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0045 - Der Höllensumpf

0045 - Der Höllensumpf

Titel: 0045 - Der Höllensumpf
Autoren: Franc Helgath
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ausschließen, dass es so etwas wie paranormale Phänomene gibt. Etwas Übersinnliches also, von dem schon Goethe gesagt hat, es gäbe mehr Dinge zwischen Himmel und Erde…«
    »Shut up«, unterbrach ihn Zamorra rau. »Ich habe die Klassiker ebenso gelesen wie du.«
    »Dürfte ich dann vielleicht bemerken, dass es inzwischen drei Uhr morgens geworden ist, dass meine Hosen nass sind, und ich friere wie ein vergessener Zugvogel im Winter.«
    »Du darfst«, antwortete Professor Zamorra ungerührt. »Wir holen noch Nicole ab, und dann…« Zamorra stockte mitten im Satz.
    Trotz der miesen Beleuchtung konnte Bill erkennen, dass der Freund kreidebleich geworden war.
    »Mein Gott«, sagten seine so plötzlich blutleer gewordenen Lippen. Und dann nochmals: »Mein Gott…«
    »He, Professorchen«, zwang sich Bill zu einer lustigeren Tonart und wusste im selben Moment, dass sie ausgerechnet in diesem Augenblick in keiner Weise angebracht war. »Zamorra! Zamorra! Was ist los mit dir?«
    Zamorra stand totenblass. Fahl schien der untergehende Mond auf sein männliches Gesicht und machte die Züge herber als sie waren.
    Diese Ahnungen!
    Diese eine Ahnung!
    Wenn seine Ahnungen ihn nur einmal trügen würden! Nur dieses eine Mal!
    Professor Zamorra sah Nicole in Lebensgefahr. Es war wie ein Schatten über ihn gekommen. Wie eine Wolke, die sich plötzlich vor die silberne Sichel des Mondes schiebt.
    Nicole!
    ***
    Nicole spürte zuerst ein Summen in den Ohren. Es wurde immer stärker, sie setzte das Cognacglas ab und griff sich irritiert an die Muscheln. Doch da war nichts, was anders gewesen wäre, als sonst auch. Da war absolut nichts, doch das Summen verstärkte sich noch mehr. Es tat beinahe weh.
    Wie zufällig blickte Nicole Duval hinaus aus dem Fenster des Appartements.
    Und da stockte ihr der Atem.
    Linda Lee hatte die Erscheinung im gleichen Augenblick wie sie gesehen. Lindas Schrei schrillte gellend durch den Raum. Todesangst klang darin mit.
    Eine Todesangst, die gerechtfertigt war…
    Ihr blieben nur mehr wenige Sekunden zu leben.
    Dann zerbarst die Scheibe. Jetzt schrie auch Nicole.
    ***
    Zamorra brauchte für die fünfzehn Meilen von Perentas Grundstück bis zur Calle Sonora nicht einmal zwanzig Minuten. Er holte aus dem Lincoln, dem Privatwagen des walrossschnäuzigen Portiers, alles heraus, was die Techniker und Konstrukteure ihm mit vom Fließband gegeben hatten. Das war nicht allzu viel aber auch nicht wenig.
    Mit wild aufkreischenden Pneus kam der Wagen vor dem Haus, in dem Linda Lee lebte, zum Stehen. Während der Fahrt hatte Zamorra Bill kurz erklärt, was er befürchtete.
    Schon als er den schweren Wagen abbremste, sah er am zersplitterten Fenster in der dritten Etage, dass seine schlimmsten Befürchtungen wahr geworden waren.
    Ganz so schlimm hatte er sich die Szenerie jedoch auch wieder nicht vorgestellt gehabt.
    Bill war es, der mit seinen breiten Schultern die Tür zu Linda Lees Appartement aufstieß. Zamorra folgte ihm auf dem Fuße. Das Amulett hatte er in der rechten Faust. Er drückte so fest zu, dass es schmerzte. Er spürte den abgegriffenen Rand an seinem Daumenballen. Hoffnungen begleiteten seinen Weg ins Innere des Appartements, durch die enge, schmale Diele hindurch.
    Hoffnungen, die sich als vergeblich entpuppen würden. Nicole war nicht mehr da.
    Aber etwas anderes war da.
    Eine Leiche.
    Linda Lee!
    Doch es gab noch Spuren.
    Sie waren blutig und bildeten Buchstaben an der Wand. Zamorra erkannte unschwer Nicoles Handschrift, auch wenn die Lettern zerfahren und in der Erregung hingekritzelt waren.
    ER HAT MICH MITGENOMMEN! ER WILL DAS AMULETT.
    BRINGE ES AN DIE UNTEN BEZEICHNETE STELLE.
    Und nach einem kleinen Absatz: BITTE!
    Was noch folgte, war eine Skizze, aus der Dan Askins – hätte er noch gelebt – vielleicht jene Stelle wiedererkannt hätte, an der Jeff Gruber im Sumpf verschwunden war.
    Zamorra betrachtete die Skizze totenblass, prägte das Bild unauslöschlich ins Gedächtnis.
    Sie hatten Lärm gemacht beim Eindringen in diese Wohnung. Die übrigen Hausbewohner wurden bereits unüberhörbar unruhig. In den unteren Stockwerken wurden Stimmen laut.
    Bill Fleming sprach Zamorra aus der Seele, als er sagte: »Nichts wie weg von hier. Das ist ja grauenhaft.«
    Der armen Linda Lee konnten sie ohnehin nicht mehr helfen.
    Wunder konnten sie keine vollbringen. Die beiden Freunde hasteten die Steintreppe hinab. Bill lief voraus und räumte die Gaffer beiseite, die sich mittlerweile aus den
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