Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magnolia Haven 01 - Morgendammerung

Magnolia Haven 01 - Morgendammerung

Titel: Magnolia Haven 01 - Morgendammerung
Autoren: Marina Schuster
Vom Netzwerk:
1
    Das »Red Lantern« war kein Ort, an dem anständige Frauen sich aufhielten.
    Doch die siebzehnjährige Joanna Shepherd lief so selbstverständlich durch das rauchgeschwängerte Hinterzimmer des Bordells, als wäre sie hier aufgewachsen, und das war sie tatsächlich.
    Allerdings war sie nicht eine der Prostituierten, ihre Aufgabe beschränkte sich lediglich darauf, bei den illegalen Pokerrunden Häppchen und Getränke zu servieren.
    »Hey Süße, bring mir noch einen Whiskey«, orderte einer der Männer am Spieltisch, ein alter, dicker Kerl mit einem grauen Haarkranz um die runzelige Glatze.
    Seine Augen glitten lüstern über Joannas Rückseite, als sie davoneilte, um ihm das Gewünschte zu besorgen.
    Sekunden später stellte sie den Jack Daniels vor ihn hin, wich geschickt seiner Hand aus, mit der er versuchte, ihren Po zu betatschen, und zog sich wieder auf ihren Platz neben der Tür zurück.
    Angespannte Stille lag im Raum, alle konzentrierten ihre Aufmerksamkeit auf die zwei Männer, die sich am Spieltisch gegenübersaßen.
    »Big Bill«, der Besitzer des »Red Lantern« zog genüsslich an seiner Zigarre und beobachtete mit kaum verhohlener Freude seinen Kontrahenten, einen etwa dreißigjährigen Mann mit blonden Haaren und blassblauen Augen.
    Die beiden waren die Einzigen, die in dieser Runde noch übrig waren. Alle anderen waren bereits ausgestiegen und warteten nun mit angehaltenem Atem darauf, dass die Karten auf den Tisch gelegt wurden.
    »Full House«, sagte Bill jetzt triumphierend und blätterte drei Damen und zwei Achten auf die mit grünem Filz überzogene Tischplatte.
    Thomas Prescott ließ sich Zeit. Er trank einen Schluck aus seinem Whiskeyglas, schaute dann zu Joanna und zwinkerte ihr freundlich zu. Anschließend drehte er gelassen seine Karten um.
    »Straight Flush«, lächelte er und sah zufrieden, wie Bill blass wurde.
    Er sah aus, als würde er jeden Moment einen Herzinfarkt bekommen. Seine Gesichtsfarbe wechselte von Weiß zu einem tiefen Rot, er schnappte nach Luft, und die übrigen Teilnehmer der Pokerrunde zogen es vor, sich schnellstens zu verabschieden. Bills Wutausbrüche, wenn er beim Pokern verlor, waren ihnen nur allzu gut bekannt, und es war besser, sich jetzt nicht in seiner Nähe aufzuhalten. Die Summe, um welche die beiden gespielt hatten, war astronomisch hoch, garantiert würde er gleich anfangen, durchzudrehen.
    Die Tür schloss sich hinter den Männern, Joanna, Bill und Thomas Prescott waren alleine im Raum. Joanna wartete mit angehaltenem Atem auf Bills Wutanfall, doch seltsamerweise blieb er heute ruhig – sehr ruhig.
    »Nun Bill«, der Blonde beugte sich ein Stück nach vorne und lächelte den fettleibigen Bordellbesitzer an, »zusammen mit der Summe vom letzten Mal schuldest du mir jetzt 75.000 Dollar. Zahlst du bar oder willst du mir einen Scheck ausstellen?«
    Bill schluckte. »Ich … ich bin im Moment nicht so bei Kasse«, murmelte er unbehaglich. »Ich könnte dir 10.000 geben und den Rest dann nach und nach.«
    Toms Lächeln verschwand. »Tut mir leid, aber so lange kann ich nicht warten.«
    »Eventuell kann ich noch weitere 20.000 auftreiben«, bot Bill an und nagte nervös an seiner wulstigen Unterlippe.
    »Das ist zu wenig.« Tom betrachtete einen Augenblick seine gepflegten Fingernägel. »Ich wäre allerdings bereit, dir ein Angebot zu machen.«
    Bill nickte eifrig. »Okay, ich höre.«
    »Nun«, Tom warf einen bedeutsamen Blick in Joannas Richtung, »ich denke, das sollten wir unter vier Augen besprechen.«
    »Lizzy, du sollst zum Boss kommen.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, verschwand die junge Frau mit den grellblond gefärbten Haaren wieder, und Elizabeth Shepherd, genannt Lizzy, erhob sich mit einem müden Seufzer vom Bett.
    Der letzte Freier war gerade erst gegangen, und sie hätte sich gerne ein wenig frisch gemacht, doch sie wusste, dass es besser war, »Big Bill« nicht warten zu lassen.
    Rasch warf sie sich einen Morgenrock über das durchsichtige Negligé, verließ dann das kleine Zimmer und eilte den Gang entlang, der von ein paar Wandlampen in ein schummriges, rotes Licht getaucht wurde.
    Sie stieg die Treppe hinunter ins Erdgeschoss, durchquerte den Flur, der sich von dem im Obergeschoss kaum unterschied. Stimmengewirr und Gelächter aus der Bar begleiteten sie auf ihrem Weg zu Bills Büro. Sie wusste, dass sie sich dort drinnen wenig später auch wieder um Kunden bemühen musste, sie hatte ihr Soll für den heutigen Abend noch nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher