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0045 - Der Höllensumpf

0045 - Der Höllensumpf

Titel: 0045 - Der Höllensumpf
Autoren: Franc Helgath
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worauf er hätte stolz sein können. Aber jetzt sagte er, dass Terzano ihn fest übernommen habe. Mit einem festen Gehalt. 1500 Mäuse im Monat. Plus Erfolgsprämien. Sie müssen wissen: Larry hatte noch nie vorher einen festen Job gehabt. Er hat sich gefreut wie ein Kind. Und dabei ist ihm eben mehr entglitten, als er mir hätte sagen dürfen. So erzählte er mir, dass er alles über die Geschichte in der Miami-Beach-Gazette wüsste, dass an der Geschichte jedes Wort wahr sei, und dass Terzano diesen Super-Killer unter Vertrag habe. Mit ihm könne man praktisch alles machen. Terzano stünden nun alle Türen offen. Er würde zum mächtigsten Mann Amerikas aufsteigen, und er – Larry – würde auf dieser Woge des Erfolges mitschwimmen. Man müsse nur noch in dieser Nacht das letzte Hindernis aus dem Weg räumen. Und dieses Hindernis hieße Leonardo Perenta.«
    Linda Lees Stimme sank zu einem Flüsterton herab. »Ich habe ihn beschworen, die Finger von diesem Job zu lassen. Ich habe ihm versprochen, noch mehr anzuschaffen, und uns einen kleinen Drugstore zu kaufen, wenn mein Beruf nichts mehr bringt. Aber das hat alles nichts geholfen. Er war wie blind…«
    Nicole fühlte Mitleid mit diesem Mädchen in sich hochsteigen und trank schnell den Cognac leer, um dieses Gefühl wieder loszuwerden. Ganz schaffte sie es nicht. Frauengemeinschaft. Schicksalsgemeinschaft…
    Noch ahnte Nicole Duval nicht, wie eng ihre Schicksalsgemeinschaft noch werden sollte…
    Schon lauerte draußen in der Nacht das Unheil.
    ***
    Perentas Villa war bis auf die Grundmauern heruntergebrannt. Die meisten seiner Gangster hatten sich jedoch retten können. An dem Schauplatz des tosenden Infernos waren weniger als zehn Tote zurückgeblieben. Soro, der Dämon aus alten Zeiten, hatte sich entmaterialisiert, nachdem er kurz zuvor Leonardo, den Panther, ins Jenseits geschickt hatte.
    Mitten in der Flammenwand hatte Soro sich aufgelöst. Aus der Ferne hätte er bereits die Polizeisirenen hören können, wenn ihm daran gelegen gewesen wäre.
    Aber Soro war nichts daran gelegen. Er war nur auf eines erpicht: auf das silberne Amulett Leonardo de Montagnes, dessen unheilvolle Kraft er bis hierher in sein zwischenweltliches Refugium spürte.
    Soros Gestalt war nicht mehr von dieser Welt. Er war eingewoben in die Widernatur, in die Umgebung eines Reiches, das von dieser Welt nicht ist.
    Die Mythologien der Völker und Religionen haben viele Bezeichnungen dafür erfunden. So sprachen die alten Griechen ehrfurchtsvoll vom Hades, die Christen ängstlich an der Vorhölle oder vom Fegefeuer und die Moslems freudig von der Moshlar, dem Vorhimmel, auf dem sie auf die Vereinigung mit Allah warten durften.
    Sowohl die Schwarze als auch die Weiße Magie haben wiederum ihre eigene Bezeichnung für diesen Ort gewonnen. Adepten der geheimen Lehren nennen ihn die Zwischenwelt – die Welt der Geister und Dämonen, die Welt der Verstorbenen, die aus verschiedenen Gründen zu bestimmten Zeiten noch heute auf der Erde spuken.
    In dieser Welt war Soro gelandet. Es war eine unwirkliche Welt.
    Für jedes Auge sah sie anders aus. Es war eine Welt der Fabelwesen und der Phantasie, eine Welt der Träume, ein gespenstischer Widerschein der wirklichen Welt, ein Zerrspiegel des Lebens auf der Erde.
    Manche behaupten, diese Welt würde vom Satan, vom Urbild allen Bösen beherrscht, andere sagen, sie wäre eine Station der Läuterung auf dem langen Weg ins Nirwana. Zweifellos ist es eine Welt, die allen Irdischen normalerweise für immer verschlossen bleibt.
    Soro fand sich in einer sumpfigen Landschaft wieder, die es ähnlich auch auf der Erde gibt. In den Everglades. Soro brütete. Noch war es schwer, die Gedanken in die so lange ungewohnten Bahnen der Logik zu lenken. Zu lange war es her, seit er als Mensch auf der Erde gelebt hatte. Als Magier. Am Ende als Ausgestoßener. Doch er hatte eine reelle Chance wieder in diese Welt der Sonne und des Lichts zurückzukehren. Wenn nur das Denken nicht so schwer gefallen wäre.
    Jahrhundertelang war er nichts gewesen als ein leiser Hauch in dieser Zwischenwelt, ein Wind, der von den Stürmen fortgetragen wurde, eine Pflanze, die in diesem Sturmwind schwankte, einer jener vielen niederen Geister, die auf ihre Rückkehr warteten.
    Doch dann war endlich auch für ihn der ersehnte Tag gekommen.
    Jene Nacht, die bestimmend für sein weiteres Schicksal werden sollte. Ein Fluch hatte ihn belastet. Er durfte solange nicht zurückkehren, bis er nicht
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