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Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Titel: Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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    John Baldwin war nicht abergläubisch, was der Hauptgrund war, weshalb er nach rund einem Jahr noch immer auf der Baustelle am Ashton Place 9 arbeitete – und weshalb er jetzt in diesem Schlamassel steckte. Die Geschichten, dass es dort angeblich spukte, dass irgendwelche übernatürlichen Kräfte einen nennenswerten Fortschritt beim Wiederaufbau des Hauses verhinderten, waren für ihn nie mehr als alberne Märchen gewesen.
    Gut, es hatte von Anfang an eine Menge Probleme gegeben, aber dafür gab es mit Sicherheit völlig normale Erklärungen. Geister oder alte Flüche brauchte man dafür bestimmt nicht zu bemühen. Auch wenn sich nach und nach die meisten seiner Kollegen, die mit ihm zusammen hier angefangen hatten, geweigert hatten, weiterhin hier zu arbeiten, er war nicht so dumm, wegen irgendwelcher Albernheiten eine sichere Anstellung aufzugeben. Baldwin besaß von Natur aus ein heiteres Gemüt und das hatte ihm geholfen, auch die ständigen Rückschläge auf dieser Baustelle mit Humor zu nehmen. Wenn man ein bisschen Abstand zu allem wahrte, war es tatsächlich geradezu komisch, wenn ständig irgendwelche gerade erst neu errichteten Mauerstücke wieder in sich zusammenfielen, wenn eine Täfelung von einer Wand absprang, kaum dass das letzte Holzstück eingepasst worden war, wenn eine Tapete sich wieder von der Wand löste und dem Tapezierer auf den Kopf fiel, kaum dass er sich umgedreht hatte. Nach einiger Zeit hatte sich Baldwin sogar einen Spaß daraus gemacht, mit einigen der anderen – oder manchmal auch nur mit sich selbst – zu wetten, welche Katastrophe sich als nächstes ereignen würde. Besonders morgens, bevor sie die Baustelle betraten, waren diese Wetten, was sich während der Nacht wieder in Wohlgefallen aufgelöst haben mochte, ein beliebtes Vergnügen gewesen.
    Schließlich war es nicht sein Haus und er war nicht derjenige, der das alles bezahlen musste. Den Besitzer hatte Baldwin ein paar Mal gesehen, einen noch jungen Mann namens Craven, der die ausgebrannte Ruine von Andara-House von seinem Bruder geerbt hatte und über ein gewaltiges Vermögen verfügen musste. Meist tauchte er mit zwei reichlich sonderbaren Begleitern auf, einem asketischen, irgendwie düster wirkenden Mann und einem wahren Hünen mit einem Bulldoggengesicht. Gemeinsam bildeten die drei ein mindestens ebenso bizarres Trio wie Storm und seine beiden Teilhaber Lickus und Will, mit denen sie sich bei ihrem Erscheinen meist äußerst amüsante Wortgefechte über den schleppenden Fortgang der Bauarbeiten lieferten.
    Aber wie es aussah, waren die schönen Zeiten vorbei, seit fast alle seiner früheren Kollegen aufgehört hatten. So sehr Baldwin diese Entwicklung persönlich auch bedauerte, auf den Bau selbst hatte dieser Wechsel sich äußerst positiv ausgewirkt und er hatte sich auch eine Theorie zurechtgelegt, woran das lag. Vermutlich hatten die anderen sich einfach so lange etwas eingeredet, bis tatsächlich nichts mehr geklappt hatte. Die Fortschritte, die in den letzten zwei Wochen erzielt worden waren, seit ein weitgehend neuer Bautrupp die Arbeit aufgenommen hatte, sprachen deutlich für diese Theorie.
    Allerdings war sich Baldwin nicht sicher, ob er wirklich froh darüber sein sollte. Irgendetwas an den Neuen war … merkwürdig. Sie waren wortkarg und sonderten sich weitgehend ab, schienen sich nur um ihre Arbeit zu kümmern. Wenn sie sich überhaupt unterhielten, dann fast ausschließlich untereinander, und wenn man sie ansprach, antworteten sie knapp und so unfreundlich, dass es fast bedrohlich wirkte. Dadurch war das Arbeitsklima auf der Baustelle innerhalb kürzester Zeit so eisig geworden, dass Baldwin mit jedem Tag weniger gerne herkam.
    Das war jedoch nicht die einzige Merkwürdigkeit. Die Neuen schafften ungeheuer viel, aber sie zeigten auch einen so unnatürlich großen Arbeitseifer, dass es fast an Besessenheit grenzte. Obwohl jeder von ihnen für zwei schuftete, gingen sie auch nach Feierabend nicht etwa nach Hause, um sich endlich auszuruhen, sondern arbeiteten unbeirrt weiter, nachdem alle anderen bereits verschwanden. Ein paar Mal hatte Baldwin sich schon gefragt, ob sie überhaupt irgendwann schliefen.
    Für dieses Verhalten gab es eigentlich nur zwei mögliche Erklärungen. Entweder hatte Storm ihnen – anders als den anderen – trotz seines schon sprichwörtlichen Geizes eine Prämie zugesichert, die ganz außergewöhnlich sein musste, wenn sie sich so ins Zeug legten.
    Oder aber sie
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