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0045 - Der Höllensumpf

0045 - Der Höllensumpf

Titel: 0045 - Der Höllensumpf
Autoren: Franc Helgath
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»Soro, räum auf!«
    Der Zernarbte materialisierte kurz vor dem Kühlergrill. Sekundenbruchteile später flammten wieder Blitzlichter auf. Es wäre fast wie bei einem Staatsempfang gewesen, wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre.
    Soro brüllte laut vernehmlich, und er war so nah an der Villa, und er brüllte so laut und durchdringend, dass links und rechts des Eingangs die Scheiben an den Fenstern zerbarsten.
    Geoffrey Keller war nur ein kleines Licht in der Killergarde Perentas, aber er hatte den Film »King Kong« gesehen. Das Geschehen auf der Leinwand wurde nun auch für ihn zur grauenhaften Wirklichkeit.
    Anfangs hatte Soro sich unter dem Zucken der Blitzlichter noch geduckt. Erst dann hatte er bemerkt, wie er nach jedem neuen Bild, das von ihm gemacht wurde, neue Kraft gewann. Der Bann war überwunden. Mit einem einzigen Bild konnte man ihn beherrschen.
    Mit mehreren Bildern?
    Soros tote Lungen füllten sich mit Luft, die er nicht brauchte, doch der Umfang seiner Brust nahm dadurch überwältigend zu. Ein Bodybuilder aus dem Album wäre sich gegen ihn wie ein kleines, mickriges Würmchen vorgekommen. Soro schien förmlich anzuwachsen. Er wuchs zu einer imposanten Größe auf. Zu einem Riesen unter den Menschen um ihn herum.
    Jetzt endlich bellten auch die ersten Schüsse auf. Die Kugeln vermochten auch dem neuen Körper nichts anzuhaben. Sie fauchten einfach wie wütende Hornissen durch ihn hindurch.
    Luxingtons Caddy war durch ihn hindurchgewischt, als wäre Soro gar nicht vorhanden. Terzano hatte einen Augenblick lang das Gefühl, als würde sein Körper in flüssiges Helium getaucht. Eiskalt rann es durch seine Adern. Sein Blut stockte.
    Dann schrie Aldo Terzano auf. Er hatte durch das Rückfenster geblickt und hatte das Grauen gesehen.
    Wie ein schwarzer Blitz raste der unförmige Körper hinter dem Caddy mit den kreischenden Pneus her. Diesmal kam ein körperlicher Widerstand zustande.
    Mächtige Hände griffen wie die zahnbewehrten Schaufeln eines Baggers unter das Chassis des Cadillacs, hoben den schweren Wagen hoch, als wäre er eine Attrappe aus Pappmaché. Die Hinterräder drehten pfeifend leer durch, während sich der Kühlergrill in den Asphalt der Zufahrt bohrte.
    Dann stand Soro unter dem Wagen, hatte ihn wie ein Spielzeug über seine mächtigen Schultern erhoben. Er stieß, wie ein Kugelstoßer die Stahlkugel stößt. Der Cadillac wirbelte wie ein bunter Drachen durch die Luft.
    Er krachte genau auf den pompösen Glaseingang der Villa. Tausend Scherben splitterten und schossen wie Querschläger herum.
    Eine Stichflamme zuckte aus dem Tank des Cadillacs. Das Inferno nahm seinen Anfang.
    Aus dem Cadillac war ein Haufen zerfetzten Blechs geworden.
    Terzano hatte seinen Opfern nicht immer einen dermaßen schnellen Tod gegönnt, und jetzt lebte auch der kleine untersetzte Sadist aus Sizilien nicht mehr.
    Die dunklen Kräfte, die er beschworen hatte, hatten ihn zerstört…
    Der Killer Geoffrey Keller hielt Mund und Augen weit aufgerissen.
    Sowohl die Blitzwürfelkamera als auch der langläufige Revolver waren ihm entfallen. Seine Instinkte trieben ihn zur Flucht.
    Er hätte seinen Instinkten früher gehorchen müssen. Jetzt war es zu spät dazu.
    Geoffrey Keller hatte dem Cadillac am nächsten gestanden, als Soro ihn durch die Luft wirbelte.
    Und Soro schaute sich nach vollbrachter Tat nach neuen Opfern um. Aus seinen riesengroßen blutunterlaufenen Augen sah er die fliehende Gestalt. Soro setzte ihr nach und hatte sie mit wenigen Sätzen eingeholt.
    Plötzlich fühlte er keinen Bluthunger mehr in sich. Hatte er diese Phase seines wiedererstehenden Seins überwunden? Soro wollte nur mehr zerstören. Er wollte kaputtmachen, was in seine Reichweite kam. Alles.
    Noch hatte Leonardo Perenta nicht ganz verstanden, was wirklich da draußen passierte. Den Lärm im Erdgeschoss hatte er gehört. Natürlich. Der war nicht zu überhören gewesen.
    Und auch, dass sein Haus brannte, war ihm nicht verborgen geblieben. Die Hitze strahlte schon hoch bis unter das Dach, wo Perenta sich eine Art Kommandostand eingerichtet hatte. Von hier war er mit den Männern im Park in Verbindung gestanden. Über ihre tragbaren Sprechfunkgeräte hatte er ihnen die Befehle übermittelt und selbst Informationen entgegengenommen.
    Jetzt war dieser Informationsfluss gehemmt. Unartikulierte Schreckensschreie waren das Einzige, was aus dem kleinen Kohlelautsprecher drang. Leonardo Perenta schwitzte. Er ließ die Tropfen
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