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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
Autoren: Jean M. Auel
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"Dieser hier" - er deutete mit einem Kopfnicken auf Jondalar "ist, wie er sagt, ein Besucher. Er spricht zwar recht gut, aber er tut es mit dem Klang einer fremden Zunge. Du behauptest, du wärest eine Mamutoi, aber etwas an der Art, wie du sprichst, ist nicht Mamutoi."
    Jondalar hielt den Atem an und wartete. Ayla hatte eine ungewöhnliche Art zu sprechen. Es gab Laute, die sie nicht ganz richtig hervorbrachte, und auch die Art, wie sie sie aussprach, war ganz und gar einzigartig. Es war völlig eindeutig, was sie meinte, und nicht abstoßend ihm gefiel es sogar, aber es war auffällig. Es war nicht ganz dasselbe wie der Akzent einer anderen Sprache; es war mehr als das und zugleich etwas anderes. Dennoch war es genau das ein Akzent, aber der einer Sprache, die die meisten Leute nie gehört hatten und die sie nicht einmal als Sprache erkennen würden. Ayla sprach mit dem Akzent der gutturalen, nur über einen beschränkten Lautschatz verrügenden Sprache des Volkes, das sie als junge Waise aufgenommen und großgezogen hatte.
    "Ich bin nicht bei den Mamutoi geboren", sagte Ayla. Sie hielt Wolf noch immer zurück, obwohl er jetzt nicht mehr knurrte. "Ich bin vom Herdfeuer des Mammut adoptiert worden, und zwar vom Mamut selbst."
    Es gab eine kurzen Wortwechsel zwischen den Leuten und eine weitere Beratung zwischen dem Mamut und der Frau und dem Mann.
    "Wenn ihr nicht zur Welt der Geister gehört, wie habt ihr dann Gewalt über den Wolf und bringt Pferde dazu, euch auf ihrem Rücken zu tragen?" fragte der Mamut, entschlossen, direkt zur Sache zu kommen.
    "Es ist nicht schwer, wenn man sie findet, wenn sie noch jung sind", sagte Ayla.
    "Du sagst das, als ob es ganz einfach wäre. Da muß mehr da-hinterstecken." Die Frau würde keinen Mamut zum Narren halten, der gleichfalls zum Herdfeuer des Mammut gehörte.
    "Ich war dabei, als sie das Wolfsjunge in die Hütte brachte", versuchte Jondalar zu erklären. "Es war so jung, daß es noch saugte, und ich war sicher, daß es sterben würde. Aber sie fütterte es mit kleingeschnittenem Fleisch und Brühe und stand dazu sogar mitten in der Nacht auf, wie man es bei einem Kleinkind tut. Als der Wolf am Leben blieb und zu wachsen begann, waren alle überrascht, aber das war nur der Anfang. Später brachte sie ihm bei, genau das zu tun, was sie wollte daß er nicht im Innern der Hütte sein Wasser ließ oder sie beschmutzte, daß er nicht nach Kindern schnappte, selbst wenn sie ihm weh taten. Wenn ich nicht dabeigewesen wäre, hätte ich nie geglaubt, daß man einen Wolf soviel lehren kann oder daß er soviel versteht. Es stimmt, man muß mehr tun, als sie nur jung finden. Sie sorgte für ihn wie für ein Kind. Sie ist dem Tier eine Mutter, deshalb tut es, was sie will."
    "Und was ist mit den Pferden?" fragte der Mann, der neben dem Schamanen stand. Er hatte den temperamentvollen Hengst gemustert und den hochgewachsenen Mann, der ihn hielt.
    „Mit den Pferden ist es nicht anders. Man kann ihnen vieles beibringen, wenn man sie jung findet und für sie sorgt. Es braucht Zeit und Geduld, aber sie lernen."
    Die Leute hatten ihre Speere gesenkt und hörten sehr in-teressiert zu. Von Geistern war nicht bekannt, daß sie eine ganz normale Sprache benutzten, obwohl all dieses Gerede über Bemuttern von Tieren genau der merkwürdigen Aus-drucksweise entsprach, für die Geister bekannt waren – Worte, die nicht ganz das waren, was sie zu sein schienen.Dann ergriff die Frau das Wort.
    "Ich weiß nichts darüber, wie man die Mutter von Tieren sein kann, aber ich weiß, daß das Herdfeuer des Mammut keine Fremden adoptiert und sie zu Mamutoi macht. Es ist kein gewöhnliches Herdfeuer. Es ist denen gewidmet, die der Mutter dienen. Die Leute wählen das Herdfeuer des Mammut oder werden von ihm erwählt.
    Ich habe Verwandte im Löwen-Lager. Der Mamut ist sehr alt, vielleicht der älteste lebende Mann. Weshalb hätte er jeman-den adoptieren sollen? Und ich glaube nicht, daß Lutie es zu-gelassen hätte. Was ihr sagt, ist sehr schwer zu glauben, und ich sehe nicht ein, weshalb wir es glauben sollten."
    Ayla spürte etwas Zweideutiges in der Art der Frau, zu sprechen, oder vielmehr in den Gesten, die ihre Worte be-gleiteten: die Versteifung des Rückens, die Anspannung der Schulter, das nervöse Stirnrunzeln. Sie schien auf irgend etwas Unerfreuliches gefaßt zu sein. Dann wurde Ayla klar, daß die Frau sich nicht einfach versprochen hatte - sie hatte absichtlich eine Lüge in ihre Rede
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