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14 - Unheimliche Schwestern

14 - Unheimliche Schwestern

Titel: 14 - Unheimliche Schwestern
Autoren: Elizabeth Massie
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PROLOG
     
    Rot
gefärbtes Licht brach sich auf dem blutbefleckten Beil, das einen kurzen Moment
in der Luft schwebte und dann niedersauste, um widerstandslos durch das dicke
Fleisch zu schneiden und im darunterliegenden Holz zum Stillstand zu kommen.
Das Beil wurde gedreht, herausgezogen und wieder emporgehoben. Nach einem
Moment des Zögerns ruckte es wieder hinab und in das Fleisch hinein.
Hautfetzen, Blut und Knochen waren über den Boden und die Wände verstreut, wie
grässliche, vom Wind aufgewirbelte Blätter. Das Beil wurde wieder herausgezerrt.
Der Mann wischte sich mit seinen dicken Wurstfingern den Schweiß von der
Augenbraue, knirschte mit den Zähnen und ließ das Beil in hohem Bogen erneut
herabfallen.
    »Dad«,
begann das hochgewachsene, braunhaarige Mädchen, das mit verschränkten Armen
unscheinbar gegen den Kühlschrank lehnte. »Es wäre ’ne ganze Ecke sinnvoller
gewesen, einfach fertige Hühnerstückchen zu kaufen. Sieh dir nur mal diese
unglaubliche Schweinerei an.«
    »Gar
kein Problem«, antwortete Mr. Gianakous, während das Beil wieder brutal schnell
hinabstieß, einen Hühnerflügel abtrennte und das heimatlos gewordene Teil quer
über den Tresen sausen ließ. Die Beweise für Mr. Gianakous’ mangelhafte
Kochkünste lagen überall in der funkelnagelneuen Küche des Restaurants
verteilt, das seine Pforten demnächst öffnen sollte. Hühnerteile, eine Pfanne
voll angebrannter Weinsoße, ein klumpiger Teigball, der ursprünglich mal ein
Pita-Brot hatte werden sollen.
    »Und
ob es hier ein Problem gibt«, ließ Allison Gianakous nicht locker. »Wäre es
nicht vielleicht besser, wenn wir einen Koch einstellen würden? Einverstanden?«
    »Oh,
aber ich kann kochen!«, insistierte Mr. Gianakous. Er drehte sich um und
blitzte seiner Tochter ein gönnerhaftes Lächeln entgegen. Sein Aussehen wurde
von den rasch weniger werdenden Haaren, einem schwarzen Schnauzer und dem
reichlich vorhandenen Doppelkinn bestimmt. Noch vor gut einem Monat war er
Versicherungsvertreter gewesen. Jetzt war er der Eigentümer und Chefkoch des
ersten offiziellen griechischen Restaurants in Sunnydale, Kalifornien. »Meine
Träume haben mir verraten, dass dies meine wahre Bestimmung ist. Der Lachende
Grieche wird ein fantastisches Restaurant werden, mein Mädchen. Zerbrich dir
deswegen bloß nicht deinen hübschen kleinen Kopf.«
    Allison
knirschte wütend mit den Zähnen. »Dad, ich bin nicht hübsch und ich bin nicht
klein. Ich wünschte wirklich, du würdest das nicht mehr sagen.«
    Ihr
Vater wackelte mit seinen Augenbrauen. »Das kulinarische Talent haben mir meine
griechischen Vorfahren in die Wiege gelegt«, meinte er, während er das Beil in
das Huhn hineinkrachen ließ und das Rückgrat mit einem peitschenden Knall
zerteilte. »Und du hast deine Schönheit von deiner Mutter geerbt, Gott sei
ihrer Seele gnädig.«
    »Und
wenn wir nun jemanden einstellen, der, na ja, mehr Erfahrung hat?«, sinnierte
Allison. »Nur um uns in der Anfangszeit zur Hand zu gehen? Oder wir bitten
Alex, nach seinen Kursen am Crestwood vorbeizuschauen. Sein Auberginen-Dip ist
eigentlich ziemlich lecker und…«
    Mr.
Gianakous beugte sein Gesicht in Allisons Richtung. Sein angespannter
Gesichtsausdruck verriet ihr, dass sie zu weit gegangen war. Radello Gianakous
neigte als Vater nicht zu Gewalt, aber er wollte in jeder Situation die
Kontrolle haben. In all ihren 16 Jahren hatte sich Allison nie stark genug
gefühlt, um ihn herauszufordern.
    »Alexander
braucht seine Freizeit«, beharrte ihr Vater unnachgiebig. »Er geht jetzt auf
das College und College-Schüler müssen gelegentlich ein bisschen Dampf
ablassen, Spaß haben und die Mädchen beeindrucken. Für die Reife eines Mannes
ist das genauso von Bedeutung, wie es wichtig ist, sich in einem Haufen Bücher
zu vergraben.«
    »Aber
Dad…«
    »Kein
Aber.« Mr. Gianakous lächelte plötzlich und zerzauste Allisons Haare mit seinen
vom Hühnermassaker klebrigen Fingern. »Du bist mir wirklich eine große Hilfe.
Zusammen machen wir den Lachenden Griechen zu einem Restaurant, das Sunnydale
nie wieder vergessen wird.«
    »Oh«,
stimmte Allison zu, »darauf kannst du wetten. Sunnydale wird dies hier nie
wieder vergessen.« Mit leiser Stimme fügte sie hinzu: »Und mir nie vergeben!«
    Der
Chefkoch widmete sich wieder seiner noch unerledigten Aufgabe . Er drosch noch
ein paar Mal auf das Huhn ein und stopfte die Teile dann in eine Backform. Den
Drehknopf des übergroßen Ofens ließ er irgendwo
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