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Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Titel: Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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durchhalten, nahm er sich vor.
    Kurz nachdem die Glocken der nahen St. Peter Church halb zwölf geschlagen hatten, hörte er schließlich, wie sich eine Kutsche näherte. Kurz darauf bog sie auf den Ashton Place ein und hielt vor der Baustelle. Es handelte sich um ein von zwei Pferden gezogenes Fuhrwerk mit einer großen, von einer Plane überspannten Ladefläche. Der Kutscher stieg herunter und deckte die Plane ab.
    Baldwin ballte grimmig die Fäuste. Also hatte er mit seiner Vermutung doch Recht gehabt. Jeden Moment würden die Arbeiter herauskommen und die Beute auf das Fuhrwerk laden, doch er erlebte eine Überraschung. Zwar kamen die Arbeiter tatsächlich hinter dem Bretterzaun hervor, doch statt irgendwelche Materialien aufzuladen, holten sie Steine von der Ladefläche des Fuhrwerks herab und brachten sie auf die Baustelle.
    Ungläubig runzelte Baldwin die Stirn. Jetzt verstand er gar nichts mehr. Die Steine wirkten sehr unregelmäßig und waren unterschiedlich groß, doch er war zu weit entfernt, um Einzelheiten erkennen zu können. Darauf kam es jedoch auch nicht an. Was er beobachtete, sah nach einer ganz normalen Lieferung aus. Was hingegen ganz und gar nicht normal war, das war lediglich die Zeit. Welche Firma lieferte denn statt am Tage mitten in der Nacht Baumaterialien an? Baldwin begriff es nicht. Verständnislos beobachtete er, wie das Fuhrwerk leer geräumt wurde. Anschließend stieg der Kutscher zurück auf den Bock und rumpelnd setzte sich das Gefährt wieder in Bewegung. Das Klappern der Pferdehufe und das Mahlen der Räder verklangen in der Ferne.
    Baldwin wartete, bis auch der letzte Arbeiter wieder auf der Baustelle verschwunden war. Offenbar hatte er für nichts und wieder nichts die halbe Nacht auf der Lauer gelegen und gefroren. Er trat aus der Gasse und wollte sich frustriert auf den Heimweg machen, verharrte dann aber.
    Auch wenn es keinen Hinweis auf irgendwelche kriminellen Machenschaften gab, war die ganze Angelegenheit mysteriös. Wenn er jetzt einfach nach Hause ging, würde er vermutlich nie herausfinden, was auf der Baustelle wirklich vorging. Dafür aber war seine Neugier zu groß, er wollte endlich Klarheit.
    Langsam ging er auf den Zaun zu. Das Tor war nur angelehnt und er spähte durch den Spalt. Von den Arbeitern war nichts zu sehen, sie befanden sich wohl im Inneren des Hauses. Vor dem Eingang lag noch ein Teil der gerade angelieferten Steine auf einem Haufen aufgeschichtet. Baldwin konnte nun erkennen, dass er sich nicht getäuscht hatte, was ihre Beschaffenheit betraf. Anders als normal handelte es sich nicht um gleichmäßige Steinquader, sondern um völlig unterschiedliche Stücke. Einige waren kaum faustgroß, andere so wuchtig, dass ein Mann allein sie vermutlich nur mit Mühe heben konnte. Auch was ihre Form anging, besaßen sie keinerlei Gemeinsamkeiten. Am ehesten erinnerten sie an Trümmer, die jemand aus einer Felswand herausgeschlagen hatte. Als Baumaterialien waren sie jedenfalls gänzlich ungeeignet.
    Baldwin verstand immer weniger. Aus welchem Grund wurde mitten in der Nacht irgendwelcher unbrauchbare Schutt auf der Baustelle angeliefert? Das Ganze ergab keinen Sinn. Irgendetwas stimmte hier ganz entschieden nicht.
    Er schob das Tor weiter auf und trat hindurch. Neben dem Gesteinshaufen blieb er stehen, hob ein knapp handtellergroßes Trümmerstück auf und betrachtete es genauer. Erst jetzt sah er, dass in die Oberfläche ein filigranes Muster aus ineinander verschlungenen Linien eingraviert war, doch war es ihm unmöglich, das Muster in seiner Gesamtheit zu erkennen. Je stärker er sich darauf konzentrierte, umso mehr schienen sich ihm die Linien zu entziehen, als ob sie von einem unheimlichen Eigenleben erfüllt wären. Gleichzeitig erwachte ein dumpfer, pochender Schmerz hinter seiner Stirn und Baldwin merkte, wie seine Gedanken sich zu verwirren begannen.
    Nur mit äußerster Anstrengung gelang es ihm, den Blick wieder abzuwenden. Er schloss für ein paar Sekunden die Augen und sofort ließen die Kopfschmerzen nach. So hastig, als hätte er sich daran verbrannt, ließ er den Stein fallen.
    Noch bevor er weiter über diese rätselhafte Entdeckung nachdenken konnte, hörte er Schritte, die sich aus dem Inneren des Hauses näherten. Baldwin wich hinter eine Ecke zurück. Obwohl es keinen konkreten Grund dafür gab, spürte er instinktiv, dass es besser für ihn war, wenn man ihn nicht entdeckte.
    Ein Schatten erschien in dem hellen Rechteck, das durch die
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