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176 - Insel der Fledermäuse

176 - Insel der Fledermäuse

Titel: 176 - Insel der Fledermäuse
Autoren: Michael M. Thurner
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1.
    »Achtung, auf Backbord!«, lenkte ein Matrose die Aufmerksamkeit der Mannschaft zur anderen Schiffsseite.
    Verwegene Piraten kamen da den Schiffsrumpf heraufgeklettert, breite Messer in die meist zahnlosen Münder geklemmt. Sie betraten die Planken, packten ihre Waffen und stürmten kampfeslustig heran, fuhren über die Mannschaft der GLÜCKSPERLE wie ein Wirbelsturm hinweg.
    Aruula gab einem der Bordsöldner, die sich während der letzten Stunden Trunk und Spiel hingegeben hatten und kaum einsatzfähig wirkten, einen wütenden Fußtritt, während sie den vordersten der Piraten um einen Arm kürzer machte. Yngve an ihrer Seite hackte nicht minder grimmig auf zwei der schrecklich anzusehenden Gestalten ein. Was Aruula an Geschicklichkeit im Kampf auszuspielen vermochte, schaffte er mit roher Kraft.
    »Wo sind diese Kerle hergekommen?«, fragte er die Barbarin zwischen mehreren Hieben.
    »Sie müssen… unter dem Rumpf durchgetaucht sein«, keuchte Aruula. Sie tänzelte vor und zurück; jede Bewegung war zielgerichtet, jeder Stich fand ein Opfer.
    Doch immer mehr Piraten erklommen das Schiff und jagten die schlecht ausgebildeten Matrosen über die Deckplanken. Lediglich vier der Bordsöldner leisteten vernünftigen Widerstand.
    »Hierher!«, rief Aruula ihnen zu. Sie durften sich nicht einzeln aufreiben lassen, sondern mussten zu einem geordneten Widerstand auf breiterer Ebene finden. Auf die Matrosen konnten sie sich nicht verlassen; manch einer hockte sich hin und begann zu beten, andere liefen ohne Plan und Ziel über Bord.
    Was für Schwächlinge! Wussten sie denn nicht, dass die grimmigen Götter nur denjenigen Gnade gewährten, die sich selbst halfen? Aruula fluchte und packte ihr Schwert fester. Es ging nicht mehr um Sieg oder Niederlage, sondern ums blanke Überleben.
    Sie rutschte in einer Blutlache aus, fing sich gleich wieder, wehrte einen von oben kommenden, mit einem mächtigen Krummsäbel geführten Hieb zur Seite hin ab, trat dem Gegner gegen das Schienbein und stach ihm mit der Linken das verzierte Messer, das sie einem seltsamen Jungen verdankte, in den Hals. Ohne sich weiter um den sterbenden Piraten zu kümmern, drehte sie sich um die eigene Achse, hob das Schwert schützend quer vor sich.
    Das Langmesser eines weiteren Gegners prallte davon ab.
    Ihr Instinkt hatte sie einmal mehr vor einem billigen und heimtückischen Tod bewahrt. Yngve schlug von der Seite kommend zu. Dankbar nickte Aruula dem Noorwejer zu und widmete sich gleich wieder der Horde der Piraten.
    Ihre letzten Kampfgenossen waren heran; drei Söldner, blutend, nach Alkohol stinkend, lediglich mit kurzen Messern bewaffnet. Ein dicker, ein dünner, ein klein gebauter.
    »Einen Kreis!«, befahl Yngve. Die Männer gehorchten augenblicklich, sammelten sich gemeinsam mit Aruula um den Hauptmast, dessen Segel mittlerweile Feuer gefangen hatten. Stinkende und hell glimmende Fetzen des groben Leinens flatterten herab, erschwerten die Sicht und schufen weitere Verwirrung. Die Barbarin fing geschickt einen der größeren Tuchreste mit der Schwertspitze auf und schleuderte ihn in ein Knäuel von Piraten. Vier der hinterhältigen Banditen schrien auf und stürzten sich mit brennenden Hosen über die Reling in die See. Allein, was nutzte es? Für jeden der Halunken rückten zwei weitere nach.
    Am Vordermast des schlanken Schiffs wurde der fette Kapitän unter dem Gejohle der Piraten an einem Strick hochgezogen. Er drehte sich mehrmals um die eigene Achse, während er sich bemühte, die Finger zwischen Seil und Hals zu bekommen.
    Aruula trennte mit dem Schwert drei Finger vom Rest einer tätowierten Hand und trat gegen das Knie eines Einäugigen, sodass er schreiend zusammenklappte.
    Der Kapitän hatte mittlerweile aufgehört, sich zu bewegen. Wie ein Kreisel drehte er sich, wie ein schwerer Sack hing er da.
    »Es hat… keinen Sinn!«, keuchte Yngve, »sie sind … zu viele.« Mit müder werdenden Bewegungen teilte er Hiebe aus. Seine Art zu kämpfen kostete viel mehr Kraft als die Aruulas.
    Einer der Söldner, der größte von ihnen, brach stumm neben der Barbarin zusammen. Eine dreigespitzte Waffe stak in seiner Brust. Aruula fluchte, als der massige Körper gegen sie fiel, stieß ihn mühsam zwischen sich und die Piraten und gewann damit wenige Sekunden Atempause.
    »Zur Reling!«, rief sie über das Gekreische ihrer Gegner hinweg und deutete backbords.
    Niemand widersprach, die Männer gehorchten ihr instinktiv. Schritt um Schritt bewegten
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