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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
Autoren: Jean M. Auel
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angeknurrt, als er noch nicht einmal halb ausgewachsen war. Jetzt, in einer unbekannten Umgebung, die vielleicht das Revier eines anderen Rudels war, mußte es für ihn ganz natürlich sein, daß er sie verteidigen wollte, sobald er Fremde zu Gesicht bekam, insbesondere feindselige Fremde mit Speeren. Warum hatten die Bewohner dieses Lager ihre Speere gezückt?
    Ayla hatte den Eindruck, daß etwas an dem Gesang ihr vertraut war; dann wurde ihr klar, was es war. Die Worte entstammten der geheiligten archaischen Sprache, die nur die Mamutoi beherrschten. Ayla verstand nicht alles - der Mamut des Löwen-Lagers hatte erst kurz vor ihrer Abreise begonnen, sie die Sprache zu lehren , aber sie begriff trotzdem, daß der laute Gesang im Grunde die gleiche Bedeutung hatte wie die Worte, die er ihnen vorher zugerufen hatte, obwohl er jetzt eher schmeichelnde Ausdrücke gebrauchte. Er flehte die Geister des fremden Wolfes und der Pferdemenschen an, zu verschwinden und sie in Ruhe zu lassen, zurückzukehren in die Welt der Geister, der sie angehörten.
    In Zelandonii sprechend, damit die anderen Leute sie nicht verstehen konnten, erklärte Ayla Jondalar, was der Mamut sagte.
    "Sie halten uns für Geister? Natürlich!" sagte er. "Ich hätte es wissen müssen. Sie haben Angst vor uns. Deshalb bedrohen sie uns mit ihren Speeren. Ayla, es ist durchaus möglich, daß es uns jedes Mal so ergeht, wenn wir unterwegs auf Leute stoßen.
    Wir haben uns inzwischen an die Tiere gewöhnt, aber die meisten Leute denken im Zusammenhang mit Pferden oder Wölfen an nichts anderes als an Fleisch oder Felle."
    "Beim Sommertreffen waren auch die Mamutoi zu Anfang sehr aufgeregt. Es dauerte eine Weile, bis sie sich an den Gedanken gewöhnt hatte, daß die Pferde und Wolf bei uns lebten; aber schließlich haben sie sie akzeptiert", sagte Ayla.
    "Als ich in der Höhle in deinem Tal zum ersten Mal die Augen aufschlug und sah, wie du Winnie geholfen hast, Renner zur Welt zu bringen, da dachte ich, der Löwe hätte mich getötet, und ich wäre in der Welt der Geister aufgewacht", sagte Jolandar. "Vielleicht sollte ich auch absteigen und ihnen zeigen, daß ich ein Mann bin und nicht mit Renner verbunden wie eine Art Mann-Pferd-Geist."
    Jondalar saß ab, behielt jedoch den Zügel in der Hand, der an einem selbstgefertigten Halfter befestigt war. Renner warf den Kopf hoch und versuchte, vor dem Mamut zurückzuweichen, der nach wie vor seinen Stab schwenkte und laut sang. Winnie stand mit gesenktem Kopf; Ayla benutzte weder Zügel noch Halfter, sie lenkte ihr Pferd ausschließlich durch Andrücken der Beine und Bewegung ihres Körpers.
    Als der Schamane ein paar Worte der fremden Sprache aufschnappte, die die Geister sprachen, und sah, wie Jondalar absaß, sang er noch lauter, flehte die Geister an, sie zu verlassen, versprach ihnen Zeremonien, versuchte, sie mit dem Angebot von Geschenken zu besänftigen.
    "Ich glaube, du solltest ihnen sagen, wer wir sind", sagte Ayla. "Der Mamut regt sich immer mehr auf."
    Jondalar hielt das Seil kurz am Kopf des Hengstes. Renner war offensichtlich im Begriff zu steigen - der Mamut mit seinem Stab und seinem Geschrei machte ihn unruhig. Sogar Winnie sah aus, als wollte sie gleich scheuen, und sie war im allgemeinen wesentlich ausgeglichener als ihr leicht erregbarer Sohn.
    "Wir sind keine Geister", rief Jondalar, als der Mamut einen Augenblick innehielt, um Luft zu holen. "Ich bin ein Besucher, unterwegs auf einer Reise, und sie“ – er deutete auf Ayla - "ist eine Mamutoi vom Herdfeuer des Mammut."
    Die Leute warfen einander zweifelnde Blicke zu. Der Mamut hörte auf, zu singen und tanzen, schwenkte aber immer noch hin und wieder seinen Stab, während er sie musterte. Vielleicht waren sie Geister, die ihnen einen Streich spielten, aber immerhin hatte er sie dazu gebracht, in einer Sprache zu sprechen, die jeder verstehen konnte. Schließlich sprach der Mamut.
    "Warum sollten wir euch glauben? Woher sollen wir wissen, daß ihr nicht versucht uns zu überlisten? Du sagst, sie gehört zum Herdfeuer des Mamut, aber wo ist ihr Zeichen?
    Auf ihrem Gesicht ist keine Tätowierung."
    Ayla meldete sich zu Wort. "Er hat nicht gesagt, daß ich ein Mamut bin. Er hat gesagt, daß ich zum Herdfeuer des Mammut gehöre. Der alte Mamut vom Löwen-Lager hat mich unterwiesen, bevor ich abreiste, aber meine Unterweisung ist noch nicht abgeschlossen."
    Der Mamut beriet sich mit einem Mann und einer Frau, dann drehte er sich wieder um.
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