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Sturm über Freistatt

Titel: Sturm über Freistatt
Autoren: Robert Asprin
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Harran
Eine Hand für einen Gott
    Diane Duane

Wie können Kurzlebige helfen?
Seht sie euch an!
Sie sind Müßiggänger und Krüppel,
kraftlos wie Träume.
Gekettet ist die ganze Menschheit;
Und aller Augen sind getrübt …
    Die Schreie veranlaßten Harran, zögernd aufzublicken. Er war gerade dabei, ein Mittel für den Stiefsohn Raik, der einen schlimmen Kater hatte, in dem alten steinernen Mörser zu Pulver zu zerstoßen. Raik plagte sich auf die Füße und schaute mit aschgrauem Gesicht zum Tor der Stiefsohnkaserne. »Neue Arbeit für den Feldscher«, brummte Harran. »So wie es sich anhört, etwas Schlimmeres als dein Brummschädel.«
    »Shal!« sagte Raik betroffen. »Harran, das ist Shal …«
    »War zu erwarten, daß der verdammte Narr, unvorsichtig, wie er ist, einmal in die Mangel geraten würde.« Er fügte einen Schuß Kornbranntwein zu dem Pulver im Mörser und griff wieder nach dem Stößel.
    »Harran, du verfluchter Hunde …«
    »Vor ein paar Sekunden war dir noch alles egal, einschließlich dein Gefährte«, stellte Harran fest. »Jetzt weißt du zumindest, wo er ist … Mriga!«
    In einer düsteren Ecke der primitiven Steinhütte saß jemand auf dem festgestampften Lehmboden und schlug zwei Steine gegeneinander – und zermalmte auf diese Weise einen dritten in gleichmäßigem Rhythmus zu Pulver. Das kleine Fenster ließ nur einen staubflimmernden Streifen Sonnenschein ein, der jedoch dieses Bündel aus dünnen Armen und Beinen und Lumpen nicht erreichte, das unermüdlich mit den Steinen schlug und nicht auf Harran achtete.
    »Mriga!« rief Harran aufs neue.
    Poch-poch-poch.
    Ein weiterer Schrei zerriß die Luft ziemlich in der Nähe. Ein anderer Laut antwortete ihm unter Harrans Arbeitstisch, vor seinen Füßen: das Winseln eines Hundes und das dumpfe Schlagen seines Schwanzes auf den Boden.
    Harran rümpfte verärgert die Nase und schob den Mörser zur Seite. »Egal was man hier anfängt«, klagte er und achtete darauf, nicht in Raiks wild aufgerissene Augen zu blicken, »man kann es einfach nicht zu Ende bringen, weil immer etwas dazwischenkommt! Mriga!«
    Diesmal erklang ein Grunzen aus dem Lumpenbündel, obgleich nicht als Erwiderung auf irgend etwas, das Harran sagte – nur ein merkwürdiger Laut der Befriedigung, vermutlich über den gleichmäßigen Rhythmus des Steingehämmers.
    Harran bückte sich und langte nach Mrigas Händen. Sie zuckten und verkrampften sich, wie immer, wenn jemand sie bei irgendeiner Tätigkeit unterbrach. »Nicht mehr, Mriga. Jetzt Messer. Messer!«
    Die Hände zuckten weiter. »Messer!« sagte Harran lauter und schüttelte sie ein bißchen. »Komm schon! Messer …«
    »Mrr«, erwiderte sie. Verständlicher brachte sie das Wort nie hervor. Unter dem glanzlosen, zerzausten Lockenhaar, aus dem stumpfsinnigen, aber freundlichen Gesicht blickten flüchtig leere, doch lebhafte Augen zu Harran empor. Auch wenn es Mriga an Verstand fehlte, Gefühle kannte sie. Mriga liebte Messer mehr als alles andere.
    »Gutes Mädchen«, lobte Harran und zog sie an einem Arm hoch. Er rüttelte sie, um sich ihrer Aufmerksamkeit zu versichern. »Das lange Messer, jetzt. Das lange. Scharf!«
    »Ghh«, antwortete Mriga und watschelte durch die Hütte zu Harrans Wetzstein. Den verärgerten Raik bemerkte sie überhaupt nicht, obwohl er sie fast getreten hätte, wäre Harrans warnender Blick nicht gewesen. »Vashankas blitzende Eier«, fluchte Raik mit einer Stimme, die seinen Zorn verriet. »Warum schleifst du dein verdammtes Messer erst jetzt?!«
    Harran räumte seine Kräuter und Gerätschaften vom Tisch. »Der Koch hat es sich gestern abend ›geborgt‹, um seinen Braten zu tranchieren.« Harran bückte sich, schürte das Feuer zu und legte den Kohlenhaken zurück. »Und er hat damit nicht bloß das Fleisch geschnitten, mit dem ihr euch den Bauch vollgeschlagen habt, er hat damit auch noch durch den Knochen gesägt, um ans Mark heranzukommen, statt ihn einfach aufzuhacken. Dachte, so gäbe es weniger Splitter.« Harran spuckte vor Raiks Füße und verfehlte sie mit unverschämter Genauigkeit. »Hat die Schneide ruiniert, der Idiot! Keiner von euch versteht was von gutem Stahl, keiner …«
    Ein neuer Schrei schrillte fast unmittelbar vor der Tür, aber er war schwächer als die bisherigen, was wohl an Shals Zustand liegen mochte. »Bringt ihn herein«, befahl Harran. Und sie kamen: Der schlanke blonde Lafen und der Riese Yuriden zerrten Shal, der schlaff wie ein Mehlsack zwischen ihnen
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