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0045 - Der Höllensumpf

0045 - Der Höllensumpf

Titel: 0045 - Der Höllensumpf
Autoren: Franc Helgath
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würde sich diesen seltsamen Vogel aus der Nähe betrachten und dann entscheiden. So wartete er ab, bis er unsichere Schritte den Gang entlang tappen hörte, gefolgt von den festen Schritten des Mannes mit der MPi.
    Vor Terzano auf dem Schreibtisch stand eine Sofortbildkamera. Er wollte sie gerade zur Seite räumen, als die Gestalt hereinkam und er versehentlich den gespannten Auslöser betätigte. Es klickte, und der automatische Bildauswerfer spuckte das elfenbeinfarbige Blättchen aus, auf dem in etwa sechzig Sekunden das Bild in seiner vollen Buntheit erscheinen würde.
    Beim Klicken des Auslösers war die Gestalt zusammengezuckt als hätte sie in diesem Augenblick ein kurzer, heftiger Stromstoß durchfahren.
    Terzano merkte das nicht, denn er war viel zu sehr mit dem eigenen Schrecken beschäftigt. Etwas Grauenhafteres hatte er nie zuvor gesehen. Dan Askins wimmerte und zog wie ein Kind die Knie an den Körper.
    Die Gestalt blieb stehen, als wäre jede Energie aus ihr gewichen.
    Der Blick aus den toten Augen heftete sich an den dünnen Karton, auf dem die Konturen langsam Gestalt annahmen.
    Proportional der Zeitspanne, die das Foto zum Ausentwickeln brauchte, sanken die breiten, nackten Schultern des Fremden ein und fiel allmählich das energische Kinn auf die breite Brust. So irrsinnig der Vergleich auch war, Terzano wurde an einen Luftballon erinnert, dem langsam durch ein winziges Loch die Füllung entweicht. Als das Bild fertig war, endete auch der Vorfall dieses seltsamen, mit Narben übersähten Körpers.
    Terzano warf einen kurzen Blick auf das Foto, das er versehentlich geschossen hatte. Die Kamera war aus der Horizontale gekippt gewesen. Die Türbalken mit dem Wesen waren verkantet, doch der Fremde war deutlich darauf zu erkennen.
    Auf dem Bild sieht er scheußlicher aus, schoss es Terzano kurz durch den Kopf. Was hat mich nur so erschreckt? In Gedanken steckte er das Bild ein und legte beide Fäuste auf die glatte Oberfläche des Schreibtisches. Dan Askins ließ die Beine sinken, und sein Wimmern endete mit einem Räuspern.
    »Was war, Askins?«, fragte Terzano. »Der da soll Jeff aufgefressen haben?«
    Dan Askins schluckte. Jetzt wusste er plötzlich, wie das ist, wenn einer in den Erdboden versinken will. Der Fremde sah mit einem Male nicht mehr so Grauen erregend aus. Fast normal sogar, wenn diese fürchterlichen Narben nicht gewesen wären.
    »He, Askins? Ich habe dich etwas gefragt!«
    Askins schniefte und zog verlegen die linke Schulter hoch, als würde ihn sein Hemd kratzen. »Ich bin mir jetzt nicht mehr so sicher«, sagte er, senkte die linke und hob die rechte Schulter.
    »Und was ist dann mit Jeff geschehen?«
    »Er ist aus dem Boot gekippt, nachdem er, nachdem er…«
    »Halten wir uns nicht mit Einzelheiten auf«, unterbrach ihn Terzano.
    »Aber das Wasser war dann sehr rot, und ich habe gedacht, dass er hier…«
    »… Gruber gefressen hat«, ergänzte Terzano geringschätzig. Er fühlte sich bereits wieder als Herr der Lage.
    »Aber ich habe ganz bestimmt nicht…«, kam es verzweifelt aus Askins Ecke, aber Terzano schien den Entschluss gefasst zu haben, ihn heute nicht ausreden zu lassen.
    »Das weiß ich«, sagte er und grinste hämisch. »Auch wenn Gruber nicht gerade dein Typ war, dann brächtest du es nicht fertig, ihn deswegen um die Ecke zu bringen. Haben Alligatoren ihn geschnappt? Um diese Zeit sind sie besonders bissig.«
    Dan Askins hielt es inzwischen für das beste, nur zustimmend zu nicken, was immer Terzano auch sagte. Wenn er unbedingt Recht haben wollte, dann sollte er doch Recht haben, verdammt noch mal.
    Vielleicht hatten ihm auch wirklich nur die Nerven einen Streich gespielt.
    Askins fuhr sich durch die schütter werdenden Haare. Es hatte ihn immer aufgeregt, wenn er dabei sein musste; bei so einem – Auftrag, eben.
    Unsicher schielte er den Fremden an. Ihre Blicke trafen sich nicht.
    Konnte schließlich auch gar nicht sein, dass der Mann draußen im Sumpf gewesen war und jetzt hier. Nach einer Stunde rasender Autofahrt.
    »So wird es wohl gewesen sein«, sagte er tonlos. »Jeff haben die Alligatoren erwischt. Er hat nicht aufgepasst.«
    »Und warum hast du dann auf den da geschossen?«
    Terzanos Zeigefinger wies auf den Fremden. Askins fuhr entrüstet hoch.
    »Das weiß ich nicht. Ich weiß gar nichts von einem Schuss.« Er schaute fragend zum Mann mit der MPi. »Was war da los, Ben?«
    »Yea. Das war anders, Boss«, sagte der wuchtige Mann mit der MPi. Er trug
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