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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
Autoren: Jean M. Auel
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sie sprächen zu eilfertig, wären zu entgegenkommend, und sie war sicher, daß hinter dem, was die beiden gesagt hatten, noch mehr stecken mußte. Sie traute ihnen nicht und wollte mit ihnen nichts zu schaffen haben.
    Daß der Mamut sie als Menschen akzeptierte, geschah erst, nachdem ihm ein anderer Gedanke gekommen war, der für jemanden, der sich auf solche Dinge verstand, das ungewöhnliche Verhalten der Tiere viel einleuchtender er-scheinen ließ. Er war sicher, daß die blonde Frau eine mächtige Ruferin war und daß der alte Mamut gewußt haben mußte, daß ihr eine außergewöhnliche Gewalt über Tiere angeboren war. Vielleicht war auch der Mann ein Rufer. Später, wenn ihr Lager beim Sommertreffen angelangt war, würde er sich mit den Leuten vom Löwen-Lager unterhalten; bestimmt hatten sich die Mamuti über diese beiden ihre eigenen Gedanken gemacht. Es war leichter, an Magie zu glauben als an die absurde Behaupt-ung, man könne Tiere zähmen.
    Die drei Personen, die miteinander konferierten, waren uneins. Die Frau fühlte sich unbehaglich, die Fremden beunruhigten sie. Wenn sie darüber nachgedacht hätte, hätte sie vielleicht zugegeben, daß sie Angst hatte. Es gefiel ihr ganz und gar nicht, mit einer derart offensichtlichen Demonstration unerklärlicher Kräfte konfrontiert zu werden, aber sie wurde überstimmt. Der Mann ergriff das Wort.
    "Diese Stelle, wo die beiden Flüsse zusammenfließen, ist ein guter Ort für ein Lager. Die Jagd war gut, und eine Herde Riesenhirsche wandert auf uns zu. Sie müßte in ein paar Tagen hier sein. Wir haben nichts dagegen, wenn ihr euer Lager in der Nähe aufschlagt und euch der Jagd anschließt."
    "Wir danken euch für das Angebot", sagte Jondalar. "Wir werden vielleicht unser Lager für eine Nacht in der Nähe aufschlagen, aber morgen früh müssen wir weiter."
    Es war ein vorsichtiges Angebot, weit entfernt von der Art, auf die er und sein Bruder während ihrer Fußwanderung von Fremden willkommen geheißen worden waren. Die formelle, im Namen der Mutter geäußerte Begrüßung bot mehr als nur Gastfreundschaft. Sie galt als Einladung, sich ihnen anzuschließen, bei ihnen zu bleiben und eine Zeitlang mit ihnen zusammenzuleben. Die wesentlich eingeschränktere Einladung verriet ihre Unsicherheit, aber wenigstens wurden sie jetzt nicht mehr mit Speeren bedroht.
    "Dann teilt, im Namen von Mut, zumindest die Abendmahl-zeit mit uns und eßt auch am Morgen mit uns zusammen." So weit konnte der Anführer gehen, und Jondalar hatte den Eindruck, daß er ihnen gern ein weitergehendes Angebot gemacht hätte.
    "Im Namen der Großen Erdmutter, wir werden heute abend gern mit euch essen, nachdem wir unser Lager aufgeschlagen haben", erklärte Jondalar, "aber morgen früh müssen wir zeitig aufbrechen."
    "Wohin wollt ihr denn so eilig?"
    Die Unverblümtheit, die typisch war für die Mamutoi, ver-blüffte Jondalar noch immer, selbst nachdem er so lange bei ihnen gelebt hatte. Die Frage des Anführers wäre von Jondalars Leuten als unhöflich empfunden worden; nicht als grober Verstoß, lediglich als ein Zeichen mangelnder Reife oder fehlenden Verständnisses für die subtile und indirektere Ausdrucksweise erfahrener Erwachsener.
    Aber Jondalar hatte begriffen, daß Direktheit und Unverblümtheit bei den Mamutoi als schicklich galten und man-gelnde Offenheit Argwohn erregte, obwohl sie keineswegs immer so offen waren, wie es schien. Es gab auch Spitzfin-digkeiten. Es kam darauf an, wie man Direktheit formulierte, wie sie aufgenommen wurde und was ungesagt blieb. Aber gegen die offen eingestandene Neugier des Anführes dieses Lagers war, nach den Maßstäben der Mamutoi, nicht das ge-ingste einzuwenden.
    "Ich kehre nach Hause zurück", sagte Jondalar, "und neh-me diese Frau mit."
    "Weshalb sollten da ein oder zwei Tage einen Unterschied machen?"
    "Meine Heimat liegt weit von hier entfernt im Westen. Ich habe sie vor" - Jondalar hielt einen Moment inne, um zu überlegen - "vier Jahren verlassen, und wir werden ein weiteres Jahr brauchen, um sie zu erreichen wenn wir Glück haben. Es gibt ein paar gefährliche Stellen, die wir unterwegs überqueren müssen - Flüsse und Eis -, und ich möchte nicht in der falschen Jahreszeit dort ankommen."
    "Im Westen? Ihr reist doch offenbar nach Süden."
    "Ja. Wir sind unterwegs zum Beran-See und zum Großen Mutter Fluß, dem wir dann stromaufwärts folgen wollen."
    "Vor einigen Jahren ist ein Vetter von mir nach Westen ge-reist, um Handel zu
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