Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0045 - Der Höllensumpf

0045 - Der Höllensumpf

Titel: 0045 - Der Höllensumpf
Autoren: Franc Helgath
Vom Netzwerk:
hier zu tun gehabt.
    Vom Sunrise-Boulevard ist es nicht weit zum künstlich angelegten Hafen, der wie ein Bollwerk dem flach abfallenden Sandstrand abgerungen wurde. Hier verkehren die Matrosen der US-Navy im halbseidenen Milieu neben Schmugglern und Damen vom horizontalen Gewerbe, die hier ungehindert ihrem Verschleißjob nachgehen, obwohl die Prostitution im Bundesstaat Florida verboten ist.
    Die Augen des Gesetzes bleiben in diesem Fall fast geschlossen, damit die Vergewaltigungsraten nicht noch höher schnellten.
    Bill führte die Gäste aus Europa in eine Bar, die sich »Green Cacadoo« nannte. Grell bemalt wie ein Kakadu waren auch die Mädchen, die die lange Theke bevölkerten, und grün war das schummerige Licht in der Spelunke. Die rot geschminkten Lippen sahen hier schwarz wie Pech aus, und sie leuchteten wie klaffende Löcher aus den fahlen Gesichtern. Drei Farbige spielten lustlos Dixieland.
    Das Geschnatter an der Theke verstummte für einige Sekunden, als die drei neuen Gäste die wenigen Stufen ins Lokal hinunterkamen, doch die unterbrochenen Gespräche wurden wieder aufgenommen, als die Mädchen gesehen hatten, dass die beiden gut aussehenden Herren bereits reizende Begleitung hatten, mit der sie ohnehin nicht konkurrieren konnten. Zamorra und Bill wurden als Geldsäcke taxiert, die sich nur verlaufen hatten, und wohl bald wieder verschwinden würden, wenn sie erst einmal bemerkt hatten, dass sie sich bei der Wahl des »Green Cacadoo« als Aufenthaltsort vergriffen haben mussten.
    Um so überraschender war es dann, als die beiden Männer zielstrebig die Bar ansteuerten, hinter der ein mexikanischer Mixer gepanschte Getränke servierte. Am Kopfende der Theke waren noch einige Hocker frei. Die Drei-Mann-Combo spielte »You are on the way«. Bill half Nicole galant auf den Hocker. Zamorra bestellte drei Drinks aus einer Flasche, deren Schraubverschluss noch unerbrochen schien. Nicole blickte etwas enttäuscht. Sie hatte sich die Halbwelt Miamis ein bisschen verwegener und nicht so amerikanisch vorgestellt. Das hier war ein Neppschuppen, wie man sie ähnlich in aller Welt findet, wo amerikanische Matrosen verkehren.
    Das ist alles? Die Frage lag in ihren Augen.
    »Trinken wir erst einmal«, schlug Bill vor. »Vielleicht gibt es noch etwas Spaß. Wir können ja später noch wo anders vorbeischauen.«
    Sie prosteten sich zu. »Aber«, schränkte Bill gleich nach dem ersten Schluck ein, »echte folkloristische Milieus werdet ihr hier nirgends entdecken. Die Kneipen sind hier alle so geschäftsmäßig steril wie eine Klinikwäscherei.«
    Es wurde trotzdem ein recht netter Abend, denn zumindest bei den Getränken hatte Bill eine gute Wahl getroffen. Auch war wider Erwarten kein Drink gepanscht. Nicole war leicht tipsy, als sie die Stufen wieder hinaufgingen. Jetzt waren die Stühle im »Green Cacadoo« dicht besetzt.
    Die Band strengte sich mehr an und brachte etwas Stimmung in den Laden.
    »Die Kneipen sind doch nicht so schlecht, wie ich anfangs dachte«, meinte Nicole beschwipst. Die frische Luft tat ihr übriges, um ihre Laune noch um etliche Grad ausgelassener werden zu lassen. Sie versuchte mit den Zehenspitzen den unteren Rand eines der zugemauerten Fenster zu erreichen. »Hab’ ich wirklich nicht gedacht, dass…«
    Professor Zamorra hörte nicht mehr zu. Schon in der Kneipe waren ihm die drei Männer aufgefallen, die so offensichtlich gelangweilt immer wieder in ihre Ecke gestarrt hatten, dass es schon wieder auffällig war. Jetzt kamen sie in geschlossener Front auf die beiden Männer und das Mädchen zu. In ihren Gesichtern stand jene Entschlossenheit, die man auch in den Mienen jener Helden entdeckt, die in den Kriegsfilmen die Hauptrollen spielen. Es waren grimmige Gesichter, voll ungebändigtem Tatendrang.
    Zwischen Zamorra und Bill genügte ein kurzer Blick der Verständigung. Beide waren sie knapp über vierzig Jahre alt, beide trugen sie Professorentitel und waren mit Doktortiteln geschmückt. Verknöcherte Wissenschaftler waren sie deshalb nicht. Die drei Burschen würden es zu spüren bekommen.
    Während Nicole noch ihre Zehenakrobatik absolvierte und nur ein kurzes, verwundertes »Olala« ausstieß, waren Zamorra und Bill schon in Aktion.
    Die Radaubrüder hatten nicht damit gerechnet, plötzlich von zwei geballten Ladungen Energie angegriffen zu werden. Zwei der Männer lagen schon wenige Sekunden später am Boden, der dritte war geistesgegenwärtig genug, sich zwischen den beiden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher