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143 - Das Böse wohnt in Harkerville

143 - Das Böse wohnt in Harkerville

Titel: 143 - Das Böse wohnt in Harkerville
Autoren: A.F.Morland
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Cab Calloway war gewissermaßen Mädchen für alles. Er bespannte Tennisrackets, verkaufte in der kleinen Boutique Sportartikel, gab Tennisunterricht, war Hausmeister, Heizmeister, Platzwart…
    Sein Herz gehörte dem weißen Sport. In jungen Jahren hatte er an zahlreichen Turnieren teilgenommen - und nicht nur teilgenommen, sondern auch recht gut abgeschnitten.
    Viele Pokale standen in seinem Wohnzimmer und zeugten von einer glanzvollen Zeit. Calloway war auf dem Weg zur britischen Tenniselite gewesen.
    Da passierte ihm das Malheur: Achillessehnenriß. Nach einem Blitzstart hatte er plötzlich aufgeschrien und war mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammengesackt.
    Die Ärzte hatten die Sehne zwar wieder zusammengenäht, aber danach hatte Cab Calloway keine großen Leistungen mehr bringen können.
    Ihm blieb nur noch die Erinnerung. Manchmal holte er seine Pressemappe aus dem Schrank und las die Artikel, die man über ihn geschrieben hatte.
    Selbst von harten Kritikern war er gelobt worden. Alle hatten ihm eine große Zukunft vorausgesagt.
    Nun, Ruhm und Reichtum waren ausgeblieben, aber er vermißte beides nicht. Er war trotzdem glücklich. Vielleicht sogar glücklicher, als wenn sein Traum in Erfüllung gegangen wäre. Nicht jeder verkraftet das.
    Calloway war heute 49 und fühlte sich topfit. Seine Frau war ein Jahr jünger. Ihre Schönheit blätterte langsam ab, aber Calloway liebte sie nach wie vor.
    Für ihn hatte sie sich in den 20 Jahren, die er mit ihr schon zusammen war, kaum verändert. Virginia war anständig und treu. Man konnte sagen, daß die Calloways eine vorbildliche Ehe führten.
    Sie wohnten in einem Anbau, der zur Tennishalle gehörte. Cab Calloway saß in der geräumigen Wohnküche und war in den Sportteil der Zeitung vertieft.
    Virginia hatte eine Bisquittorte gebacken. Sie quirlte den Schlagschaum mit dem Handmixer. Das Gerät war schon alt. Etliche Male hatte Calloway es schon repariert, doch nun würde es bald ausgedient haben.
    Der Mixer klapperte, rasselte und summte so laut, daß sich Calloway beim Lesen gestört fühlte. Er hob den Kopf. »Hör mal, Schatz, bist du nicht bald fertig?«
    »Gleich«, erwiderte Virginia.
    »Wird Zeit, daß wir uns ein neues Gerät zulegen«, sagte Calloway.
    Der Handmixer wurde lauter, lief schneller. Irgend etwas schien damit nicht zu stimmen. Die beiden rotierenden Quirler hüpften und tanzten. Der Schlagschaum spritzte durch die Gegend.
    »Mist!« keuchte die Frau. »Das Ding ist plötzlich übergeschnappt.«
    Immer schneller drehten sich die Quirler. Der weiße Schaum klatschte gegen die Wand und gegen Virginias Schürze.
    Virginia wurde vom Handmixer geschüttelt. Sie trug mit dem Gerät einen regelrechten Kampf aus. Der Mixer geriet völlig außer Kontrolle, spielte verrückt.
    Virginia schimpfte krächzend. »Cab!« rief sie. »Hilf mir!«
    »Stell das verdammte Ding doch einfach ab!«
    »Das geht nicht!« ächzte die Frau. Jetzt klebte der Schlagschaum auch schon in ihrem Gesicht.
    Sie bewegte den Dreistufenschalter mit dem Daumen hin und her. Es passierte nichts. Der Mixer lief weiter.
    »Cab!« schrie Virginia, nun schon verzweifelt. »So hilf mir doch!«
    Calloway sprang auf. Er schob den Küchentisch einen halben Meter von sich und eilte zu seiner Frau. Auch er blieb vom Schlagschaum nicht verschont, und da auch schon dicke weiße Batzen den Boden bedeckten, wäre er beinahe ausgerutscht und gestürzt.
    »Daß ihr Frauen so furchtbar unpraktisch seid!« sagte er. »Kaum läuft mal was schief, schon wißt ihr euch nicht mehr zu helfen.«
    »Du siehst doch, daß sich das verflixte Ding nicht abstellen läßt!« Virginia bewegte den Schalter wieder hin und her.
    »Dann zieht man eben den Stecker raus«, sagte Cab Calloway. Er griff an seiner Frau vorbei nach dem Kabel und zog mit einem raschen Ruck daran.
    Ohne Strom hätte der Mixer nicht weiterlaufen dürfen - er tat es aber, quirlte sogar noch wilder. Jetzt war Cab Calloway perplex. Das verstand er nicht.
    Der Handmixer lief ohne Strom!
    »Das Ding ist verhext!« schrie Virginia.
    Der Kunststoffbehälter, in dem sich so gut wie kein Schlagschaum mehr befand, rutschte seitlich davon und landete auf dem Boden, Virginia hob den Handmixer und drehte ihn so, daß die blitzenden Quirler auf ihr Gesicht wiesen.
    »Um Himmels willen, Virginia!« schrie Cab Calloway. »Was machst du?« »Ich nichts…!« stöhnte die Frau. Entsetzt starrte sie das rotierende Metall an, das ihrem Gesicht immer näher kam.
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