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14 - Unheimliche Schwestern

14 - Unheimliche Schwestern

Titel: 14 - Unheimliche Schwestern
Autoren: Elizabeth Massie
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zwischen 300 Grad und 320 Grad
Celsius einrasten, ohne auch nur einmal in einem Kochbuch nachgesehen zu haben,
wieviel Grad bei welcher Backzeit zum Gelingen nötig waren.
    »Ich
geh und male das Schild an«, murmelte Allison und eilte aus der Küche hinaus
zur Speisekammer neben dem Saal. Sie ließ die schwere Tür hinter sich ins
Schloss fallen, zog an der Schnur für die nackt an der Decke hängende Glühbirne
und sah zu, wie diese hin und her schaukelte. Schummeriges Licht tastete über
Blechbüchsen und Kisten voller Nahrung, Gewürzgläser und
zusammengelegte Tischtücher - und über die Spinnweben in den Winkeln. Auf dem
untersten Brett eines Wandregals stand eine farblose, aus Holz geschnitzte
Figur, die eine Servierplatte emporhielt. Radello hatte sie sich vom
Handwerks-Leistungskurs der Highschool von Sunnydale maßfertigen lassen, sehr
zu Allisons Missfallen. Eine von ihren vielen Aufgaben war es, die Figur so
anzumalen, dass sie aussah wie der Göttervater Zeus, der ein Tablett voller
Tintenfische präsentiert. Wenn die Figur dann über der Eingangstür des
Restaurants hängen würde, sollte jedem Passanten klar sein, dass in diesem
Lokal echt griechische Küche serviert wird.
    »Der
Mann ist echt unglaublich!«, zischte sie dem gesichtslosen hölzernen Gott zu.
»Er träumt davon, dass er ein Chefkoch sein soll, und glaubt auch noch daran!
Kauft dieses alte Haus und verwandelt es in ein Restaurant. Hat wahrscheinlich
meine Rücklagen für’s College genommen. Und was soll ich jetzt machen? Die
Klappe halten und mitmachen, wie immer. Er hat sich seinen Traum erfüllt und
ich krieg Alpträume.«
    Sie
ging zum Fenster hinüber und zog das Rouleau hoch. Draußen schien die Sonne.
Obwohl das Fenster über einer Gasse lag, konnte Allison zu ihrer Linken die
Straße sehen, als sie ihr Gesicht an das Fensterglas presste. Es war später
Mittwochnachmittag, und ganz Sunnydale beschäftigte sich mit den Dingen, die
man an einem späten Mittwochnachmittag halt üblicherweise machte. Autos
flitzten hin und her. Ein Pärchen auf der anderen Straßenseite schaute in die
Auslage von Erins Irischen Antiquitäten. Schüler der Sunnydale High bummelten
auf ihrem Weg zur Einkaufsmeile vorbei, darunter Ben Rothman und Sanford
Jennings, beides kräftige und nicht übel aussehende Oberstufen-Schüler, die zum
Ringer-Team der Highschool gehörten. Kurz darauf folgte eine Clique angesagter
Mädchen, angeführt von der perfekt hergerichteten Cordelia Chase, die die
schlaksige und unbeholfene Allison selbstverständlich niemals grüßte, da
Cordelia total angesagt und Allison total abgesagt war. Ein paar Einzelgänger
folgten mit einigem Abstand. Dann sah Allison Buffy Summers, Xander Harris und
Willow Rosenberg, die sich angeregt unterhielten. Die drei schenkten der
Tatsache, dass eine ihrer Klassenkameradinnen fortan dazu verdammt sein würde,
jede freie Minute mit ihrem in Kochdingen absolut, total und sowas von
unbegabten Vater in einem stinkigen, verräucherten Restaurant zu verbringen,
keinerlei Beachtung.
    »Es
ist einfach nicht fair«, schimpfte Allison, deren Worte die Scheibe beschlagen
ließen. Sie sank auf einen Schemel nieder und ballte die Fäuste. Ihr Vater
hatte immer über ihr Leben bestimmt. Ihre Mutter war gestorben, als Allison drei Jahre alt war. Seitdem hatte
Radello Gianakous die Geschicke der Familie nach seinem Gutdünken gelenkt, was
bedeutete, dass Allisons Bruder und Vater so ziemlich alles machen konnten,
wonach ihnen der Sinn stand, und Allison nicht. Radello hatte einen
Computerladen besessen, einen Golf-Shop, Versicherungen verkauft und nun das
hier. Allisons Bruder Alex durfte Sport treiben, ins Kino gehen und sich die
Nächte um die Ohren schlagen, wenn es ihm in den Kram passte - selbst als er
noch auf die Highschool ging.
    Für
Allison galten andere Regeln. Sie musste sofort nach Schulschluß auf der Matte
stehen. Nur ein einziges Mal war sie mit ihrem Vater über die Einkaufsmeile
gebummelt. Keine Clubs, kein Kino, keine Parties. Kein Wunder, dass sie keine
Freunde hatte. Radello litt noch immer unter dem Verlust seiner Frau, und
Allison wusste, dass er auf seltsame Weise glaubte, sie zu beschützen, aber es
war nicht richtig, dass sie deswegen leiden musste. Wann würde sie an der Reihe
sein, neue Dinge auszuprobieren? Manchmal hatte sie das Gefühl, ein
Schmiedehammer würde ihr auf den Schädel prügeln und sie immer tiefer im Boden
versinken lassen. Schon bald würde es sie gar nicht mehr
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