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0045 - Der Höllensumpf

0045 - Der Höllensumpf

Titel: 0045 - Der Höllensumpf
Autoren: Franc Helgath
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sein strohblondes Haar gescheitelt und sah aus wie ein Metzgermeister um die Jahrhundertwende. »Larry muss da Bescheid wissen.«
    Hinter ihm trat Larry ins Zimmer. »Ist was schief gelaufen, heute«, erklärte er umständlich. In der Hand trug er eine Damenhandtasche.
    »Unser Team wollte Geldsäcke ausnehmen. Vor dem Cacadoo. Hat leider nicht geklappt, Boss. Einer ist mir nach, und da habe ich geballert. Hab’ ihn aber nicht erwischt, glaube ich.«
    »Idiot!«, brüllte Aldo Terzano los und sprang hinter seinem Schreibtisch hoch, als säße er auf einem Schleudersitz. »Bin ich denn von lauter Idioten umgeben?«
    Das war eine rein rhetorische Frage, und Terzano erwartete auch keine Antwort darauf. Es dauerte fast fünf Minuten, bis feststand, was sich scheinbar wirklich ereignet hatte, nachdem Askins nicht darauf bestand, den ominösen halbnackten Mann, der übrigens kein einziges Wort verlauten ließ, solange die emotionsgeladenen Diskussionen dauerten, im Sumpf gesehen zu haben.
    Danach war der Fremde rein zufällig dazugestoßen, als Larry kurz mal auf einen Mann aus dem »Cacadoo« schoss.
    »Verdammter Mist«, sagte Aldo Terzano zum Schluss. »Dann ist dieser Kerl bestimmt schon zur nächsten Polizeiwache unterwegs und schickt uns Bullen auf den Hals. Verschwindet, aber dalli.«
    »Und was machen wir mit ihm?«, fragte der gescheitelte Ben und stieß dem Fremden den Lauf der MPi in den Rücken, sodass er auf den Schreibtisch zutorkelte.
    »Überlasst das mir«, entschied Terzano knapp und wunderte sich nur, warum die Bullen nicht schon längst eingetroffen waren. Gestenreich schickte er seine Meute hinaus. Jeder wusste, wohin er zu verschwinden hatte. »Tut mir Leid, Fremder«, sagte Terzano dann, als das Haus wieder ruhig lag und einige Autos aus dem Hof verschwunden waren. »Sie haben ein wenig viel mitbekommen, heute Abend. Ich fürchte, das wird Ihrer Gesundheit ziemlich abträglich sein.«
    Aldo Terzano drückte sich gerne gewählt aus. Oft in den unpassendsten Augenblicken. Aber schließlich war er das seiner Karriere schuldig, dass er sich zumindest im Tonfall von seinen Leuten unterschied. Schließlich hatte auch er einmal als kleiner Killer des Syndikats angefangen. Er hatte sich hochgearbeitet. Aldo Terzano war wie viele Emigranten aus Bella Italia von Ehrgeiz zerfressen. Was ihm Sizilien nie geboten hatte – hier konnte er es erreichen. Hier im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Und er hatte schon vieles erreicht. Mit Mord und Köpfchen. Jetzt – nach längerer Zeit – musste er wieder einmal morden.
    Wie alle Italiener hatte Aldo Terzano einen ausgeprägten Sinn für Pathos, Zeremonien und feierliche Augenblicke. Deshalb hatte er sich auch so gewählt ausgedrückt. Aldo Terzano fand sich prima.
    Ohne Hast zog er den Revolver aus dem Schulterhalfter, einen Trommelrevolver mit sechs Kammern, dessen Vier-Zoll-Lauf fast in dem klobigen Schalldämpfer verschwand.
    Aldo Terzano war kein Combat-Schütze. Er nahm noch Maß.
    ***
    Den »Green Cacadoo« hatten sie gemieden. Auch Nicole hatte keine Lust mehr, sich weiterhin in Miamis Unterwelt umzusehen. Deshalb hatten sie anschließend die Bar ihres Hotels aufgesucht, nachdem die beiden Strolche, die von Zamorra und Bill ausgeknockt worden waren, sich durch Flucht entzogen hatten. Während der Rückfahrt im Taxi war aus Zamorra kein Wort herauszubekommen gewesen.
    Erst in der Bar des »Miami Ambassador« bequemte sich Professor Zamorra auf die entsprechenden Fragen des Freundes hin, zu erzählen, was eigentlich passiert war.
    Maraschino-Kirschen rollten in den Whisky-Sour-Gläsern und sahen fast weiß aus bei der roten, schummerigen Beleuchtung in der Bar. Das Trio saß in tiefen Ledersesseln, von aufmerksamen Kellnern in weißen Smokingjacken mit Argusaugen beobachtet.
    Nicole verlor kein Wort mehr über ihre Handtasche. Professor Zamorra dagegen verschwendete im Augenblick nicht einmal einen Gedanken daran. Was er an diesem Abend erlebt hatte, beschäftigte ihn pausenlos, und damit war nicht der Schuss gemeint. Diese seltsame Materialisation…
    Grübelnd fixierte Professor Zamorra die Kirsche in seinem Glas.
    Das Glas schwitzte in der vollklimatisierten Wärme der Bar. Das Eis war schon aufgetaut. Die Vielzahl von Fragen stand unausgesprochen im Raum. »Nun gut«, begann Zamorra. »Ich will euch sagen, was mich so schweigsam gemacht hat. Der Schuss jedenfalls war es nicht.«
    Bill Fleming hatte seine Beine übereinander geschlagen. Jetzt trennte er
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