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Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Titel: Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Türöffnung auf den Boden neben dem Steinhaufen fiel. Nur mit Mühe konnte Baldwin einen Schrei unterdrücken.
    Was er sah, war nicht der Schatten eines Menschen. Es war ein klobiges, unförmiges Etwas mit einem aufgeblähten Balg, dicken, säulenartigen Beinen und viel zu vielen langen, tentakelartigen Armen, mit denen es nach einem der größeren Steinbrocken griff und ihn hochhob.
    Baldwin presste sich fester an die Mauer. Sein Herz begann zu rasen und er spürte, wie sich trotz der Kälte Angstschweiß auf seiner Stirn bildete. Was er sah, war schlichtweg unmöglich. Es musste sich um eine Täuschung handeln, die Perspektive musste den Schatten verzerren und ließ ihn so monströs erscheinen, aber dennoch …
    Mit einem Mal war ihm völlig egal, was auf der Baustelle vorging. Er wollte nur noch, dass die Gestalt mit dem unheimlichen Schatten ins Haus zurückkehrte, damit er unbemerkt wieder von hier verschwinden und nach Hause laufen konnte. Trotz aller Neugier hätte er gar nicht erst herkommen dürfen.
    Doch das unheimliche Etwas machte keinerlei Anstalten, wieder ins Haus zu gehen. Stattdessen blieb es stehen und bewegte ein paar Mal den Kopf von einer Seite zur anderen, als hätte es etwas entdeckt. Nach einigen Sekunden legte es den Stein wieder auf den Haufen zurück. Langsam, aber zielsicher kam es auf die Ecke zu, hinter der Baldwin sich versteckt hielt.
    Ein eisiger Schreck durchfuhr Baldwin. Er wollte wegrennen, doch seine Beine versagten ihm den Dienst. Zu schrecklich war der Anblick des monströsen Schattens, der immer weiter auf ihn zuglitt. Er wusste, er würde sterben, wenn die Kreatur, die diesen Schatten warf, ihn erreichte, wahrscheinlich würde schon ihr bloßer Anblick ausreichen, ihn zu töten. Dennoch gelang es ihm nicht, seine Erstarrung zu überwinden. Er war wie gelähmt.
    Die Kreatur kam um die Ecke gebogen und Baldwin stieß einen keuchenden Schrei aus, doch es war ein Laut der Erleichterung, nicht des Schreckens. Vor ihm stand kein Ungeheuer, sondern einer der Männer des neuen Bautrupps, den er in den letzten Wochen jeden Tag gesehen hatte. Soweit er sich erinnerte, hieß der Mann Mitchel. Mit kalten, irgendwie leer wirkenden Augen blickte er Baldwin an.
    »Was machen Sie hier?«, fragte er. Er sprach mit nahezu ausdrucksloser Stimme, dennoch glaubte Baldwin, einen drohenden Unterton darin wahrzunehmen.
    »Ich … ich arbeite ebenfalls hier«, stieß er nervös hervor. »Sie müssen mich doch kennen. John Baldwin. Ich … ich habe vorhin etwas vergessen. Meinen Schlüssel. Ist mir wohl aus der Tasche gerutscht, deshalb musste ich nochmal …«
    Er brach ab, als er merkte, wie lächerlich seine improvisierte Erklärung klang. Mitchels Gesicht veränderte sich kein bisschen, dennoch war Baldwin sich sicher, dass der Mann ihm kein Wort glaubte.
    Zwei weitere Arbeiter traten neben ihn und musterten ihn mit ebenso leer und tot wirkenden Augen.
    »Er hat hier herumgeschnüffelt. Haltet ihn fest«, sagte Mitchel nur. Ohne zu zögern, folgten die beiden Männer seinem Befehl.
    Baldwin versuchte ihnen auszuweichen, doch sie waren zu schnell. Ihr Griff war wie ein Schraubstock. Er öffnete den Mund, aber eine Hand wurde auf seine Lippen gepresst und erstickte seinen Schrei.
    Ein grauenvoller Schmerz zuckte durch seine rechte Schulter, als hätte jemand einen glühenden Nagel hineingetrieben. Der Schmerz überflutete sein Denken und löschte es binnen eines Sekundenbruchteils aus.
    Kurz darauf ging er mit den drei Arbeitern zu dem Steinhaufen hinüber, ergriff eines der Trümmerstücke und trug es ins Haus. Seine Augen blickten ebenso leer wie die seiner Begleiter.
     
    »Du verrennst dich in etwas«, behauptete Howard. Er schüttelte den Kopf, paffte genüsslich an seiner Zigarre und blies eine übel riechende Rauchwolke aus. »Und das kann ebenso verhängnisvoll sein wie das Ignorieren einer Gefahr.«
    »So wie du es tust«, warf ich ihm vor, hustete und wedelte demonstrativ mit einer Hand vor meinem Gesicht, ohne dass es freilich viel nutzte. Die Luft in der engen Kutsche, mit der wir auf dem Weg zum Ashton Place waren, war zum Schneiden.
    Das Gespräch drehte sich im Kreis, aber das war nichts Neues für mich. Wann immer ich in den vergangenen drei Wochen versucht hatte, mit Howard über die Thul Saduun zu sprechen, wich er mir aus und wiegelte ab; ein Verhalten, das ich ausgerechnet von Howard mit seiner Vorliebe für Schwarzseherei absolut nicht gewöhnt war. Es war fast, als hätten wir
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