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0045 - Der Höllensumpf

0045 - Der Höllensumpf

Titel: 0045 - Der Höllensumpf
Autoren: Franc Helgath
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überdimensioniertes Wollknäuel. Zamorra schätzte, dass sie rund zwanzig Meter lang war. Fast dreißig Meter hoch wurden die Mangroven in den Everglades. Es würde sehr schwierig werden. Ein winziger, falscher Ruck am Steuerknüppel, und die Rotoren rasierten die Äste ab.
    Nicht sehr lange, denn dann würde die Maschine unweigerlich abstürzen.
    Kurs nach Süden. Bill rechnete fieberhaft auf einem Notizblock Fluggeschwindigkeit gegen Zeit auf, um so die exakte Entfernung herauszubekommen. Er schaute auf seine Uhr, bis er sagte: »Und jetzt Kurs Nordnordwest.«
    Zamorra peilte wieder den Kompass an. Die Nadel pendelte neu ein. »Wie lange noch?«, rief er. »Geschwindigkeit achtzig Meilen. Sinkgeschwindigkeit immer noch drei feet die Sekunde.«
    Wieder kritzelte Bill seine Zahlen. »Du kommst ziemlich exakt raus«, schrie er dann durch den Motorenlärm und das ratternde Flattern der Rotoren.
    Das Dschungeldach breitete sich endlos unter ihnen aus und kam unaufhaltsam näher.
    »Genau noch eine Minute«, brüllte Bill Fleming. Er hatte schon nach dem Fernglas gegriffen und es an die Augen gesetzt. Durch die Glaskanzel spähte er hinunter.
    Manchmal standen die Mangroven etwas weiter auseinander und man konnte den trügerischen Wasserspiegel sehen, auch wenn die Sonnenstrahlen diesen Abschnitt des Landes noch nicht ganz erreicht hatten. Leichte Nebel wallten stellenweise darüber hinweg.
    Zamorra hatte die Maschine in Kreise gezwungen. Die Minute war um. Sie waren da. Irgendetwas würde jetzt geschehen.
    »Übernehme du den Steuerknüppel!«, rief Zamorra Bill zu. Bill setzte das Fernglas ab und checkte kurz die Wirkung seines Ruders, in dem er es leicht nach vorne schob. Die Bo-105 stieg wieder.
    »In Ordnung!«, brüllte Bill zurück. »Ich hab’ sie.«
    »Dann wieder abwärts. Ziehe enge Schleifen und bleibe stehen, wenn ich dir’s sage.«
    »Okay.«
    Im selben Augenblick war es auch wieder da, dieses Gefühl, das Zamorra schon ein paar Mal hatte. Dieses Ziehen im Nacken, das Gefahr ankündigte.
    Und da war noch etwas. Ein Summen in seinem Kopf. Nicht in seinen Ohren, wie er zuerst geglaubt, und das er der raschen Fallgeschwindigkeit zugeschrieben hatte. Das Summen verdichtete sich, wurde zu brummenden, kaum verständlichen Worten.
    »Tiefer!«, schrie Zamorra. Bills feinnervige Hände drückten auf den hufeisenförmigen Steuerknüppel. Mit dem rechten Daumen löste er den Druck am rechten Ende dieses Plastikhufeisens, und der schwarze Gasknopf kam noch weiter zum Vorschein. Die Bo-105 sank.
    Die Stimme in Zamorras Kopf wurde deutlicher und dröhnender.
    Zamorra verstand jedes Wort, doch die Drohungen vermochten ihm keine Schauer mehr einzujagen. Während der meist schweigsam verlaufenen Phasen dieses Fluges hatte er sich genau zurechtgelegt, was er unternehmen würde, wenn es soweit war.
    Danach durfte er das Amulett nicht aus der Hand geben, wenn er an der verfahrenen Situation noch irgend etwas ändern wollte, denn er wusste genau, dass er vor diesem Dämon keine Gnade finden würde, wenn er erst einmal im Besitz dieses Amuletts war.
    Angestrengt starrte Zamorra aus der Plastikkanzel.
    Unten!
    Da unten!
    In den Strahlen des ersten Sonnenlichts sah er Soro und das Mädchen auf seinen Armen ganz deutlich. Soro schien einen halben Meter über den Wassern zu schweben. Das Mädchen in seinen Krallen bewegte sich nicht. Aber es war Nicole. Ihr Kopf hing nach hinten als wäre sie ohnmächtig. Zamorra erkannte Nicole, an ihrem Kostüm. Er hatte es ihr in Paris bei Dior selbst gekauft, nachdem Nicole sich bei einem früheren Abenteuer einmal besonders tapfer gezeigt und ihm sogar das Leben gerettet hatte.
    Jetzt hatte er eine winzige Chance, sich zu revanchieren.
    Eine sehr winzige Chance.
    »Tiefer!«, brüllte Zamorra nochmals, stemmte sich aus seinem engen Schalensitz hoch und kletterte mit wilden Verrenkungen auf die hinteren Sitze. Bill balancierte die Gewichtsverschiebung geschickt aus. Er wagte einen kurzen Blick nach hinten.
    »Wenn ich noch tiefer gehe, bekommen die Mangroven eine Rasur und wir ein stilles Begräbnis im Sumpf. Liegt das in deiner Absicht?«
    »Dann muss es eben so gehen«, keuchte Zamorra und griff nach vorne zum Öffnungsgriff der rechten Kanzeltür.
    Eine Hasswelle schlug ihm entgegen, als er den Kopf hinausstreckte. Es war, als hätte ein Blitz knapp neben ihm eingeschlagen und die Druckwelle versuche jetzt ihn umzuwerfen, noch bevor der Donner kam.
    Zamorra nahm das Amulett von seinem
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