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0045 - Der Höllensumpf

0045 - Der Höllensumpf

Titel: 0045 - Der Höllensumpf
Autoren: Franc Helgath
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damit tatsächlich Geld zu verdienen war.
    Manchmal waren sie schon recht seltsam, diese Ausländer.
    Die Frau hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. Gleichzeitig rutschte der Rock wieder in jene Regionen zurück, wo der Saum gerade nicht mehr unzüchtig wirkte.
    »Ich habe ein bisschen was von Ihrem Gespräch mitbekommen«, gestand sie mit einem unschuldigen Augenaufschlag. »Sagen Sie selbst! Ist es denn meine Schuld, wenn ich Ihren Chef den ganzen Abend nicht erreichen konnte? Ich habe ihm gesagt, was ich wusste. Und als allein stehendes Mädchen muss man schließlich sehen, wo man bleibt.«
    Sie schaute auf ihren Rock hinunter, der zwei Fünfhundert-Dollar-Noten wert geworden war.
    Nicole schenkte sich eine Antwort. Ein wenig konnte sie dem Mädchen sogar nachfühlen, wenn sie sich aufmerksam in ihrer Wohnung umsah. Hollywoodkulisse dritte oder vierte Kategorie.
    Ein breites Himmelbett mit fadenscheinigen rosa Schleiern, ein durchdringendes, billiges und obendrein viel zu süßes Parfüm, das wie eine Wolke im Raum schwebte, weiße Sessel aus Lederimitation, ein abgetretener Fransenteppich, der seine beste Zeit schon längst hinter sich hatte, eine Lampe mit zitternden Scheibchen, die der zugigen Fenster wegen ständig in Bewegung waren.
    »Dann werden Sie auch mitbekommen haben, dass ich hier bei Ihnen auf Professor Zamorra warten soll«, sagte Nicole Duval und glaubte ein leichtes Lächeln auf ihre vollen Lippen zaubern zu müssen, das seine Wirkung auf ihre Geschlechtsgenossinnen der zaghaften Unschuld wegen noch nie verfehlt hatte. Es erfüllte auch diesmal seinen Zweck. Es war so ein Bitte- helfen-Sie- mir-Lächeln, das in anderen Frauen Mutterinstinkte wach werden ließ.
    »Sie können natürlich hier bleiben, solange Sie wollen«, meinte Linda Lee und sah sich verlegen um. Nicole trug ein Kostüm der 200-Dollar-Klasse, und Linda Lee war dieser Umstand natürlich nicht entgangen. Vor allem jedoch hatte das Kostüm jenen französischen Chic, der das Angebot in amerikanischen Warenhausketten so sehr missen lässt.
    »Es ist nicht sehr schön hier«, sagte Linda Lee. »Aber dafür habe ich einen vorzüglichen französischen Brandy da. Einen Schluck?«
    Wenngleich sich Nicoles Inneres dagegen sträubte, im Zusammenhang mit der Grand Nation von Brandy zu hören, nickte sie dankbar.
    »An einem Cognac hätte ich im Augenblick rein gar nichts auszusetzen«, meinte sie. Sie konnte tatsächlich einen gewaltigen Schluck vertragen. Schon im Boot auf der Rückfahrt von den Seminolas hätte sie liebend gerne einer Flasche mit Hochprozentigem den Hals gebrochen. Dieser blutige Tanz hatte sie doch mehr mitgenommen, als sie sich einzugestehen bereit war.
    Dafür war der »Brandy« tatsächlich ausgezeichnet, wie selbst Nicoles verwöhnter Gaumen registrierte. Man schmeckte die Sonne Frankreichs heraus, und Nicole Duval hatte wieder einmal mehr das Gefühl, in den Staaten absolut nichts zu suchen zu haben. Doch für Professor Zamorra nahm sie sogar das auf sich.
    Zum Beispiel im Zimmer einer Dirne auf seine Rückkehr zu warten. Nicole Duval seufzte leicht. Wenn sie nun schon einmal hier war, dann sollte sie zumindest versuchen, der Tatsache noch einen weiteren positiven Aspekt abzuringen. Professor Zamorra konnte Informationen immer brauchen.
    »Wie haben Sie davon erfahren, dass dieser Soro heute Nacht zu diesem Perenta kommen soll?«, fragte sie und ließ sich in weißem falschem Leder nieder, wo sie die langen, wohlgeformten Beine übereinander schlug.
    Linda Lee nahm ihr gegenüber Platz. »Larry hat eine Andeutung gemacht, als er heute Mittag auszog«, sagte sie und zündete sich eine überlange Zigarette an.
    »Larry ist ausgezogen?«
    Diesmal seufzte Linda. »Ja. Stellen Sie sich vor: so ein Schwein. Drei Jahre lang habe ich ihn mitgeschleppt, und wir haben nicht schlecht gelebt. Und da bekommt er einen traumhaften Job und wirft mich weg wie einen alten Scheuerlappen. Ich war so wütend, dass ich gleich den Professor anrief. Aber der war ja nicht da.«
    »Welchen Job?«
    »Wie schon gesagt. So genau hat er mich nicht informiert. Aber seine Birne glühte vor Begeisterung. Er musste einen dicken Fisch an der Angel haben. Ich glaube, er hat gar nicht bemerkt, wie weh er mir getan hat.«
    Linda Lee schaute auf ihre violett lackierten Fingernägel hinunter, bevor sie fortfuhr. »Und wenn Larry wirklich einmal glücklich war, dann hat er auch über seine Jobs gesprochen. Normalerweise gab es da nämlich nichts,
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