnten sich zu Ewigkeiten. Und hinter ihm blieb das Narbengesicht, das sich aus dem schwarzen Wasser hob, mal ein wenig zurückfiel, doch dann den alten Abstand wieder herstellte.
    Endlich blieben die Luftwurzeln der Mangroven zurück, der Wald lichtete sich und gab den Blick auf einen schmalen Streifen über dem Wasser frei. Dort war das Schilf, und hinter dem Schilf wartete der alte Buick, mit dem Askins und Gruber ihr Opfer hierher gekarrt hatten. Zu einer Hinrichtung. Und nun war Gruber selbst getötet worden. Auf grausame Art und Weise. Von einem bestialischen Wesen, vor dem Dan Askins eine mörderische Angst hatte.
    Der Kiel des Bootes fürchte durch die Halme des Schilfes. Es gab einen harten Stoß, als der Kahn ans Ufer lief und noch einen halben Meter weiterrutschte, bevor er endgültig zum Stillstand kam. Askins sprang über die Planken. Er hätte das Boot noch verstecken müssen, doch nichts hielt ihn mehr an diesem Ort. Er wollte weg. Er musste weg!
    Hinter ihm tauchte schon ein nackter, muskulöser Oberkörper aus den Fluten. Im lehmigen Boden schmatzende Schritte, raschelndes Schilf. Askins hatte die Stelle, an der sie ihr Auto in einer sumpfigen Wiese abgestellt hatten, nur um wenige Meter verfehlt.
    Der Mann vom Syndikat sprang über die Planken nach vorne heraus aus dem Kahn. Mit riesigen Sätzen hetzte er auf den Wagen zu, ohne noch mal einen Blick zurückzuwerfen. Zum Glück hatte er die Zündschlüssel an sich genommen und nicht Jeff Gruber.
    Er startete. Die hinteren Räder drehten durch und schleuderten mit Sumpfgras vermengten Dreck gegen den Unterboden der Karosserie. Aber die Reifen griffen trotz des auf diesem Gelände unangebrachten Kavalierstarts. Es stank nach verbranntem Gummi. Der Wagen machte einen gewaltigen Satz nach vorne, und dann gewann er endlich auch festen Boden unter den Pneus. Die Tachonadel ruckte auf achtzig Meilen hoch. Das Auto sprang über die Schlaglöcher des ausgewaschenen Feldweges wie ein wild gewordenes Känguru.
    Askins schaute nicht einmal mehr in den Rückspiegel. Er hätte diesen Anblick auch kaum mehr ertragen. Aber so entging ihm, wie das Wesen hinter ihm sich allmählich in Luft auflöste. Die toten Augen verschwanden zuletzt.
    ***
    Miami Beach war wie alle Küstenstädte Floridas an diesem warmen Herbstabend nur mit einem Hexenkessel zu vergleichen. Die Lichtreklamen schrien grell flackernd ihre Werbung hinaus in den Nachthimmel, und auf den Straßen herrschte ein Gewimmel wie in New York zur Rush Hour. An den Straßenrändern parkten teure Wagen mit offenem Verdeck, und in manchen gingen zurzeit noch allein stehende Playboys oder Playboy-Aspiranten ihrer Lieblingsbeschäftigung nach: Dem Girl Watching. Dem Warten auf die Mädchen in ihren kurzen oder langen Röcken, die auf den breiten Bürgersteigen vorbeiflanierten. Sie pfiffen ihnen dreist nach und luden sie zu Autofahrten ein, die meist in einer der exklusiven Bars oben auf den Hügeln und etwas später in den Wäldern, am menschenleeren Strand oder in luxuriösen Hotelzimmern endeten.
    Professor Zamorra, seine Sekretärin Nicole Duval und sein bester Freund Bill Fleming schauten dem quirligen Treiben zu. Sie taten das von den bequemen Plastiksesseln ihrer
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