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0045 - Der Höllensumpf

0045 - Der Höllensumpf

Titel: 0045 - Der Höllensumpf
Autoren: Franc Helgath
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wurde. Dahinter stand das Mädchen von vorher in ihrer schmucken roten Uniform.
    »Ich bin nicht neugierig«, sagte sie mit angenehm weicher, fraulicher Stimme, »aber es ist meine Pflicht, Sie zu fragen. Sie scheinen mir ziemlich aufgeregt zu sein. Glauben Sie, dass Sie in diesem Zustand überhaupt fliegen können? Ich hätte Ihnen die Maschine nicht gegeben, wenn ich nicht den Eindruck gewonnen hätte, Sie sähen Ihre letzte Rettung darin. Es ist doch hoffentlich keine Flucht?«
    Zamorras Respekt vor dem Mädchen wuchs.
    »Seien Sie beruhigt, was meinen Zustand betrifft«, meinte er. »Es stimmt, dass ich aufgeregt bin. Doch das wird meine Flugtüchtigkeit nicht beeinträchtigen. Sie haben sowohl meinen Gesundheitspass als auch die Flugstundenaufzeichnungen gesehen. Sie ersehen daraus, dass ich schon wesentlich schwierigere Maschinen geflogen habe. Sie können mir vertrauen.«
    »Sie machen den Eindruck auf mich, als wüssten Sie genau, was Sie tun.«
    »Dieser Eindruck trügt Sie nicht. Ich bin auch nicht auf irgendeiner Flucht. Ich habe Sie genau beobachtet, als Sie die Echtheit meiner Personalpapiere prüften. Ein Fahndungsbeamter hätte das nicht besser gekonnt.«
    »Ich werde mir noch überlegen müssen, ob ich das als Kompliment auffassen kann oder nicht.«
    »Sie dürfen das unbesehen.«
    Die beiden Freunde und das Mädchen hatten einen niedrigen Hangar am Rande eines kreisrunden Flugfeldes mit einem weißen Kreidekreuz in der Mitte erreicht. Der Hangar stand offen. Die leichte Konversation hatte Zamorra und auch Bill, der sich mit der Rolle eines bloßen Zuhörers begnügt hatte, gut getan. Beide fühlten sich entspannter als vorher, und das konnte ihnen nur recht sein. Sie würden ihre gesamte Nervenkraft brauchen, wenn sie erst einmal über dem Platz schwebten, der auf der blutigen Karte angegeben war.
    »Fallschirme finden Sie hinter den Rücksitzen«, sagte das Mädchen. »Bringen Sie die Maschine allein aus dem Hangar?«
    »Bringen wir, Madam«, mischte sich erstmals Bill in die Unterhaltung. »Eine andere Frage noch: Sie wissen ja inzwischen, dass es uns hier um keinen Ausflug ins Grüne geht. Haben Sie eine Strickleiter oder so was ähnliches? Zur Not tut’s auch ein Strick mit dicken Knoten.«
    »Sie wissen, dass Experimente jedweder Art verboten sind und uns zu saftigen Konventionalstrafen berechtigen, wenn die Luftfahrtbehörden Wind davon bekommen.« Dann senkte sie den Blick und fuhr fort: »Aber Sie können sich eine Strickleiter klauen. Da drüben in der Bell & Howell müsste eine im Cockpit liegen. Aber von mir haben Sie das nicht erfahren.«
    »Florida ist ein herrliches Land«, grinste Zamorra halb erleichtert.
    »Es gibt die besten Mädchen der Welt hier.«
    »Ich stamme aus Oklahoma«, sagte die Hübsche, drehte sich um und ging.
    Am Tor des Hangars wandte sie sich noch mal um. »Viel Glück, die beiden Herren.« Das hatte verdammt ehrlich geklungen.
    ***
    Als die Bo-105 6000 Fuß hoch gestiegen war, konnten sie im Osten die Sonne aus dem Meer tauchen sehen. In einer halben Stunde würden ihre flammenden Strahlen auch die Küste Floridas erreicht haben und den neuen Tag ankündigen. Zamorra hielt Kurs nach Westen, die Zeichnung an der Wand unauslöschlich im Gedächtnis.
    Die Straße nach Quecos war eingezeichnet gewesen. Dort begannen auch die Sümpfe. Dann ein Strich nach Süden und die Zahl 5 daneben. Fünf Kilometer südlich von Quecos also. Dann eine Strecke drei Kilometer streng Nordnordwest. Ein blutiger Punkt am Ende dieser Strecke. Ein Kreuz daneben. Zamorras Augen suchten den Kompass.
    Er war bei dieser Maschine etwas ungeschickt angebracht. Man musste als Pilot den Kopf weit nach links verdrehen. Die Richtung stimmte.
    Zamorra veränderte die Rotorenschräge und nahm etwas Gas weg. Die Bo-105 sackte durch. Etwa zehn feet pro Sekunde. Er verlor an Geschwindigkeit. Aus dem zwielichtigen Grau unter ihm ein paar Lichter wie schlecht brennende Kerzen. Das konnte nur Quecos sein.
    Professor Zamorra drehte die Maschine ab. »Mach schon mal die Strickleiter an!«, rief er Bill zu und malte dabei sehr deutlich mit dem Mund, weil wegen des Motorenlärms kaum ein Wort zu verstehen war. Sie hatten keine Helme mit Kehlkopfmikrofonen in der Maschine gefunden und wollten deshalb auch nicht wieder umkehren.
    Bill beugte sich nach unten und machte sich an einigen Stahlnippeln zu schaffen, an denen man die Strickleiter befestigen konnte.
    Die zusammengerollte Leiter sah aus wie ein
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