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0045 - Der Höllensumpf

0045 - Der Höllensumpf

Titel: 0045 - Der Höllensumpf
Autoren: Franc Helgath
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und so zufällig mitbekam, wie die Bosse den nächsten größeren Coup berieten. Und wie dumm er sich dann benommen hatte! Anstatt sich in irgendeinen stillen Winkel zu verkriechen, hatte er Forderungen an das Syndikat gestellt. Glatter Selbstmord. Charley war eben ein Stümper, und um Stümper ist es nicht schade.
    »Wie lange noch?«, fragte Dan.
    Jeff Gruber griff unter seine an den Ellenbogen ausgebeulte Strickweste. Mit einem Messer kam die Hand wieder zum Vorschein.
    Kein sehr großes, aber ein sehr scharfes Messer. Das Bündel am Boden wimmerte.
    »Nicht mehr lange«, sagte Jeff Gruber und sah sich um. »Kannst den Motor schon mal abstellen. Weißt du noch, wie uns letztes Mal um ein Haar so ein verrücktes Liebespaar in die Quere kam?«
    »Natürlich«, antwortete Askins brummig. »So was vergisst man nicht. Es wäre nicht nötig gewesen, die beiden auch noch umzubringen. Ich glaube, dir macht das Spaß.«
    Gruber kicherte.
    »Und wenn es so wäre? Für den Spaß, den ich mir mache, werde ich wenigstens noch bezahlt.«
    Der Diesel hatte aufgehört zu tuckern. Askins wandte sich ab, als Gruber sich zum Bündel hinunterbeugte. Ihm war speiübel. Hoffentlich würde Gruber nicht so lange brauchen. Er ließ sich gerne etwas Zeit dabei.
    »Mach’s kurz!«, sagte er deshalb gepresst und schaute auf das schwarze Wasser hinunter.
    »Nur immer ruhig Blut«, kam es wohl gelaunt von Gruber. »Meine Befehle bekomme ich immer noch vom Boss. Und der hat gesagt, dass ich’s nicht so einfach machen soll mit dieser Ratte.«
    »Mach, was du willst«, knurrte Dan Askins und fühlte, wie seine Kehle sich zusammenschnürte.
    Eine Unendlichkeit später hörte er das Aufklatschen eines kleineren Gegenstandes im Wasser, dann schwankte das Boot und der Rumpf von Charley Marne kippte in den Sumpf. Dan Askins hörte Blasen aus dem Wasser blubbern und drehte sich wieder zurück.
    Gruber wandte ihm den Rücken zu und schaute wahrscheinlich fasziniert ins Wasser. Am liebsten hätte ihn Askins jetzt über die niedere Brüstung des Bootes gestoßen, doch er gab dieser plötzlichen Regung nicht nach. Ein kurzer Blick über die Planken den Kahns sagte ihm, dass Gruber wie immer »sauber« gearbeitet hatte. Obwohl er ein gemeiner Schlächter war, war das Holz nicht blutbesudelt. Gruber hatte Routine. Er war stolz darauf, »sauber« gearbeitet zu haben, wie er es nannte.
    »Nun setz’ dich wieder«, sagte Askins in die Stille hinein. Ihm war, als wäre sogar das Summen der Insekten für Augenblicke verstummt. »Ich möchte weg hier.«
    »Gib mir mal die Taschenlampe«, sagte Gruber und machte keinerlei Anstalten, wieder im Boot Platz zu nehmen. »Da unten ist etwas.«
    »Was wohl schon«, meinte Askins kurz angebunden. »Wahrscheinlich ein paar Kaimane, die sich mit dem Sumpf streiten, wer nun Charley bekommt.«
    »Unsinn«, keuchte Gruber knapp. »Dann würde das Wasser sprudeln wie im Topf auf dem Gas. Gib schon endlich die Lampe her. Ich muss das sehen.«
    Gruber streckte nur seine freie Hand auf den Rücken. Seine Finger krabbelten ungeduldig. Mit der anderen Hand stützte er sich am Bootsrand auf. Askins legte ihm die Lampe in die Finger.
    Dann ein erschrockener Aufschrei.
    Grubers Oberkörper beugte sich ruckartig weiter hinaus. Einen Augenblick zappelte ein Fuß hilflos in der Luft. Dann folgte auch er dem übrigen Körper. Die Lampe war im Boot geblieben. Aus dem Wasser kam ein Gurgeln wie bei einer Mundhöhlenspülung nach dem Zähneputzen. Ein zufriedenes Grunzen noch, das jedoch nicht von Jeff Gruber stammen konnte. Gruber war schon verschwunden.
    Er zappelte auch nicht mehr, doch das Wasser um das Boot färbte sich noch dunkler. Automatisch knipste Askins die Lampe an. Der schmale Lichtfinger fiel auf den Fluss. Das Wasser hatte die Farbe gewechselt.
    Es war rot.
    Jetzt schrie auch Dan Askins. Es war ein dünner, entsetzter Schrei.
    Wie bei einem Tier.
    Askins ließ die Taschenlampe fallen, und sie verlosch mit einem zischenden Geräusch im Bodenwasser des Kahns. Askins hatte mehr gesehen, und er ahnte jetzt schon, dass er diese Szene nie mehr aus seinem Gedächtnis würde verdrängen können.
    Die kräftigen Zähne, die sich in Grubers Hals geschlagen hatten, Augen, die blicklos zu ihm ins Boot heraufgestarrt hatten. Ein kahler Kopf und ein so furchtbar zernarbtes Gesicht, dass die eigentlichen Züge dieses Wesens gar nicht mehr zu erkennen waren.
    Askins Schrei war noch nicht verklungen, als er auch schon am Starterzug des
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