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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman
Autoren: PeP eBooks
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    Eine recht wunderliche Frage von meinesgleichen: Was ist Geld? Antwort: Der im Tauschhandel verwendete, flexible Wert von Grundbesitz, einer Ware, Dienstleistung, Idee oder sonstiger Arbeit in Form einer staatlich verbrieften Urkunde. Zu kompliziert? Ja sicher! Denn meinesgleichen hat mit Geld nichts am Hut. Warum auch? Meinesgleichen kann weder mit Tauschhandel noch mit seinen Konsequenzen, in welcher Gestalt auch immer, etwas anfangen. Wir nehmen die Welt, wie sie ist. Mehr oder weniger.
    Für den Menschen jedoch ist Geld ein unerschöpflicher Quell unendlich vieler Optionen. Geld ist für ihn Existenzgrundlage, das Schmiermittel des alltäglichen Daseins, Sicherheit, Macht, Fetisch, vor allem aber der magische Humus, aus dem seine meisten und leidenschaftlichsten Wunschträume sprießen. Der Mensch nimmt die Welt nicht, wie sie ist. Lieber nimmt er das Geld.
    Aber was ist, wenn es einmal zu der äußerst unwahrscheinlichen Situation kommt, dass seine Welt und die unserige sich ausgerechnet an der Schnittstelle Geld kreuzen? Tja, dann wird es erst recht kompliziert. Und wie man sich denken kann, sehr tragisch. Diese Art von Tragik sollte ich im wunderschönen Sommer dieses Jahres am eigenen Leibe erfahren, und während ich jetzt darüber grübele, komme ich
immer noch nicht zu einem klaren Schluss, ob dafür der Mensch, meinesgleichen oder schlicht und einfach das seelenlose Geld verantwortlich war. Gott hat die Welt erschaffen, sagen die heiligen Bücher. Ich habe die komische Ahnung, dass es mit der Erschaffung der Welt erst so richtig mit der Erfindung des Geldes losgegangen ist. Und weiter ahne ich, dass sie wegen des Geldes auch irgendwann untergehen wird.
    »Na sieh sich einer mal den Faulpelz an!«, hörte ich einen mir wohlbekannten Brummbass, der mich aus dem nachmittäglichen Dämmerschlaf herausriss. Ich lag in der Sphinxpositur auf den Rudimenten einer umgefallenen Begrenzungsmauer in den Hinterhofgärten der im Karree angeordneten Gründerstadthäuser unseres Viertels, ließ mir die Sonne auf den Schädel brennen und hatte einige Schwierigkeiten, zur Besinnung zu kommen. Halb befand ich mich immer noch in dem Traum, wo ich in einem bizarren Inka-Reich voller Mäuse und Ratten als Gottkönig angebetet wurde und man mir ständig lebendige Mäuse-und-Ratten-Opfer darbrachte, um nicht meinen Zorn auf sich zu ziehen. Um meine degenerierten Untertanen nicht zu desillusionieren, tat ich ihnen den Gefallen und fraß. Dabei schmeckten die Viecher wie den modernsten Brandschutzbestimmungen entsprechende Dachpappe.
    Blaubart, der ewig beste Kumpel, schaute vom versengten Rasen streng zu mir auf. Er war ein steinalter Maine-Coon mit vor Urzeiten abgehacktem Schwanz, einer verkrüppelten Pfote und einem Gesicht wie das eines Crashtest-Dummys nach dreihundertvierzehn Crashtests. Daraus besonders hervorstechend das linke ausgestochene Auge nunmehr in Gestalt
einer Fleischhöhle. Sein verfilztes Fell trug die Originalfarben einer wochenalten Pizza Quattro Stagioni. »Und ich dachte immer, unsereiner ist besonders im Sommer aktiv. Scheiße ja!«
    »Keine Sorge, Blaubart, ich habe alles unter Kontrolle«, sagte ich. »Mein Großhirn steht in direkter Verbindung mit einem amerikanischen Spionagesatelliten, der dieses Gebiet nach Kläffern scannt und bei jedem einzelnen nachprüft, ob für ihn auch die vorschriftsmäßige Kläffer-Steuer entrichtet wurde. Wenn nicht, setze ich mich sofort an den Rechner und erstatte eine anonyme Anzeige beim Finanzamt.«
    »Ich piss mir gleich vor Lachen auf die Hinterpfoten. Offen gesagt waren früher selbst deine schlechten Witze besser, Francis. Ich meine, man muss sich allmählich für seine Rasse schämen, wenn man dich so beobachtet. Nur fressen, furzen und pennen ist ein bisschen wenig für einen Helden. Scheiße nein!«
    Na wenn du wüsstest, dachte ich bei mir. Denn noch vor ein paar Stunden hatte ich tatsächlich den Helden spielen wollen. Natürlich einen komischen. Und natürlich erfolglos. Um genau zu sein, war das der eigentliche Grund, weswegen ich mich wie einst Jesus zur effizienten Sinnsuche in die Einöde verzogen hatte - also etwa fünfzig Meter vom Fressnapf entfernt. Der Grund für die Sinnkrise war wie so oft das Weib! Genauer, ein bestimmtes Weib, das heißt, das schönste, liebreizendste, cleverste, allerdings auch das starrsinnigste Weib, das mir je untergekommen ist: Sancta. Ein silberblaues Fellwesen der Rasse Korat mit muskulösem Körper und einem
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