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1467 - Landhaus der Leiden

1467 - Landhaus der Leiden

Titel: 1467 - Landhaus der Leiden
Autoren: Jason Dark
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Dass ich zu den Conollys, meinen Freunden, fuhr, war eigentlich nichts Besonderes. An diesem Tag lag der Fall aber anders, denn Sheila und ihr Mann Bill waren in Urlaub gefahren. Sie hatten sich nach Italien verdrückt, um dort ein paar Tage auszuspannen. Mehr als eine Woche lang sollte der Urlaub nicht dauern. So etwas wuchs dann auf Bills Mist, denn er war kein Typ, der lange am Strand lag oder sich in die Museen schleppen ließ.
    Ich fuhr trotzdem hin, denn es gab da noch einen Conolly, und der war zu Hause geblieben.
    Johnny, mein Patenjunge. Kind wollte ich nicht mehr sagen. Mittlerweile waren einige Jahre ins Land gegangen, und aus dem Kind war ein junger Mann geworden.
    Er hatte mich angerufen und um einen Besuch gebeten. Worum es genau ging, hatte er mir nicht gesagt, doch seine Stimme hatte ein wenig verstört geklungen.
    Es war also keine Party, bei der ich auch nur gestört hätte. Ich ging mehr davon aus, dass er mich mit bestimmten Informationen versorgen wollte, und wahrscheinlich war etwas dabei, das für mich interessant werden konnte.
    Das Wetter im Juni hatte es bisher gut mit uns gemeint. Auch an diesem Tag schien die Sonne, aber es wehte zum Glück ein frischer Wind, sodass keine Schwüle aufkommen konnte.
    Ich rollte mit dem Rover durch den Vorgarten und zugleich durch ein blühendes Stück Sommerlandschaft. Für die Bepflanzung des Gartens war Sheila zuständig, denn sie war eine Frau mit grünem Daumen.
    Johnny Conolly stand bereits an der Tür. Er winkte, als er mich anfahren sah, und ich stellte den Rover an der üblichen Stelle vor der großen Doppelgarage ab.
    Als ich ausstieg und dabei das Zwitschern der Vögel hörte, schlenderte Johnny mir entgegen. Er grinste von Ohr zu Ohr, und wenn ich ihn so anschaute, dann war das nicht mehr der kleine Junge von früher. Vor mir stand ein junger Mann, fast so groß wie ich, und klatschte mich ab.
    »Hi, Geisterjäger.«
    »Hallo, Johnny.«
    Das braune Haar hatte er von seinem Vater geerbt. Im Gesicht glich er mehr seiner Mutter, besonders um den Mund herum.
    »Warum schaust du so?«
    Ich hob die Schultern. »Wenn ich da an früher denke…«
    »Hör auf, John. So alt bist du noch nicht.«
    »Ich weiß. Aber wenn ich dich so anschaue, dann sehe ich, wie die Zeit vergangen ist.«
    »Sagt meine Mutter auch immer.« Er ging auf die Haustür zu. »Du kannst es dir aussuchen. Sollen wir uns ins Haus setzen oder auf die Terrasse? Das Wetter ist ja toll.«
    »Da bleibt wohl nur die Terrasse.«
    »Meine ich auch. Das Bier habe ich in eine Kühlbox gestellt.«
    »Für mich nicht. Ich muss fahren.«
    »Schade, aber ein Glas…«
    »Gut, darauf lasse ich mich ein. Ansonsten würde ich für Mineralwasser plädieren.«
    »Ist okay.«
    Wir gingen durch das Haus und betraten die Terrasse, auf dem ein in der oberen Hälfte gekippter Sonnenschirm die Strahlen der sich nach Westen neigenden Sonne abfing.
    Ich ließ mich auf einen der bequemen Stühle nieder und streckte meine Beine aus.
    »Wie geht es deinen Eltern?«
    Johnny, der Bier einschenkte, schaute kurz hoch. »Gut, aber es ist trotzdem schrecklich.«
    »Warum?«
    »Weil Sheila jeden Tag anruft und wissen will, wie es mir geht. Ob ich auch zurechtkomme und mit dem Haus alles in Ordnung ist. Aber das muss ich dir nicht sagen. Du kennst sie ja.«
    »Stimmt.«
    Johnny hatte die beiden Gläser gefüllt, und wir prosteten uns über den Tisch hinweg zu.
    Es war wirklich wunderbar kühl. Ich fühlte mich wohl in dieser kleinen Idylle, die vom Duft der Sommerblumen und vom Zwitschern der Vögel erfüllt war. Ein zum Feierabend passendes Ambiente, in dem man es wirklich Stunden aushalten konnte.
    Ich ging davon aus, dass Johnny mich nicht hierher bestellt hatte, weil er Unterhaltung wollte. Er war eben ein Conolly, und die taten nichts ohne Grund.
    »Tja, dann rück mal raus mit der Sprache«, sagte ich.
    »Wieso?«
    Ich lachte ihn an. »Aber bitte, Johnny. Ich bin doch nicht zu dir gekommen, um dir die Langeweile zu vertreiben – oder?«
    »Nein, bist du nicht.«
    »Das freut mich.«
    »Echt?«
    »Kommt darauf an, was du zu bieten hast.«
    »Ja, das ist so eine Sache«, murmelte er. »Ich weiß nicht, ob ich damit richtig liege, aber ich habe so ein komisches Gefühl, und was wir alles in der Vergangenheit schon erlebt haben, darüber muss ich mit dir ja nicht sprechen.«
    »Hat es denn damit zu tun?«
    »Eher nicht.«
    »Um was geht es denn?«
    Johnny schaute mich an und hob dabei etwas vom Boden auf, das neben
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