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0045 - Der Höllensumpf

0045 - Der Höllensumpf

Titel: 0045 - Der Höllensumpf
Autoren: Franc Helgath
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nachdem jeder sich auf einem eigenen Zettel per Unterschrift verewigen und den Zweck des Besuches angeben musste.
    Bald darauf gingen im ersten Stock ein paar Lichter an.
    Der junge Beamte, der sie empfing, hieß Herald Robinson. Er machte einen intelligenten Eindruck und kritzelte Hieroglyphen auf einen Notizblock, während Professor Zamorra, Bill Fleming und Nicole Duval wechselseitig erklärten, was vor dem »Green Cacadoo« vorgefallen war. Von einem vollkommen zernarbten Mann, der aus dem Nichts aufgetaucht war, war keine Sekunde lang die Rede.
    Lieutenant Robinson wiederholte, was Nicole als den Inhalt ihrer Handtasche angegeben hatte. »Sie sind als Touristen hier?«, fragte er abschließend und fast etwas wie Bedauern schwang in seiner Stimme mit. Er musste Miami schon sehr gut kennen.
    »Ja«, antwortete Professor Zamorra für alle. »Ein sehr bedauerlicher Zwischenfall. Aber ich würde die Strolche erkennen. Ich möchte mich ja nicht in die Art Ihres Vorgehens einmischen, aber ich denke doch, dass ich einige der Leute wiedererkennen würde.«
    Die Augenbrauen von Lieutenant Robinson ruckten hoch. »Tatsächlich? Die Gegend um das ›Green Cacadoo‹ ist nicht besonders hell.«
    »Es geschah direkt unter der Leuchtschrift«, sagte Zamorra.
    »Wenn die Männer in Ihrer Kartei enthalten sind, dann erkenne ich sie mit Sicherheit wieder.«
    »Das ist ja bestens!«, freute sich Lieutenant Robinson, und er freute sich wirklich. »Kommen Sie bitte mit. Ich führe Sie in unser Archiv. Hoffentlich finde ich die entsprechenden Akten. Die Leute vom Archiv sind nachts nicht da. Ich müsste Sie sonst morgen noch mal herbemühen.« Er schaute auf die Uhr und grinste bedauernd. »Ich meine heute Morgen. Es ist schon Mitternacht vorbei.«
    Diesmal gingen keine weiteren, zur Straße hin sichtbaren Lichter an. Das Archiv befand sich im ersten Kellergeschoss.
    »Bitte sehr«, sagte Lieutenant Robinson und riss einige Schubladen auf. »Leider haben wir unsere Kunden nur nach Namen geordnet. Nicht nach Alter. Sie sagten, sie wären zwischen dreißig und vierzig Jahre alt gewesen?«
    Professor Zamorra nickte und begann zu suchen. Seinem Beispiel folgten Nicole und Bill Fleming.
    Nicole war es, die zuerst einen freudigen Schrei ausstieß. Gerade so, als wäre sie zufällig einem alten, guten Freund begegnet.
    »Das ist er!«, rief sie, und sofort war Robinson bei ihr und nahm ihr die Karteikarte aus der Hand.
    »Sind Sie sicher?«, fragte er zweifelnd, nachdem er kurz den Text auf der Karte überflogen hatte. »Sie müssen sich irren!«
    »Ganz sicher«, beharrte Nicole, und eine V- förmige Unmutsfalte bildete sich auf ihrer Stirn. »Absolut sicher.«
    Robinson schüttelte den Kopf. »Tut mir wirklich Leid, Ma’am«, sagte der junge Lieutenant. »Aber Sie müssen sich getäuscht haben. Larry Snow sitzt zurzeit in St. Augustin. Schon seit zwei Jahren. Drei weitere Jährchen hat er abzubrummen. Außerdem ist er nicht aus der Branche. Larry sitzt wegen fortgesetzten Betruges. Zu einer Gewalttat wäre er niemals fähig.«
    »Schade«, zirpte Nicole, und Professor Zamorra wunderte sich.
    »Dabei war ich mir so sicher.«
    »Da kann man nichts machen«, meinte Lieutenant Robinson.
    »Wahrscheinlich ist es ohnehin besser, wenn Sie heute früh wiederkommen. Sie müssen schon sehr müde sein, und hier wären um die zehntausend Aufnahmen durchzusehen. Es war unsinnig von mir, Ihnen heute das noch zuzumuten.«
    Professor Zamorra hatte ein unverschämtes Grinsen Nicoles aufgefangen, das er im Augenblick noch nicht zu deuten wusste. Aber Nicole war auch mit weiblicher Raffinesse ausgestattet. Im Übermaß, wie er manchmal bedauerte. Manchmal jedoch hatte ihre Raffiniertheit auch ihre guten Seiten. Das gab er unumwunden zu. Deshalb streckte auch er seine Hand aus, als es um die Verabschiedung ging.
    »Ein netter, junger Mann«, flötete Nicole fröhlich, als sie wieder vor dem Präsidium standen.
    »Und wir wissen nach wie vor nicht, wer die Knaben waren, die uns ans Leder wollten«, stellte Bill lakonisch fest.
    »Sie irren, Bill«, sagt Nicole Duval, und Professor Zamorra war wieder einmal immens stolz auf seine Sekretärin, denn er hatte ihren Trick durchschaut. Doch er nahm ihr die Freude nicht, Bill Fleming aufzuklären. »Einen weiß ich«, meinte Nicole und schürzte spöttisch ihre Lippen. »Zwar heißt er nicht Larry Snow, aber dafür Larry Snyder. Ich habe sein Gesicht zwei Karten weiter gefunden. Die Adresse natürlich auch. Miami
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